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Sieben Tage: Thriller (German Edition)

Sieben Tage: Thriller (German Edition)

Titel: Sieben Tage: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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einer normalen Frau aus der afrikaanssprachigen, weißen Mittelschicht. Sie begann im Vrystaat, in Ladybrand, Mitte der siebziger Jahre. Ihr Vater hieß Willem Sloetund war Angestellter bei einer Landwirtschaftsgenossenschaft, lang, dünn und ein wenig gebeugt, mit knapp über dreißig schon die ersten Geheimratsecken und einen dünnen Schnäuzer, wie zur Probe. Auf einigen Fotos blickte er etwas eingeschüchtert in die Kamera, als hätte er über seinem Stand geheiratet und würde sich der Folgen allmählich bewusst. Seine Frau Marna mit ihrem ansprechenden Gesicht lächelte häufig entschlossen und tapfer. Hanneke war ihr einziges Kind und hatte das Glück, von beiden die besten äußerlichen Merkmale geerbt zu haben.
    Anfang der achtziger Jahre war die Familie nach Paarl umgezogen, wo der Vater anscheinend eine bessere Stelle gefunden hatte – zumindest wurde der betagte braunrote Ford Escort auf den Urlaubsfotos von einem weißen VW Passat Kombi ersetzt. Hanneke wuchs zu einem langbeinigen Schulmädchen heran. Die Haare trug sie zu einem Zopf geflochten, und zwischen ihren Schneidezähnen klaffte eine schmale Lücke, die sie bei jedem Lächeln ohne Scheu zur Schau stellte, niedlich, kühn und sorglos.
    Willem Sloet wurde zu einer Randfigur, wahrscheinlich, weil er meist hinter der Kamera stand. Wenn er auf einem Foto zu sehen war, dann fast unmerklich in immer größerer Distanz zu Marna, als entferne sich einer vom anderen, wobei Marna mit den Jahren attraktiver und interessanter wurde. Ihr Sprössling entfaltete sich im Laufe einer einzigen Albumseite, etwa im fünfzehnten Lebensjahr. Auf dem Foto links oben war sie noch ein Kind, geschmeidig in Startposition für den unvermeidlichen Sprung in die Pubertät. Rechts unten war die Metamorphose beinahe vollendet, und die Veränderungen gereichten ihr durchweg zum Vorteil. Plötzlich überragte sie ihre Mutter um Haupteslänge, war athletisch, langgliedrig und elegant, die Augen standen weiter auseinander, der Mund war voll, die zart geschwungene Linie zwischen Hals und Schulter bezaubernd. Damit einher ging anscheinend noch ein weiteres Erwachen: Am Mädchengymnasium in Paarl war sie Vorsitzende des Debattierclubs, Kapitänin der Hockeymannschaft und Mitglied der Schülervertretung. Außerdem erhielt sie eine Auszeichnung für hervorragende Leistungen in Buchhaltung.
    Griessel sah sich die Briefe an. Zwei stammten von Jungs,holprige, unbeholfene Ergüsse schmachtender Teenagerliebe, einige andere von Freundinnen, die sie unverhohlen bewunderten. Eine ganze Reihe kam von Marna, der Mutter. Anfangs waren es nur Glückwünsche zu schulischen Leistungen, unter denen der Ansporn und der Ehrgeiz geschickt versteckt waren. Später, als Hanneke Sloet die Universität besuchte und ein Jahr lang als Rucksacktouristin Europa bereiste, wurden die Briefe persönlicher und offener. Sie enthüllten die Wehmut der Mutter über die eigenen verpassten Chancen, die Enttäuschung über ihren Ehemann und in höherem Maße jetzt auch die ehrgeizigen Zukunftspläne für ihre Tochter.
    Die letzten Briefe stammten von Ende 2000, kurz bevor Hanneke Sloet bei Silberstein Lamarque angefangen hatte. Auch Fotos waren danach nicht mehr eingeklebt und kommentiert worden. Hinten im letzten Album befand sich noch ein loser Stapel von Bildern von Sloet und einem Mann, in dem Griessel Egan Roch vermutete. Er war groß, hatte breite Schultern und muskulöse Arme und wirkte sehr selbstsicher. Sie waren, wie Gabriélle Villette bereits angedeutet hatte, ein schönes Paar gewesen. Auf den Fotos waren mehrere Bergtouren, ein Aufenthalt auf einem Weingut, ein Segeltörn auf der Tafelbaai, geselliges Zusammensein mit Freunden und mindestens eine Reise nach New York zu sehen.
    Lose Fotos, dachte Kaptein Bennie Griessel. Als hätte Hanneke Sloet die Beziehung nicht dokumentieren wollen.
    Das alles überdachte er, während er äußerst akribisch das Wohnzimmer durchsuchte und sich bemühte, die Geschichten von Gabby Villette und die Informationen aus den Alben und Briefen miteinander in Einklang zu bringen.
    Hanneke Sloet, die Ehrgeizige.
    Sollte er sich daran stören?
    Zu oft hatte er schon erlebt, welche Gefahren übertriebener Ehrgeiz mit sich brachte. Bei Frauen führte die verzehrende Sehnsucht, ihren Sozialstatus zu erhöhen und mit Nachbarn und Kolleginnen gleichzuziehen, oft zu Betrug und Diebstahl beim Arbeitgeber bis hin zum Einsatz als internationale Drogenkuriere.
    Hanneke Sloet hatte jedoch

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