Siebenpfahl (German Edition)
sich eine Tür
befand. Die Tür hatte sieben Schlösser. Auch hier brannte an der Wand, direkt neben
der Tür, eine Fackel. Das Mauerwerk war bereits ganz schwarz vom vielen Ruß,
der einen Teil des Lichts wieder verschlang.
Jeder der Magier musste jetzt nach unten, sein Schloss entfernen und
dann wieder nach oben kommen; denn für mehr als einen von ihnen war in dem schmalen
Treppenaufgang kein Platz.
Siebenpfahl stieg als Letzter hinab. Er entfernte sein Schloss und
öffnete die Tür, was alleine ihm vorbehalten war – dann traten sie in das Gewölbe.
Obwohl es weder ein Fenster gab, noch eine Kerze brannte, war der Raum von
einer angenehmen Helligkeit erfüllt. Die Wände waren dunkel und von Spinnweben
bedeckt. An der Wand, direkt gegenüber der Tür, befand sich ein Regal, in dem
hunderte von farbigen Steinen lagen.
Vor dem Regal standen sieben kegelförmige Säulen. Während die Mittlere
etwa einen Meter hoch aus dem Boden ragte, fielen die anderen nach links und
rechts um jeweils sieben Zentimeter zur nächsten ab.
Auf jeder Säule lag ein farbiger Stein, größer als die in den Regalen.
Vor den Säulen wiederum stand ein runder Tisch, dessen Durchmesser
etwa einen Meter betrug. Gleichmäßig um seinen Rand herum verteilt, standen sieben
weiße Kerzen.
Siebenpfahl stellte die Kiste auf dem Boden ab und öffnete sie. Er
entnahm die drei toten Vögel und legte sie in einem Dreieck angeordnet auf den
Tisch. Dabei achtete er besonders auf die Abstände zwischen ihnen, die gleich
groß sein mussten. Nachdem er fertig war, nahm er einen kleinen Holzstab, den
er an der Fackel draußen vor der Tür entzündete. Er steckte die Kerzen an, dann
hob er die Hände. »Ich rufe euch, ihr weisen Magier des Jenseits. Erhöret meine
Stimme und lasset uns den Anblick auf euch gewähren. Lasset uns euch unsere Bitte
vortragen und nennt uns dann unsere Aufgaben, die wir dafür zu erfüllen haben.«
Nachdem Siebenpfahl geendet hatte, richteten die Magier ihre
Blicke auf die Steine, die sich sogleich zu erhellen begannen. Gesichter erschienen
darin, die immer deutlicher wurden. Während die der sieben obersten Magier
regungslos blieben und nur das Blinzeln ihrer Augenlider Lebendigkeit verriet,
schauten die anderen belustigt umher. Ständig bewegten sie ihre Lippen, was ein
undefinierbares Stimmengewirr hervorbrachte.
Plötzlich meldete sich Pseudus zu Wort, der Oberste aller Magier.
»Was ist der Grund eures Besuches?«, rief er mit dunkler und eindrucksvoller
Stimme, worauf das wilde Durcheinander mit einem Mal erstarb.
Gebannt blickte Siebenpfahl in das Gesicht, das ihn aus dem Stein
heraus musterte. Wie immer war er fasziniert davon, dass ein bereits vor langer
Zeit verstorbener Mann, auf diese Weise Kontakt mit ihm aufnehmen konnte.
Er fragte sich, ob er Pseudus in die Knie zwingen konnte, wenn er
sein Ziel erste einmal erreicht haben würde? Doch zunächst musste er sich den
Regeln unterwerfen und durfte sich nichts anmerken lassen; denn noch benötigte
er die Hilfe des obersten Rates. So sprach er mit feierlicher Stimme: »Wir
erbitten euch, uns die zu erfüllenden Aufgaben zu nennen, sodass wir das ewige
Leben auf immer besiegeln können und die Zeit nicht mehr fortschreitet.«
Pseudus lachte zynisch auf, »Wir haben vernommen, dass du einen
Teil der Macht über die Zeit erlangt hast und werden dir nun die Aufgaben nennen,
sodass du dein Ansinnen vollenden kannst.« Pseudus machte eine kurze Pause,
dann fuhr er fort, »Wenn es nach sieben Tagen niemandem gelungen ist, den Zeitsprung
rückgängig zu machen, so soll dies auch zu einem späteren Zeitpunkt niemals
mehr möglich sein. Um die Zeit jedoch an ihrem Fortschreiten zu hindern,
benötigt ihr das Buch der Zauberpulver . In ihm findet ihr die
Zusammensetzung des Pulvers, das ihr benötigt. Alle sieben Magier müssen mit
der Zeitfestlegung einverstanden sein und einen Schwur darauf leisten … erst
dann soll dein anmaßender Wunsch in Erfüllung gehen!«
Siebenpfahls Gesicht bekam einen triumphierenden Ausdruck, denn er
war nun seinem Ziel um einiges näher gekommen. Er würde alles dafür tun, es zu
erreichen. Seine Macht würde sich noch weiter verstärken und enormer Reichtum
würde ihm zuteil. Er wäre der mächtigste Mann der Welt … der Mann, der Gottes
Gesetz außer Kraft gesetzt hatte.
Noch immer war Pseudus Gesicht in dem Stein zu sehen, doch sprach
Verärgerung daraus. Seine Augen hafteten bedrohlich auf Siebenpfahl, den ein
seltsames Gefühl
Weitere Kostenlose Bücher