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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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noch herumwälzte und drehte. Die Laken hatten sich um seinen Oberkörper gewickelt, und sein Oberschenkel und die Brust, die sich unter heftigen, keuchenden Atemzügen hob und senkte, waren nackt. Sie wagte es, eine Hand auf seine Schulter zu legen und ihn behutsam festzuhalten. »Mr McLaughlin!«
    Er öffnete die Augen, blinzelte in das unerwartete Licht und stöhnte auf.
    »Sie haben geträumt«, sagte Olivia. Sie musste dem Mann schließlich einen Grund dafür nennen, warum sie mitten in der Nacht in sein Zimmer gestürzt war.
    Er setzte sich auf, atmete immer noch heftig und keuchend, und Olivia wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Sie starrte auf seine Brust; sie hatte nie zuvor einen Mann auch nur teilweise unbekleidet gesehen, und sie fand den Anblick faszinierend. Er war muskulös und wunderbar gebaut, und sie stellte sich vor, wie es wäre, wenn sie mit den Fingerspitzen über diese Muskelstränge streicheln würde.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Dass ich Sie geweckt habe, meine ich.«
    Sie zwang sich fortzuschauen, ihre zitternden Hände und ihre Blicke zu beschäftigen - besonders ihre Blicke -, indem sie aus der Karaffe, die sie ihm am Nachmittag aufs Zimmer gestellt hatte, ein Glas mit Wasser füllte und ihm hinhielt. »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, sagte sie mit einer Ruhe, die sie keineswegs empfand. »Solche Dinge passieren halt.«
    Er nahm das Glas mit einem gekrächzten Dank und trank den Inhalt mit ein paar tiefen Zügen. Er wirkte immer noch wie verfolgt, sogar gequält, und Olivias Anwesenheit schien er gar nicht wahrzunehmen. Er starrte zur Decke, als spiele sich dort irgendeine grauenvolle Szene ab.
    Olivia ließ die Lampe brennen und schaffte es, nur auf sein Gesicht und nicht auf irgendeine andere Stelle seiner Anatomie zu sehen, als sie zu Tür zurückwich und sich plötzlich ihres zerzausten Haares, des Morgenrocks und Nachthemdes und ihrer nackten Füße sehr bewusst wurde. »Nun - wenn alles mit Ihnen in Ordnung ist - sage ich gute Nacht«, brachte sie stockend hervor.
    »Gute Nacht«, antwortete er. Er griff nach der Wasserkaraffe, als Olivia die Tür schloss.
    Es war stockfinster auf dem Gang und kalt, nachdem jetzt alle Feuer ausgegangen waren.
    Wieder in ihrem eigenen Bett, zog Olivia nacheinander das oberste Laken, die Bettdecke und die Steppdecke bis zu ihrem Kinn hoch. Und die ganze Zeit dachte sie dabei an Mr McLaughlin und seine nackte Brust. Sie schloss ihre Augen und glaubte, wieder seine Stimme zu hören. Die Verzweiflung darin, die Furcht, die unendliche Trauer. Olivia war mit Neid auf die unbekannte Frau erfüllt, welch tragisches Schicksal sie auch ereilt haben mochte; sie war eifersüchtig auf sie wegen der Liebe, die Jack McLaughlin für sie empfand, eine Liebe, die so stark war, dass sie ihn sogar im Schlaf au f wühlte.
     
    Die Männer der Nachtschicht hatten gegraben, bis sie auf eine Felswand gestoßen waren, und hatten dann das Problem ihren Kollegen der Tagesschicht hinterlassen. Es war Jacks Job, auf dem Bauch und den Ellenbogen in das Loch zu kriechen, eine Dynamitladung anzubringen und wieder hinauszukriechen. Er war dankbar für diesen Job gewesen, als er ihn bekommen hatte, und er war immer noch dankbar, aber das hieß nicht, dass er sich darüber freuen musste.
    Es war kalt und finster in dieser Mine, und nach schon ein paar Tagen begann er zu vergessen, wie man sich im Licht der Sonne fühlte. Wenn er am Ende des Tages wieder in die frische Luft hinaufkam, war es weit nach Sonnenuntergang.
    Er erreichte den Hauptschacht, wo die übrigen Männer der Tagesschicht warteten, und nickte dem Mann zu, der seinen Finger auf den Knopf des Auslösers vom Zünder hielt. Die nächsten Sekunden schienen sich endlos zu dehnen, und es herrschte Totenstille. Dann kam die Detonation, und der Boden und die Decke erbebten um den kleinen Trupp der Minenarbeiter herum. Der übliche Schauer von Steinen und Dreck prasselte herab.
    Jeder hielt schützend die Hände über den Kopf und hielt den Atem an, bis er wusste, ob die Wände des Minenschachts einstürzen und sie lebendig begraben würden oder nicht. Das konnte natürlich auch sonst jederzeit passieren, aber nach einer Sprengung war es besonders wahrscheinlich.
    Jack war der Erste, der seine Schaufel nahm und zu den Gesteinstrümmern ging. Die anderen folgten, und sie gruben und schaufelten allesamt, bis ihre Beine und Arme vor Erschöpfung und Kälte wie taub waren, und auch dann gruben sie immer noch

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