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Sieben Siegel 10 - Mondwanderer

Sieben Siegel 10 - Mondwanderer

Titel: Sieben Siegel 10 - Mondwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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johlten, als sei dies schon ein besonders gelungener Bestandteil der Schattenshow. In Windeseile durchbrachen die schwarzen Kugeln die Schwaden und wurden von ihnen verschluckt. Zuletzt sah es aus, als triebe ein Windstoß sie nach Süden. Nach Giebelstein.
    Lediglich zwei Ballons waren nicht davongeflogen. Ihre Besitzer hielten sie noch immer in den Händen, unsicher, was sie nun tun sollten.
    Lisa und Chris wagten nicht, ihre Ballons steigen zu lassen. Allerdings war ihnen klar, dass sie damit die Blicke aller auf sich zogen. Auch die der Schattenwesen.
    Doktor Karfunkel streckte die Hand aus und deutete auf die Siegelträger. »Wenn dann bitte auch der Junge und das Mädchen in der ersten Reihe ihre Ballons fliegen lassen würden …«
    Sie hatten keine andere Wahl. Schon wandten sich neun gesichtslose Schädel in ihre Richtung.
    Lisa und Chris ließen die Schnüre los. Ihre beiden Ballons schnellten abrupt nach oben, so als hätten sie – oder ihr Inhalt – es gar nicht erwarten können, endlich freizukommen. Wie Kanonenkugeln schossen sie aufwärts und verschwanden im Nebel.
    »Und nun«, rief Doktor Karfunkel in die Menge und wedelte mit seinem Zylinder, »möchte ich Sie bitten, einer nach dem anderen den Weg durch unsere fantastischen, sensationellen, unfassbaren Schattenwaggons anzutreten.«
    Die Menge jauchzte vor Begeisterung.
    »Meine Mitarbeiter werden Ihnen helfen, den Bahndamm heraufzusteigen.«
    Die neun Schattenmänner rückten vorwärts.
    »Und den Anfang machen –«, Karfunkels Augen geisterten über die Häupter der Zuschauer, »– unsere beiden jungen Freunde in der ersten Reihe.«
    Lisa stockte der Atem.
    Chris ballte die Hände zu Fäusten.
    Und von allen Seiten kamen die Schattenwesen näher.

Schattensterne
    Kyra lag im Dunkeln und horchte auf das Summen der Mücke.
    Sie konnte nicht schlafen. Nicht nur, weil sie fürchtete, das Insekt könne sich jeden Augenblick auf ihr Bein, ihre Hand oder – Gott bewahre – auf ihr Gesicht setzen und seinen Saugrüssel in ihre Haut bohren. Normalerweise verkroch sie sich in solchen Fällen in den Bezug ihres Bettzeugs, tauchte sogar mit dem Kopf darin unter. Sie hasste es, wenn Mücken nachts um ihre Ohren sausten. Vor allem weil die Mistviecher die üble Angewohnheit hatten, sich in ihrem Ohr niederzulassen.
    Aber heute Nacht gab es einen anderen Grund, der sie wach hielt. Genau genommen, sogar zwei. Der eine war der Schmerz in ihrem Fußknöchel. Dumm gelaufen, wirklich. Doch damit konnte sie zur Not leben.
    Viel schlimmer war die Tatsache, dass Chris und Lisa allein zur Schattenshow gegangen waren. Sie war nicht etwa eifersüchtig, wie Lisa vielleicht vermutet hätte. Natürlich hatte sie Chris sehr gerne. Aber wirklich wichtig war ihr im Moment nur eins: das Vermächtnis ihrer Mutter Dea. Es umfasste für sie mehr als nur das Erbe der Sieben Siegel, es bedeutete auch, sich tiefer gehend mit den Mysterien des Übernatürlichen befassen zu müssen. Seit Kyra an Deas Seite die Anderswelt betreten und dort gemeinsam mit ihrer Mutter die Hexenkönigin Morgana besiegt hatte, war sie entschlossener denn je, in Deas Fußstapfen zu treten. Sie würde dem Arkanum die Stirn bieten, koste es, was es wolle.
    Das aber brachte sie zurück zu ihrer eigentlichen Sorge: Was, wenn Lisa und Chris dort draußen in Bedrängnis gerieten? In dämonische Bedrängnis? Waren die beiden überhaupt in der Lage, allein damit fertig zu werden?
    Die Tatsache, dass vor einer Viertelstunde die Siegel auf Kyras Arm erschienen waren, machte die Sache nicht gerade einfacher. Sie wusste jetzt, dass ihren Freunden Gefahr drohte. Vermutlich auch ihr selbst, aber das wurde von Mal zu Mal unwichtiger für sie. Mit ihrem Wissen wuchs auch ihre Überzeugung, selbst ganz gut auf sich Acht geben zu können.
    Vielleicht hatten die drei anderen ja Recht, auch wenn sie es selten offen aussprachen: Kyra wurde mehr und mehr wie ihre Mutter – eine Wandlung, die sich in letzter Zeit noch beschleunigt hatte. Kyra verstand es selbst nicht genau, denn nach wie vor stand sie der Begegnung mit Dea zwiespältig gegenüber, fühlte sich von ihrer Mutter ausgenutzt. Kyra war überzeugt davon, dass Dea sich ihr nur zu erkennen gegeben hatte, weil sie die Hilfe ihrer Tochter im Kampf gegen Morgana benötigt hatte. Und danach war sie erneut verschwunden, unerreichbar fern in der Anderswelt, diesem fantastischen Ort neben unserer Wirklichkeit.
    Aber Kyra wollte jetzt nicht an Dea denken und auch nicht an

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