Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
Vom Netzwerk:
und schloss die Tür ab.
    Es gibt halt solche Ladys und solche, dachte er.
    Zum Glück für ihn war Rachel beides.
     
    Im General Store wurde Jack von einer vollbusigen, lächelnden Frau hinter der Ladentheke begrüßt. Die Frau stellte sich als Cornucopia vor und hieß ihn herzlich willkommen in Springwater. Wie nebenbei fragte sie ihn, mit wem sie es zu tun habe.
    Jack nickte lächelnd und höflich zu ihren freundlichen Worten. Er war vermutlich noch niemals jemandem begegnet, auf den der Name Cornucopia - also Füllhorn, Fülle - so treffend passte. Sie war genau der Typ Frau, zu dem er sich hingezogen fühlte: reif wie Pfirsiche im August, rothaarig und freundlich und üppig. Sonderbar, dass seine Gedanken trotzdem zu Miss Olivia zurückkehrten, die so dünn und spröde und scheu war.
    »Ich bin nur ein Tramp«, antwortete er schließlich nach langem Schweigen. Unterdessen begutachtete er ein Paar Arbeitsstiefel, solide, mit dicken Sohlen und Schnürriemen, sodass sie am Morgen mit wenigen Handgriffen geschnürt werden konnten.
    »Sie sind Miss Darlings erster Gast, seit sie die Pension eröffnet hat«, vertraute Cornucopia ihm an und durchquerte den Laden, um sich neben Jack zu stellen. In dem Geschäft roch es angenehm nach Leder und Kaffeebohnen, Pfefferminzbonbons und Pfeifentabak und unzähligen anderen Dingen.
    Der Duft von Miss Cornucopias Limonenparfüm war trotzdem deutlich wahrzunehmen.
    Er schenkte ihr ein kurzes, schiefes Grinsen. »Ich brauche eine Hose aus Baumwolldrillich und einige andere Sachen.« Er hob einen der Arbeitsstiefel leicht an. »Haben Sie die in Größe elf?«
    Sie wich ein wenig zurück, doch in ihren Augen glänzte gutmütige Entschlossenheit. Er entschied sich, dass er sie mochte.
    »Ich nehme es an«, antwortete sie. »Ich gehe ins Lager und sehe nach. Wenn ein Kunde hereinkommt, sagen Sie ihm, dass ich gleich zurückkomme.«
    Jack nickte. »Das werde ich tun«, versprach er, erstaunt über ihre Bereitschaft, ihm, einem völlig Fremden, zu vertrauen und ihn bei all diesen Waren allein zu lassen, von denen er sich leicht die Taschen voll stopfen konnte, ganz zu schweigen vom Inhalt der großen Registrierkasse mit all ihren Chromverzierungen.
    Als sie zurückkehrte, hatte sie einige Paare Wollsocken, einige lange Unterhosen und ein paar dicke karierte Hemden aus dem Lager ausgewählt. Als Extravaganz leistete er sich auch noch ein Buch, das er entdeckt hatte - eine Sammlung Abenteuergeschichten. Als er für seinen Einkauf bezahlt hatte - einschließlich der Arbeitsstiefel, die Miss Cornucopia aus dem Lagerraum mitgebracht hatte -, war all sein Bargeld ausgegeben.
    Es macht nicht viel aus, sagte er sich. Er hatte in der Springwater Station eine Unterkunft für sein Pferd gefunden, das von einem jungen Stallburschen und niemandem sonst versorgt werden würde, und dafür im Voraus bezahlt. Er besaß jetzt die Dinge, die er für seinen neuen Job brauchte, hatte ein sauberes, warmes Bett zum Schlafen und konnte auf Frühstück und Abendessen an Miss Olivias Tisch zählen, wenigstens in den nächsten paar Monaten.
    Auf ein Mittagessen würde er verzichten müssen, aber er war oft genug in seinem Leben hungrig gewesen, und es hatte ihn nicht umgebracht.
    »Richten Sie bitte Miss Olivia meine besten Grüße aus!«, rief Cornucopia fröhlich, als Jack die Tür öffnete, um auf den hölzernen Gehsteig hinauszutreten. »Sagen Sie ihr, dass ich einige neue Notenblätter hereinbekommen habe! Mit der neuesten Musik! Ich habe die Noten nur für sie aufgehoben!«
    Jack tippte kurz an seine Hutkrempe. »Das werde ich tun«, versprach er. Miss Olivia war also musikalisch. Das war interessant; er hätte es nicht vermutet. Sie wirkte viel zu nervös, um sich ruhig hinzusetzen und das Spielen eines Instruments zu erlernen.
    Zurück am Haus, zögerte er auf der Veranda und klopfte vor dem Eintreten an, obwohl er Miss Olivias Erlaubnis hatte, zwanglos zu kommen und zu gehen, weil er die Miete ja im Voraus bezahlt hatte. Er wollte sie nicht erschrecken, denn ihre Nerven schienen anfällig zu sein, und so klopfte er an das Glasoval in der Tür, wartete vergebens auf eine Antwort und trat schließlich ein.
    Er spähte in die Halle und entdeckte ein Klavier im Wohnzimmer, das ihm bei seiner Ankunft nicht aufgefallen war, obwohl es gut sichtbar dastand. Er dachte an Miss Cornucopias neue Notenblätter. Es mangelte ihm abends an Unterhaltung. Seine Mutter hatte eine Stimme gehabt, die einem Engel zur Ehre

Weitere Kostenlose Bücher