Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman
sich Lukas.
»Wozu?«, entgegnete der Inspektor verdrossen.
»Leiten Sie denn keine Untersuchung gegen ihn ein?«, fragte Zofia.
»Das einzige Beweisstück, das ich hatte, war ein kleiner Kupferzylinder von zwei Zentimeter Länge, und den habe ich opfern müssen, um Sie zu retten! Doch ist es nicht die Aufgabe einer Sicherung, Überspannungen zu verhindern?«, fügte er achselzuckend hinzu. »Also, los jetzt.«
Lukas legte den ersten Gang ein, und der Wagen entfernte sich, eine Staubwolke hinter sich herziehend. Während sie noch am Pier entlangfuhren, hörten sie Eds erstickte Stimme:
»Das werden Sie mir büßen, Lukas!«
Zofia lüpfte die Decke ein Stückchen, sodass Hurts hochrotes Gesicht zum Vorschein kam.
»Ich glaube nicht, dass dies der richtige Augenblick für solche Drohungen ist«, erklärte sie mit distanzierter Stimme.
Der stellvertretende Generaldirektor, dessen Lider unkontrolliert zuckten, fügte jedoch an Lukas gewandt hinzu:
»Sie sind erledigt, Lukas! Sie wissen nicht, wie groß meine Macht ist!«
Lukas zog unvermittelt die Handbremse an, und der Chrysler rutschte mit blockierten Rädern einige Meter weiter. Die Hände auf dem Lenkrad wandte sich Lukas an Zofia:
»Steigen Sie aus!«
»Was haben Sie vor?«, fragte sie besorgt.
Der Ton, in dem er seinen Befehl wiederholte, ließ keine Widerrede zu. Sie stieg aus, und das Fenster schloss sich quietschend. Im Rückspiegel sah Hurt Lukas’ dunkle Augen, die jetzt fast schwarz schienen.
»Sie wissen nichts von meiner Macht, mein Bester!«, sagte Lukas. »Aber keine Sorge, Sie werden es gleich erfahren.«
Er zog den Zündschlüssel ab und stieg ebenfalls aus. Kaum hatte er sich einen Schritt entfernt, verriegelten sich alle Türen. Die Drehzahlen des Motors stiegen langsam an, und als Ed sich aufrichtete, stand der Zeiger des Tourenzählers schon auf 4500. Die Räder drehten auf dem Asphalt durch, ohne dass sich der Wagen vom Fleck rührte.
Lukas verschränkte die Arme und murmelte:
»Irgendetwas funktioniert nicht, aber was?«
»Was machen Sie da?«, schrie Zofia und schüttelte ihn.
Im Wageninneren spürte Ed, wie er von einer unsichtbaren Kraft auf den Sitz gedrückt wurde. Die Rückenlehne wurde plötzlich aus den Halterungen gerissen und an die Heckscheibe gepresst. Um sich dieser Kraft zu widersetzen, versuchte Hurt, sich an der ledernen Halteschlaufe festzuklammern, doch die Naht gab nach. Verzweifelt hielt er sich am Türgriff fest, aber der Sog war so stark, dass seine Gelenke blau anliefen, ehe die Finger nachgaben. Je mehr Ed kämpfte, desto weiter rutschte er nach hinten. Sein Körper wurde von einem ungeheuren Gewicht zusammengepresst und unerbittlich in den Kofferraum gedrückt. Seine Nägel krallten sich vergebens in das Leder des Sitzes; als er im Kofferraum war, fiel die Rückenlehne zurück an ihren Platz, und der Sog ließ nach. Er war jetzt im Dunkeln. Auf dem Armaturenbrett hatte der Tourenzähler seinen Höchststand erreicht. Draußen war das Heulen des Motors ohrenbetäubend geworden. Die qualmenden Reifen hinterließen schwarze Gummispuren, und das ganze Fahrzeug vibrierte. Zofia stürzte zum Wagen, um seinen Insassen zu befreien, doch der Innenraum war leer. Sie geriet in Panik und wandte sich zu Lukas, der mit besorgter Miene den Zündschlüssel hin- und herdrehte.
»Was haben Sie mit ihm gemacht?«, fragte Zofia.
»Er ist im Kofferraum«, antwortete er gedankenverloren. »Irgendetwas funktioniert nicht … Was habe ich bloß vergessen?«
»Sie sind ja völlig verrückt! Wenn die Bremse nicht hält …«
Zofia hatte keine Zeit, ihren Satz zu beenden. Augenscheinlich erleichtert nickte Lukas und schnipste umgehend mit den Fingern. Im Inneren des Wagens löste sich die Handbremse, und der Chrysler schoss ins Hafenbecken. Zofia lief an den Rand des Piers und starrte auf das Heck, das noch aus den Fluten ragte: Die Klappe des Kofferraums öffnete sich, und der stellvertretende Generaldirektor nahm sein unfreiwilliges Bad im brackigen Wasser. Zunächst trieb er, spuckend und keuchend, dahin wie ein Korken, dann bewegte er sich mit unbeholfenen Schwimmzügen auf die steinerne Treppe zu. Der Wagen versank und mit ihm Lukas’ großes Immobilienprojekt. Er stand am Pier, leicht verschämt, wie ein Kind, das auf frischer Tat ertappt worden war.
»Haben Sie keinen Hunger?«, fragte er Zofia, die mit energischen Schritten auf ihn zukam. »Bei der ganzen Sache sind wir nicht mal zum Frühstücken gekommen.«
Sie
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