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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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gereicht hätte, und sein Vater hatte mit seinen großen Händen jede Fiedel zum Tanzen bringen können. Er wünschte, er hätte noch ein paar Pennys ausgegeben, um die Noten eines Liedes zu kaufen, das Miss Olivia ihm hätte vorspielen können; es wäre eine freundliche Geste gewesen, mehr nicht. Mehr zu seinem eigenen Vergnügen als zu ihrem, das musste er eingestehen.
    Die Arme voller Einkäufe, stieg er die Treppe hinauf und stieß die Tür seines Zimmers mit der Spitze eines seiner abgetragenen Stiefel auf. Miss Olivia hatte sein Bett gemacht und das Fenster geöffnet, um die frische Herbstluft hereinzulassen.
    Er stellte die Päckchen behutsam auf die Spiegelkommode und zog seinen Mantel aus. Das gab ihm Zeit, sich vorzustellen, wie Miss Olivia seine Laken glatt strich, die Kissen ausschüttelte und die Decken richtete. Das weckte Gefühle in ihm, die er lange, lange Zeit nicht empfunden hatte. Seine Empfindungen wuchsen wie die Saat, die durch das warme Erdreich sprießt, und alle drehten sich um Miss Olivia.
    Um sich von diesen irritierenden Gedanken abzulenken, öffnete er die Päckchen und begann, alles methodisch einzuräumen. Als er damit fertig war, faltete er das Verpackungspapier sorgfältig, band die verschiedenen Kordeln zusammen und wickelte sie zu einem Ball auf. Es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, Papier und Kordel im Herd unten zu verbrennen; er hatte genügend harte Zeiten gekannt, und außerdem konnte man nie wissen, wann man ein Stück Kordel oder etwas Papier gebrauchen konnte.
    Als er alles getan hatte, was ihm sonst noch einfiel - was nicht viel war -, ging er in die Küche hinunter und stellte erfreut fest, dass eine Kanne Kaffee auf der Herdplatte wartete. Er füllte eine Tasse mit Kaffee und fügte Zucker hinzu. Dann ging er mit der Tasse in der Hand zum Fenster über der Spüle und sah auf den Hinterhof hinaus.
    Das war der Augenblick, in dem Miss Olivia mit einem
    Korb im Arm aus dem Hühnerstall stürmte; ihr Gesicht war rot vor Zorn.
    Jack grinste vor sich hin und genoss das schlichte Vergnügen, sie zu beobachten.
    Sie betrat das Haus mit viel Lärm und war anscheinend nicht überrascht, ihn in ihrer Küche stehen zu sehen, eine Tasse von ihrem Kaffee in der Hand. »Sehen Sie!«, stieß sie hervor und streckte ihm den Korb, den sie jetzt umgedreht hatte, entgegen. »Sehen Sie nur!«
    Er blickte hin und sah überhaupt nichts.
    »Das ist ja der springende Punkt!«, ereiferte sie sich, als hätte er laut geantwortet oder seine Gedanken verraten. Ihre hohen Wangenknochen waren vor Empörung gerötet, ihre sherrybraunen Augen blitzten, ihr dichtes Haar mit der Farbe von Rosenholz war vom Wind zerzaust, sodass Strähnen davon um ihren langen, schlanken Hals flatterten. »Kein Ei. Kein einziges! Und wissen Sie, warum, Mr McLaughlin? Wissen Sie, warum?«
    Er nahm einen Schluck von seinem heißen Kaffee. »Ich glaube ... nein«, antwortete er vorsichtig.
    »Nun«, stieß sie ärgerlich hervor, »ich werde Ihnen sagen, warum.«
    »Okay«, sagte er freundlich und wartete.
    »Es liegt an all diesem Schießen und Schreien und dem Trubel im Brimstone Saloon. Meine Hühner werden so erschreckt, dass sie nicht einmal... sie können nicht einmal richtige Hühner sein!«
    Er wollte lachen, es drängte ihn so sehr danach, dass er einen großen Schluck Kaffee trinken musste, um keinen Lachanfall zu bekommen, und prompt verbrannte er sich den Mund.
    »Ich werde das nicht weiter hinnehmen!«, zürnte Miss
    Olivia, hängte den Korb und ihren Mantel auf und holte eine Waschschüssel aus dem Küchenschrank. »Ich werde morgen Abend die Versammlung des Stadtrats besuchen und denen die Meinung sagen, ob es ihnen passt oder nicht!«
    Jack stellte seine Kaffeetasse ab und wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. Seine Kehle, die Zunge und der Gaumen schmerzten so sehr, dass ihm Tränen in die Augen stiegen. Was Miss Olivias Meinungen betraf, so wusste vermutlich jeder in der Stadt mehr darüber, als er selbst darüber wissen wollte; aber es war zu riskant, dies auszusprechen, weil sie vor Wut kochte und der gusseiserne Feuerhaken neben dem Herd in ihrer Reichweite war.
    Verdammt, aber ihm war wirklich nach Grinsen zumute.
    »Vielleicht sollten Sie genau dies tun«, sagte er vorsichtig, doch er dachte: Kann ich dabei zuschauen ?
    Sie öffnete den Wasserbehälter und schöpfte emsig Wasser in die Schüssel. »Es ist ja nicht so, als würde ich zu viel verlangen«, fuhr sie fort, ging mit ihrer

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