Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman
Tempo noch einmal beschleunigen.
»Dahinten sind sie«, stieß sie atemlos, aber noch immer die Erste, hervor.
Lukas setzte zum Sprint an, um sie einzuholen. In der Ferne stieg weißer Rauch vom Kühler des Jaguars auf, der auf die Gabel eines Befrachters gespießt war. Zofia atmete tief, um ihr Tempo halten zu können.
»Ich kümmere mich um ihn, und Sie nehmen sich die Docker vor … sobald Sie mich eingeholt haben«, sagte sie und gab ihr Letztes.
Sie umrundete die Menge, die sich um das Autowrack aufgestellt hatte. Um keine kostbare Sekunde zu verlieren, blickte sie sich nicht nach ihm um, sondern begnügte sich damit, sich vorzustellen, was Lukas hinter ihr wohl für ein Gesicht machte.
»Einfach lächerlich! Wir machen doch keinen Wettlauf, soweit ich weiß!«, hörte sie ihn drei Schritte hinter sich rufen.
Die Docker standen schweigend um den leeren Wagen. Einer kam angerannt: Der Pförtner hatte niemanden an seinem Häuschen vorbeikommen sehen. Ed musste also noch im Hafen sein, wahrscheinlich hinter einem der unzähligen Container verschanzt. Die Versammlung löste sich auf, jeder lief in eine andere Richtung, fest entschlossen, den Flüchtigen als Erster zu finden. Lukas trat zu Zofia.
»Ich möchte nicht an seiner Stelle sein!«
»Die Sache scheint Sie zu belustigen!«, entgegnete sie gereizt. »Helfen Sie mir lieber, ihn vor den anderen zu finden!«
»Ich bin etwas aus der Puste, und wer ist wohl schuld daran?«
»Das ist doch die Höhe!«, rief Zofia, die Fäuste in die Hüften gestemmt. »Wer hat denn angefangen?«
»Sie!«
Die Stimme von Julius unterbrach die beiden:
»Eure Unterhaltung scheint ja sehr anregend zu sein. Aber wenn ihr sie später fortsetzen würdet, könnten wir vielleicht ein Menschenleben retten. Kommt mit!«
Unterwegs erklärte Julius ihnen, Ed habe sein Auto nach dem Aufprall verlassen und versucht, zum Hafenausgang zu gelangen. Auf der Höhe des Brückenbogens Nr. 7 sei ihm die Meute gefährlich dicht auf den Fersen gewesen.
»Wo ist er jetzt?«, fragte Zofia, die neben dem alten Stadtstreicher ging, besorgt.
»Unter einem Haufen alter Kleider!«
Julius hatte größte Mühe gehabt, ihn dazu zu bringen, sich in seinem Einkaufswagen zu verstecken.
»Ich habe selten einen so unsympathischen Menschen gesehen! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie er sich angestellt hat!«, schimpfte Julius. »Aber als ich ihm das Becken gezeigt habe, in das die Docker ihn werfen würden, hat ihn die Farbe des Wassers davon überzeugt, dass meine Wäsche doch gar nicht so schmutzig ist.«
Lukas, der noch immer hinter ihnen ging, beschleunigte den Schritt, um sie einzuholen, und murmelte:
»Sie haben angefangen!«
»Habe ich nicht!«, raunte sie zurück.
»Sie haben als Erste Tempo zugelegt.«
»Stimmt nicht.«
»So, jetzt reicht’s aber, ihr beiden!«, sagte Julius. »Der Inspektor ist bei ihm, wir müssen einen Weg finden, den Mann unbemerkt hier herauszuschaffen.«
Inspektor Pilguez winkte sie herbei. Er übernahm die Leitung der Operation.
»Sie sind alle bei den Kränen und suchen jeden Winkel ab, aber bald werden sie hier sein! Kann einer von Ihnen beiden möglichst unauffällig Ihren Wagen holen?«
Der Ford war an einem ungünstigen Ort geparkt. Bei dem Versuch, ihn zu holen, würde Zofia mit Sicherheit die Aufmerksamkeit der Docker erregen. Lukas schwieg und zeichnete mit der Schuhspitze einen Kreis in den Staub. Julius wies ihn mit einem Blick auf den Kran hin, der ganz in ihrer Nähe das Wrack eines Chevrolet Camaro auf den Pier hievte. Es war der siebte Wagen, das er aus dem Wasser barg.
»Ich wüsste schon, wo man hier in der Nähe Autos finden kann, doch die Motoren geben beim Anlassen so ein komisches Blubbern von sich!«, flüsterte Julius Lukas ins Ohr.
Unter dem fragenden Blick von Inspektor Pilguez entfernte sich Lukas und brummte:
»Ich besorge Ihnen, was Sie brauchen!«
Drei Minuten später kam er am Steuer eines geräumigen Chrysler zurück, den er vor dem Brückenbogen parkte. Julius schob den Einkaufswagen heran, Pilguez und Zofia halfen Hurt heraus. Der stellvertretende Generaldirektor legte sich auf den Rücksitz, und Julius breitete eine seiner Decken über ihm aus.
»Und seien Sie bitte so freundlich, sie reinigen zu lassen, bevor Sie mir die Decke zurückbringen!«, sagte er und knallte die Tür zu.
Zofia nahm neben Lukas Platz. Pilguez trat an ihr Fenster.
»Beeilen Sie sich!«
»Sollen wir ihn zum Kommissariat bringen?«, erkundigte
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