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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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ohne etwas darüber zu hören.
    »Savannah, nicht Mrs Parrish«, korrigierte ihre Nachbarin. Dann seufzte sie. »Ich nehme an, der Saloon interessiert mich weniger, als er das sollte«, bekannte sie nach einigem Überlegen. »Ich führte ein anderes Leben, bevor ich herkam, und ich weiß aus Erfahrung, dass es jede Menge schlimmere Lokale gibt. Im Vergleich zu den Kaschemmen, die ich gesehen habe, ist der Brimstone Saloon ein Ausbund an Solidität.«
    Olivia stellte ihre Teetasse ab, und sie klapperte leicht auf dem Unterteller. Für einen kurzen Moment hatte sie fast zu wagen gehofft, dass sich eine Freundschaft zwischen ihr und Savannah entwickeln würde, aber leider würde der Brimstone Saloon immer ein Zankapfel für sie sein. Sie erhob sich. »Ich - ich gehe am besten. Es wird spät.«
    Savannah stand auf und sah Olivia mit einer Mischung aus Besorgnis und Überraschtheit an. »Habe ich etwas Falsches gesagt?«
    »Nun«, begann Olivia traurig, »anscheinend werden wir wohl nie der gleichen Ansicht sein, wenigstens was dieses ... dieses Lokal anbetrifft.«
    »Ich verstehe«, sagte Savannah ruhig. »Sie meinen, wir müssen in allen Ansichten übereinstimmen, um Freundinnen zu sein. Ist das so?«
    »Freunde sind Leute mit vielen Gemeinsamkeiten«, erklärte Olivia. Sie glaubte, das Echo von Tante Eloises Stimme zu hören, die sie beschimpft hatte, weil sie es mit 17 gewagt hatte, nach dem Klavierunterricht eine der anderen Musikschülerinnen zum Tee mit nach Hause zu bringen. Merk dir meine Worte, Missy, hatte die alte Frau gepredigt. Ein solides Mädchen sucht sich nicht eine große, plumpe Hausmaus wie dich als Freundin. Was um alles in der Welt könntet ihr beide gemein haben? Nein, sie ist nicht an deiner Freundschaft interessiert, sondern an meinem Geld, und ich kann dir versichern, dass alle übrigen genauso sind.
    Es war unvernünftig, einen alten Schmerz zu pflegen, wie sie das oftmals tat, das war Olivia klar. Doch es hatte viele andere solcher Bemerkungen gegeben, und im Laufe der Jahre hatten sich die Worte ihrer Tante zu einem soliden und vielleicht unzerreißbaren Netz verwoben. Ein Netz, das bis zum heutigen Tag fest um ihr Herz und ihre Seele lag.
    »Freunde«, entgegnetet Savannah freundlich, »sind Menschen, die einander gern haben, Olivia. Das ist alles. Und ich mag Sie, ob Ihnen das gefällt oder nicht. Es ist nun mal so. Ich mag Sie sehr, June mag Sie, und Rachel, Evangeline, Miranda und Jessica mögen Sie. Sie brauchen nur zuzulassen, dass wir Ihnen dies zeigen.«
    Völlig sprachlos blickte sich Olivia, vielleicht ein wenig ängstlich, nach ihrem Mantel um. Gewiss hatte Mr McLaughlin inzwischen sein Bad beendet, und sie konnte heimgehen. Sie verspürte ein plötzliches starkes Verlangen, auf ihrem Klavier zu spielen, die gewaltigsten von Beethovens Akkorden zu hämmern, zu spielen und zu spielen, bis sie ruhiger werden und Tante Eloises gnadenlos kritische Stimme ein für alle Mal auslöschen konnte.
    Savannah legte Olivia leicht die Hände auf die Schultern. »Wir werden Sie nicht aufgeben, Olivia. Wir gehören einfach nicht zu den Leuten, die das tun.«
    Olivia konnte nur nicken. Sie glaubte, einen Kloß in der Kehle zu haben. Es war ein anstrengender Tag gewesen, und die ersten finsteren Vorboten schlimmer Kopfschmerzen sammelten sich am Grund ihres Schädels. Ebenso gut hätte Tante Eloise zeternd neben ihr stehen können.
    Savannah nahm die Arme von Olivias Schultern, aber zuvor sah Olivia noch die Sympathie und die Traurigkeit in ihren Augen. Die Frau des Docs holte den Mantel und hielt ihn Olivia fast widerstrebend hin. »Man könnte fast glauben, dass es heute Nacht schneien wird, meinen Sie nicht auch?«
    Olivia war klar, dass diese Bemerkung als eine Art gesprächsweise Rettungsleine gemeint war. Sie fröstelte und brachte ein zaghaftes Lächeln zustande. Eigentlich war sie so erpicht darauf gewesen, zur Versammlung des Stadtrats zu gelangen, ohne ihre Entschlossenheit zu verlieren, dass sie die fallende Temperatur gar nicht bemerkt hatte. Jetzt, im Nachhinein, spürte sie die Nachwirkungen der Kälte in allen Knochen. »Ja, es ist wirklich kalt draußen«, sagte sie. Savannah nickte lächelnd.
    Nun, dachte Olivia, wenn wir über nichts sonst einer Meinung sind, dann immerhin über das Wetter.
    Die ersten Schneeflocken fielen bereits, als sie über die Straße eilte und sich bemühte, taub gegenüber dem üblichen Trubel im Brimstone Saloon zu sein. Es war nicht einmal Samstagnacht,

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