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Sieben Tage: Thriller (German Edition)

Sieben Tage: Thriller (German Edition)

Titel: Sieben Tage: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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der Wahrheit hinweghelfen und mir widersprechen, wenn ich zu ihnen sage, ich sei eine Versagerin. Nein, erwidern sie dann, du bist doch die beste Sängerin der Welt, Alexa. Sie geben mir die Droge, wenn der Applaus verrauscht ist. Es ist ein Teufelskreis, ein Prozess, der weder rational noch gesund ist. Denn man lebt in einer Welt, die nicht normal ist. Alles beruht auf Schein, Bluff, Verstellung. Sobald man sich das bewusstmacht, sobald die Wahrheit einesTages ans Licht kommt, kommt auch die Angst. Dass man als Hochstaplerin entlarvt wird. Und dann fängt man an zu trinken. Denn wenn man betrunken ist, fällt es einem leichter, an den Glamour zu glauben …«
    An diesem Punkt klingelte Griessels Handy, und am liebsten hätte er es ignoriert, denn er wollte jetzt nicht gestört werden.

10
    »Geh schon dran«, sagte Alexa mit ironischem Lächeln.
    Er zückte sein Handy.
    CARLA.
    Er stand auf und meldete sich auf dem Weg ins Esszimmer. »Hallo, Carla.«
    »Papa, Fritz will sich ein Tattoo stechen lassen!«, platzte Griessels Tochter in dem vorwurfsvollen Tonfall der älteren Schwester heraus, die alles besser wusste.
    »Ein was?«
    »Ein Tattoo! Über den ganzen Arm!«
    Mit den Gedanken noch immer bei Alexa, fragte er: »Was für ein Tattoo?«
    »Ist doch völlig egal, Papa! Wie sieht das denn aus, wenn er mal vierzig ist?« Als sei das die Schwelle zum Greisenalter.
    »Carla, ich … Wie kommt er denn auf die Idee?«
    »Weil er jetzt bei Jack Parow spielt, Papa. Ich mache mir Sorgen um ihn.« Die mütterliche Carla – eine neue Rolle, die sie seit der Scheidung öfter einnahm. Neuerdings fühlte sie sich verantwortlich für ihren Vater und ihren Bruder.
    »Und woher weißt du davon?«
    »Er hat mich angerufen, gerade eben. Er will noch diese Woche in ein Tattoo-Studio gehen. Ich finde das so … spießig …«
    »Ich werde mit ihm reden, momentan ist das allerdings ein bisschen schwierig …«
    »Tut mir leid, Papa, hast du gerade viel zu tun?«
    »Ja, ein ziemlich dringender Fall.«
    »Auweia. Überarbeite dich nicht. Ich wollte dir aber auf jeden Fall Bescheid sagen.« Schon war sie wieder ganz die Alte, fröhlich und lebenslustig. »Sehen wir uns nächste Woche?«
    »Na klar. Überlegt euch schon mal, wohin ihr essen gehen wollt.«
    »Machen wir. Aber mit einem tätowierten kleinen Bruder setze ich mich nicht an einen Tisch! Küsschen!«
    »Küsschen zurück«, sagte er. Sie verabschiedete sich mit einem munteren »Tschüs!«, und er brauchte einen Moment, um wieder zu sich zu kommen. Er kehrte in die Küche zurück und blieb einen Moment in der Tür stehen, im Spagat zwischen zwei Lebenswelten.
    Gedankenverloren sagte er: »Fritz will sich ein Tattoo stechen lassen.«
    Alexa strich sich mit einer Hand die blonden Haare aus dem Gesicht und verzog das Gesicht zu einem Grinsen. Dann warf sie den Kopf zurück und fing aus vollem Herzen an zu lachen – ansteckend, und, wie Griessel fand, befreiend.
    Der Chana-Lieferwagen bog auf den Parkplatz der Seepunt-Bibliothek ein und passierte rechter Hand das Bürgerzentrum. Ganz hinten, unmittelbar neben dem M6 Westelijke Boulevard setzte er rückwärts in die letzte Parklücke, so dass er möglichst schnell und problemlos wieder hinauskonnte.
    Der Heckenschütze schaltete den Motor aus. Glück gehabt: Sonntagmorgens war dieser Parkplatz menschenleer. In den beiden Seitenspiegeln konnte er die graue offene Fläche hinter seinem Fahrzeug beobachten. Sechzig Meter entfernt lag der geteerte Parkplatz des Bowlingclubs, auf dem einige Autos abgestellt waren. Unmittelbar neben dem Chana ragten zwei Melkhoutbäume zwischen ihm und der M6 auf. Die Blätter und Zweige regten sich nicht; es herrschte fast völlige Windstille.
    Durch die Lücke zwischen den beiden Bäumen blickte er hinüber zur Polizeidienststelle Groenpunt jenseits der zweispurigen Straße. Hundertdreißig Meter, laut seinen Google-Earth-Berechnungen. Eine Herausforderung für dieses Kaliber und für sein Können. Das größere Problem stellte jedoch der hohe Zaun um das SAPD-Gebäude dar. Ungehinderte Sicht auf den Eingang hatte er nur durch das breite Zufahrtstor. Das verengte seine Perspektive dramatisch und ließ ihm nur sehr wenig Zeit, ein Ziel anzuvisieren. Er würde warten müssen, bis ein Polizist auf die Tür zuging und beim Öffnen einen Augenblick verharrte.
    Erschwerend hinzu kam der Verkehr auf der M6. Die Flugbahn führte über normale Pkws hinweg, aber an einem Bus oder Lkw konnte die Kugel abprallen.

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