Siebenpfahl (German Edition)
in Gruppen
auf. Alle Leute, die die Stadt betreten wollen, werden von nun an kontrolliert.«
Die Reiter nickten, wobei keiner ein Wort sagte.
»Wir suchen ein Buch«, fuhr Siebenpfahl fort. »Es trägt die
Aufschrift … das Buch der Zauberpulver . Wer es mir bringt, erhält
einhundert Silberlinge!«
Erstauntes Murmeln war zu hören. Hundert Silberlinge waren eine
ganze Menge Geld, mit dem es sich angenehm leben ließ.
Als Siebenpfahl das Kommando gegeben hatte, loszureiten, peitschten
die Ritter förmlich über die Zugbrücke hinaus, wobei der Hall, den das Hufgetrampel
in den Gemäuern erzeugte, gespenstisch klang.
Krummhold, der neben dem Burgtor stand, hoffte, dass die Männer
nicht nur Lärm verursachen konnten, sondern auch erfolgreich zurückkehren würden;
denn sollten die Jungen den Zeitsprung rückgängig machen können, so hätte sich
seine Existenz einfach aufgelöst. Er wäre im Jahr 1507 verschollen geblieben.
Die Reiterhorde war nun kurz davor, den Wald zu verlassen. Während
im Wald so gut wie kein Nebel vorhanden war, tat sich direkt hinter ihm eine
dichte Nebelwand auf, in der die Reiter nun nach und nach verschwanden. Die
Sonne wirkte wie eine blasse Scheibe im Hintergrund, im plötzlich stillen Wald
… da traten zwei Gestalten aus dem Nebel hervor.
*
D er Kaplan hatte vor wenigen Minuten den vereinbarten Treffpunkt
erreicht und Bäcker Eberhard das Buch übergeben. Während der sich sofort mit seinem
Pferd in Richtung Lindenfels davongemacht hatte, fuhren der Kaplan und die
Jungen in aller Ruhe ihres Weges weiter. Sie befanden sich jetzt auf der Höhe
zwischen Winterkasten und Glattbach. Das ganze Schlierbachtal lag in einem
dichten Nebel, der bereits von der Winterkastener Höhe aus zu sehen war. »Sieht
wirklich toll aus«, schwärmte Tom. »Da unten der Nebel … und über uns der strahlend
blaue Himmel.«
»Ja«, stimmte der Kaplan zu. »Die Natur beschert uns immer wieder
die schönsten Geschenke. Doch leider meint sie es nicht immer nur gut mit uns …
denkt nur an Siebenpfahl.«
Tom und Pascal blicken herum und sahen das belustigte Schmunzeln
im Gesicht des Kaplans …
*
S iebenpfahl preschte mit seinen Reitern die Anhöhe hinauf, die der
Kaplan und die Jungen nur wenige Minuten zuvor überquert hatten.
Oben, an der Kuppe angekommen, hielt die Reiterhorde an. Die
Männer schauten sich um, als plötzlich der Anführer entdeckte, wonach sie
suchten. »Da unten sind sie«, rief er und deutete auf die Kutsche, die sich
entlang des Weges in Höhe Glattbach bewegte.
Unbarmherzig trieben sie ihre Pferde an und galoppierten mit lautem
Hufgetrampel den Hang hinab. Es würde nicht lange dauern, dann hätten sie die
Kutsche eingeholt.
Der Kaplan und die Jungen schauten überrascht herum. Sie erblickten
die Reiter, die ihnen in vollem Galopp folgten. »Jetzt wird es ernst!«, raunte
der Kaplan besorgt. »Ihr verhaltet euch ruhig. Sagt nur das, was wir besprochen
haben.«
Nachdem die Verfolger auf gleicher Höhe mit der Kutsche waren,
zügelte der Kaplan die Pferde. Sein Gefühl versprach ihm nichts Gutes, denn die
Männer musterten ihn mit feindseligen Blicken. »Wo ist das Buch, das Ihr aus
der Höhle geholt habt?«, rief Siebenpfahl. Seine Stimme war laut und überschlug
sich fast vor Zorn.
»Dieser Ritter hat mir das Buch weggenommen«, antwortete der
Kaplan betont gelassen und deutete auf den Anführer, der sich direkt neben
Siebenpfahl befand. Kaum hatte er die Worte gesprochen, traf ihn ein Peitschenhieb
quer über den Rücken. Er stöhnte auf und sackte schmerzgeplagt in sich zusammen.
»Lügt nicht!«, zischte Siebenpfahl. »Wo ist das Buch?«
»Ich sagte es doch bereits«, stöhnte der Kaplan und sofort traf
ihn der nächste Hieb. Der Reiter hinter ihm hatte diesmal noch fester
zugeschlagen und der Schmerz drohte dem Kaplan die Besinnung zu rauben. Schwindel
überkam ihn, da erfasste ihn der dritte und wohl brutalste Hieb. Die Peitsche
umschlang seinen Körper und riss ihn vom Kutschbock. Hart fiel er zu Boden,
wobei er mit dem Kopf auf einen herausstehenden Stein aufschlug. Er stöhnte vor
Schmerz und auf seiner Stirn zeichnete sich Blut ab.
»Ihr wolltet es nicht anders«, rief Siebenpfahl. »Mal sehen, wie
lange Ihr die Schmerzen noch auszuhalten vermögt.«
Einer der Ritter stieg vom Pferd. Er zog sein Schwert, trat vor den
am Boden liegenden Kaplan und hielt ihm die Schwertspitze an die Kehle. »Ich
möchte nicht Euer Henker sein, also sagt uns
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