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Siebenpfahl (German Edition)

Siebenpfahl (German Edition)

Titel: Siebenpfahl (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael R. Schröder
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wurden von Siebenpfahl und seinen Rittern überfallen«,
antwortete Pascal. »Sie haben den Kaplan geschlagen und verletzt. Wir wollten
ihn so schnell es geht zum Doktor bringen.«
    »Ihr lügt!«, entgegnete der Wagner und drehte sich zu den Personen
um, die gerade dabei waren, sich um den Kaplan zu kümmern. »Wie steht es um
ihn?«, rief er ihnen zu.
    »Er ist sehr schwach, doch hat er eben die Augen geöffnet«, gab eine
alte Frau Auskunft.
    »Schnappt sie euch«, befahl der Wagner, worauf Pascal und Tom von
unzähligen Händen gepackt und vom Kutschbock gezerrt wurden.
    Der Wagner bahnte sich währenddessen einen Weg durch die Menge.
Beim Kaplan angekommen, beugte er sich über ihn und hielt sein Ohr an dessen
Mund, doch niemand der Umherstehenden konnte hören, was ihm der Kaplan zuflüsterte.
    Plötzlich richtete sich der Wagner auf. Er blickte zu Pascal und Tom.
»Ihr habt die Wahrheit gesagt!«, rief er und wandte sich ein paar Männern zu. »Fahrt
die Kutsche hoch zur Burg und helft dem Kaplan in sein Bett. Ich werde den
Doktor rufen und mit ihm nachkommen.«
     
    *
     
    W ährend man den Kaplan in seine Unterkunft gebracht hatte, waren Tom
und Pascal direkt zu Margret geeilt, um sie über die Geschehnisse zu informieren.
    Die ganze Zeit über hatte Margret regungslos zugehört. Sie hatte die
Jungen mit keinem Wort unterbrochen, doch nun, nachdem sie geendet hatten,
seufzte sie laut. »Es ist unglaublich! Siebenpfahl schreckt nicht einmal davor zurück,
einen Diener Gottes anzugreifen!« Margret erhob sich. »Kommt und lasst uns nach
ihm sehen.«
     
    *
     
    V or dem Bett des Kaplans hatten sich mehrere Leute versammelt, doch
niemand sprach ein Wort. Als sich Margret näherte, traten sie zur Seite, sodass
Margret den Kaplan sehen konnte. Ruhig lag er da … und schien zu schlafen.
    »Er ist tot«, sprach der Wagner leise und Margret traf es wie ein
Schlag. Sie blickte in das Gesicht des alten Geistlichen und stellte fest, dass
der angespannte Ausdruck, der ihn in den letzten Tagen so sehr gezeichnet hatte,
verschwunden war. Er wirkte entspannt und von all der schmerzlichen Last
befreit.
    Eine Weile stand sie da und schaute ihn an, dann nahm sie zärtlich
seine Hand und flüsterte liebevoll: »Möge Gott Euch bei sich aufnehmen.« Tränen
füllten ihre Augen. Nachdem sie sich etwas gefasst hatte, legte sie seine Hand
behutsam auf seine Brust zurück und verließ zusammen mit den Jungen die Unterkunft.
     
    *
     
    S iebenpfahl öffnete die Tür zum Kellergewölbe seines Hauses in
Lindenfels. Sofort richtete er seinen Blick auf das Tuch, das über dem Brunnen
lag. Er kniete nieder und zog es beiseite, »Verdammt!«, entfuhr es ihm und sein
Gesicht bekam einen hasserfüllten Ausdruck. Er starrte in den Brunnen: »Johann!«,
murmelte er. »Er muss es gewesen sein! Jetzt haben sie auch noch die beiden
Kisten.«
    Er erhob sich, eilte die Treppe hoch und verließ das Haus …
     
    *
     
    E berhard schob die lose Erde zur Seite und schaute unter der
Baumwurzel hervor, unter der er mehrere Stunden ausgeharrt hatte. Hören konnte
er schon seit einer ganzen Weile nichts mehr, doch musste er damit rechnen,
dass seine Verfolger Wachen zurückgelassen hatten. Sein Puls raste, als er vorsichtig
hinauskroch. Vor dem Loch blieb er in der Hocke und schaute sich vorsichtig nach
allen Seiten um. Er konnte keine Wachen ausfindig machen. Der Nebel hatte sich
zwar etwas gelichtet, doch kündigte die Abenddämmerung bereits ihr Kommen an. Er
wusste, dass er sich beeilen musste, um nicht von der Dunkelheit eingeholt zu
werden.
    Das letzte Waldstück vor Lindenfels hatte er bereits bis zur Hälfte
hinter sich gebracht, da erblickte er den Mann. Er stand vor einem Baum nahe
der Lichtung und spähte in Richtung Stadttor. Eberhard versteckte sich hinter einem
umliegenden Baumstamm, als er den zweiten Mann sah: etwa fünfzig Meter weiter –
direkt neben dem Waldweg. Auch er stand an einen Baum gelehnt und schaute zum
Stadttor hinüber.
    Eberhard schlich weiter. Er wollte an den beiden vorbeikommen, um
dann aus dem Wald hinaus zum Stadttor zu eilen. Doch schon hundert Meter weiter
verließen ihn all seine Hoffnungen. Er erblickte eine dritte Gestalt. Wenn er auch
diese umgehen würde, um dann zum Stadttor zu rennen, so könnten sie ihn ohne
Mühe schnappen, bevor er es erreichte. Der Weg dorthin wäre zu weit. Er hätte seine
Enttäuschung hinausschreien können, war er sich doch darüber bewusst, dass er
es nun am nächsten Stadttor

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