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Siebenpfahl (German Edition)

Siebenpfahl (German Edition)

Titel: Siebenpfahl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Schröder
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war genauso, wie er vermutet hatte: Oben saß ein Wachmann … und zwar
ausgerechnet so, dass er Leon zwangsläufig hätte erblicken müssen. »Sind die
Reiter schon wieder zu sehen?«, rief der Magier hinauf.
    »Was weiß ich«, gab der Wachmann mürrisch zurück. »Muss halt mal
nachsehen.« Er stand auf, schritt die Empore entlang und blickte in den Wald, was
Leon nutzte, um in den Heuschuppen zu eilen.
    »Noch nichts zu sehen oder zu hören!«, rief der Wachmann herunter
und begab sich zurück auf seinen Platz.
    »Habt Dank!«, rief Antonius und folgte Leon zum Schuppen.
    Als er ihn betrat, war Leon bereits oben auf dem Steg. Er schob gerade
das Seil durch das Loch in der Winde und verknotete es. Dann warf er es hinaus
und blickte hinterher. »Passt«, stellte er zufrieden fest.
    Antonius kletterte die Leiter zur ersten Lagerplattform empor,
dann die nächste hinauf zum Steg, als die Tür aufgestoßen wurde. Der Wachmann
kam herein und zielte mit einer Armbrust auf Leon. »Dachte ich es mir doch!«, rief
er. »Mach, dass du herunter kommst!«
    Antonius befand sich mittlerweile auf dem Steg. Langsam ging er
auf Leon zu, als ihn der Wachmann aufforderte, stehen zu bleiben. »Wieso soll
ich stehen bleiben? Ich möchte den Jungen nur daran hindern, zu entwischen«,
gab er zurück.
    »Es sah aber eher danach aus, dass Ihr ihm beim Entwischen behilflich
sein wolltet«, blieb der Wachmann misstrauisch und hielt Leon weiterhin in
Schacht.
    Doch Antonius setzte seinen Weg unbeirrt fort. Er ignorierte die
Aufforderung des Wachmannes. »Warum sollte ich ihm helfen?«, rief er hinunter. »Er
ist unser Feind!«
    Der Wachmann wusste nicht recht, wie er sich verhalten sollte. Angestrengt
dachte er nach: Der Mann war ein Gast des Hauses, und er selbst musste
aufpassen, keine Rüge von seinem Herrn zu bekommen, wenn er Gäste verärgerte.
    Antonius war jetzt bei Leon angekommen. Eindringlich schaute er den
Jungen an, lächelte kurz, dann wurde sein Blick ernst. »Es muss schnell gehen«,
flüsterte er. »Ich stelle mich vor dich und du lässt dich sofort am Seil hinunter.
Viel Glück und alles Gute für euch.«
    Der Magier trat einen Schritt nach vorne, stand nun zwischen Leon
und dem Wachmann, sodass dem Wachmann die Sicht auf Leon versperrt blieb. »Geht
zur Seite!«, schrie der Wachmann und schoss seinen Pfeil in dem Moment ab, in
dem Leon das Seil ergriff.
    Leon blickte in die weit aufgerissenen Augen des alten Magiers und
sofort war ihm klar, dass dieser soeben sein Leben für ihn geopfert hatte.
»Danke!«, flüsterte Leon, dann begann er sich abzuseilen. Das Lächeln, welches
sich soeben auf dem Gesicht des alten Mannes abzeichnete, konnte er gerade noch
wahrnehmen.
    *
     
    M arcel und Conrad sahen, wie sich Leon am Seil herunterhangelte. Sie
waren überrascht, wie schnell und geschmeidig er das tat und nach weniger als vierzig
Sekunden zwischen ihnen stand. »Los, schnell weg!«, stieß Leon atemlos hervor und
sie liefen los. Sie rannten den Weg hinab, der zum Dorf führte. Dann weiter, zwischen
den Häusern hindurch, in Richtung Wald, in dem sie verschwanden. Einige der
Bewohner blickten ihnen neugierig hinterher.
    Auf der Burg selbst blieb es still.
     
    *
     
    E inige Zeit zuvor … im Wald vor Lindenfels: Eberhard hätte
unter normalen Umständen nicht mehr allzu lange bis nach Lindenfels gebraucht,
doch war sein Pferd an einem kleinen Hang gestürzt, wobei es sich den Knöchel
verstaucht hatte.
    Nun stand es da und hob das rechte Bein.
    Eberhard kümmerte sich um das Pferd und band es an einem Baum fest.
Er musste zu Fuß weiter und hoffte, dass er die Stadt noch erreichen würde, bevor
etwaige Verfolger ihn einholen würden. Er entschied sich, den Weg zu benutzen, der
am Waldrand entlangführte. So würde er schneller vorwärts kommen als durch das
dichte Geäst. Als er das Hufgetrampel vernahm, verschwand er hastig zwischen
den Bäumen und spähte hinter einem von ihnen hervor. Er sah die große
Reiterschar, die sich seinem Pferd genähert hatte. Einer der Männer saß ab und
betrachtete sich den verstauchten Knöchel des Tieres. Dann drehte er sich um
und rief den anderen etwas zu, woraufhin zwei von ihnen die Pferde zum Weg hinuntertrieben.
Eberhard beobachtete aufmerksam das Geschehen und erschrak, als die Gruppe plötzlich
in den Wald ritt. Er wusste, was das zu bedeuten hatte, und rannte los. Die
Treibjagd auf ihn hatte begonnen. Während er von Panik getrieben zwischen den
Bäumen hindurchlief, schlugen ihm

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