Sieg der Herzen
Kinn, marschierte kühn zur Hintertür und klopfte dort hart an.
»Herein!«, rief eine gleichmütige Männerstimme.
Olivia holte tief Luft, schob die Tür auf und trat ein.
Sie waren alle da - Trey Hargreaves, Landry Kildare, Gage Calloway, Doc Parrish, sogar Scully Wainwright, der eine beträchtliche Entfernung zurückgelegt haben musste, um an der Versammlung teilzunehmen, denn seine Ranch lag zehn Meilen von der Stadt entfernt. Alle schauten sie überrascht an, abgesehen von dem Arzt, der sich ein Grinsen verkniff und unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte, als erwarte er eine Show.
Die Mienen der anderen reichten von offensichtlichem Schock - Mr Kildare und Mr Wainwright - bis zu äußerster Verwirrung - Mr Hargreaves und Mr Calloway.
»Ich bin gekommen, um über meine Hühner zu reden«, sagte Olivia.
Doc Parrish legte eine Hand über den Mund, räusperte sich und senkte den Kopf für einen Moment.
»Über Ihre Hühner?«, fragte Mr Hargreaves mit betont gedämpfter Stimme, doch ihr Klang war trotzdem einschüchternd.
Olivia trat einen Schritt vor, hauptsächlich, weil sie mehr als alles andere wünschte, sich umzudrehen und fortzulaufen; aber dann würde sie niemals hören, wie es ausgegangen war. »Ich bin Bürgerin dieser Stadt, Gentlemen«, sagte sie und betonte das letzte Wort nur sehr leicht. »Ich habe das Recht, in Frieden zu leben. Und dieses Lokal -«, sie machte eine allumfassende Handbewegung, »- dieses Etablissement ist eine drohende Gefahr für meinen Frieden. Meine Hähne krähen nicht einmal mehr am Morgen, und meine Hennen vergessen das Eierlegen.
Doc Parrish räusperte sich von neuem.
Landry Kildare erinnerte sich an seine Manieren - endlich - und erhob sich von seinem Stuhl. »Ich bringe Sie nach Hause, Miss Olivia. Sie sollten nicht hier sein.«
Sie würde nirgendwohin gehen, es sei denn, man würde sie fortschleppen. Aber sie würde alle festnehmen lassen, wenn sie es wagten, sie anzurühren. »Setzen Sie sich, Mr Kildare«, sagte sie. »Es ist ein bisschen spät für Höflichkeit, meinen Sie nicht auch?«
Mr Kildare wurde rot und sank auf seinen Stuhl zurück. Doc Parrishs Augen funkelten - war es möglich? - ermunternd. Hatte sie in diesem feindlichen Lager vielleicht doch einen Verbündeten?
Trey stand auf, verschwand in ein Zimmer, das vermutlich sein Büro war, und kehrte mit einem Stuhl zurück. Er stellte ihn vor den Tisch wie einen Zeugenstuhl vor ein großes Tribunal und forderte Olivia mit einer Geste auf, Platz zu nehmen.
Das tat sie mit hoch erhobenem Kopf. Innerlich war sie äußerst dankbar für das Angebot, denn ihre Knie waren gefährlich weich geworden.
»Was«, begann Mr Hargreaves in gönnerhaftem Tonfall, »sollten wir Ihrer Meinung nach tun?«
»Ich würde an Ihrer Stelle dieses Lokal schließen«, sagte sie.
Er seufzte und rieb seinen Nasenrücken mit Daumen und Zeigefinger. »Sie verstehen sicherlich«, erwiderte er nach langem Schweigen, »dass das unmöglich ist.«
Sie neigte sich auf ihrem knarrenden Stuhl vor. »Warum?«
»Weil«, antwortete er müde und schaute ihr in die Augen, »es ein blühendes Geschäft ist. Ein Teil der Gemeinde.«
Sie blinzelte. Sie würde sich nicht blamieren und vor diesen Männern heulen - ganz gleich, wie unmöglich es war, vernünftig mit ihnen zu reden. »Meine Pension ist ebenfalls ein Teil der Gemeinde«, führte sie an. »Und meine Hühner hefern Nahrung für meine Gäste. Sofern sie nicht durch Knallerei und grölende Cowboys vom Legen abgehalten werden.«
Gage Calloway, der den in den Ruhestand gegangenen Jacob McCaffrey als Bürgermeister abgelöst hatte, biss sich auf die Oberlippe und musste dann trotzdem lachen.
Olivia starrte ihn mit wildem Blick an. »Sie alle sind wohlhabende Männer«, sagte sie. »Vielleicht ist es lustig für Sie. Für mich ist es jedoch eine sehr ernste Lage - meine Existenz steht auf dem Spiel.«
Mr Kildare blickte gequält drein. Er war kein schlechter Mann, das wusste sie. Keiner von ihnen war wirklich schlecht. Sie waren einfach gefühllos und stur und - nun eben Männer. »Niemand hier will Ihr Geschäft ruinieren, Miss Olivia«, sagte der Rancher ruhig.
»Nein«, fügte Trey hinzu. »Miss Darling ist diejenige, die ein Geschäft ruinieren will - nämlich meines.«
»Sie sind ein reicher Mann«, sagte sie anklagend und wurde jetzt ärgerlich, sodass ihre anfängliche Schüchternheit ein wenig nachließ. »Und Sie besitzen den Löwenanteil einer Silbermine. Sie
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