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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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an dem ich nicht an sie denken muss.«
    June schmiegte einen Augenblick ihre Stirn an Jacobs starke Schulter, und als sie wieder zu ihm aufblickte, war ihr Blick von Tränen verschleiert, obwohl sie lächelte. »Erinnerst du dich daran, wie Wesley oben in diesem Baum feststeckte? Der arme kleine Teufel brauchte stundenlang, um herunterzukommen, während du und Will auf den Feldern und ich bei der Versammlung der Missionshilfe in der Stadt arbeiteten.«
    Jacob lachte glucksend, ein tiefer, kehliger Laut, den June liebte, wie sie Donnergrollen an einem heißen Tag und Vogelgesang an einem kühlen, strahlenden Morgen liebte. »Ich hätte ihm deswegen eine Standpauke halten sollen, anstatt milde darüber hinwegzugehen«, sagte er. »Aber ich war so froh, dass er sich nicht das Genick gebrochen hatte, dass ich nicht streng zu ihm sein konnte.«
    »Du warst eben nie der Typ, der laut wird.« June legte die Handflächen gegen die mächtige Brust ihres Mannes und spürte seinen starken Herzschlag. Jacobs Herzschlag war nichts, was sie als selbstverständlich betrachtete; vor ein paar Jahren hätte sie ihn fast verloren. Er wäre gestorben, wenn der Doc ihn nicht gerettet hätte.
    Er wurde sachlicher, eine Veränderung, die für jeden außer June kaum wahrnehmbar gewesen wäre, denn Jacob war ein sehr ernsthafter Mann. Wer seine verschlossene Miene sah, hätte nie erraten, dass er oft in seinem Leben überglücklich gewesen war; aber sie wusste es. »Denk nicht, ich trauere nicht ebenfalls um Will und Wes«, sagte er. »An jenem letzten Tag trennte ich mich nicht in bestem Einvernehmen mit Wes. Ich warf ihm einige harte Worte an den Kopf, June, und ich habe immer noch einen gallebitteren Geschmack im Mund, wenn ich daran denke. Ich würde zwanzig Jahre meines Lebens dafür geben, wenn ich zurücknehmen könnte, was ich zu ihm gesagt habe.«
    »Quäl dich nicht damit, Jacob McCaffrey«, schalt June sanft. »Sie wussten, dass du sie geliebt hast, Wes ebenso wie Will. Nein, Sir, es war Schicksal, all das, wie von den Sternen vorherbestimmt. Ich nehme an, wir müssen darauf vertrauen, dass der Herr versteht, warum es geschehen musste, auch wenn wir es nicht begreifen.«
    Jacob hob eine Augenbraue. »Genau diese Sache werde ich mit dem Herrn diskutieren, sobald ich in den Himmel komme«, sagte er. »Mir will nämlich nicht in den Kopf, wie Er das geschehen lassen konnte.«
    June stellte sich auf die Zehenspitzen, um das Grübchen in Jacobs Kinn zu küssen. »Nun stiehl dich nur nicht so bald in das Gelobte Land davon. Du wirst auf mich warten, wenn du weißt, was gut für dich ist.«
    Er lachte laut auf. Dann packte er June an den Hüften vom Boden an - früher hatte er mit den Händen leicht ihre Taille umfassen können, doch sie war im Laufe der Jahre ein wenig fülliger geworden - und schwenkte sie einmal im Kreis, genau wie er es damals getan hatte, als sie miteinander poussiert hatten. »Ich weiß in der Tat, was gut für mich ist, Mrs McCaffrey«, sagte er und gab ihr einen tiefen Kuss, bevor er sie wieder auf die Füße stellte und sie ein wenig benommen schwankte. »Du bist für mich das Beste auf der Welt. Und du kannst darauf wetten, dass ich auf dich warten werde; selbst der Himmel kann ohne dich ein trauriger Ort sein.«
    June war es noch schwindelig von dem Kuss. Nach solchen Episoden war es immer so. Mit ihrem Mann fühlte sie sich stets wie eine frisch verliebte Braut. »Jacob McCaffrey, du solltest dich schämen. Es ist mitten am Tag.« Das stimmte nicht ganz, denn es ging auf das Abendessen zu.
    Er lachte von neuem. »Du, Weib, bist meine rechtmäßig angetraute Frau, Tag und Nacht und mitten am Tag«, erinnerte er sie, als ob das in ihrer gesamten Ehe jemals nötig gewesen wäre. Dann gab er ihr einen Klaps auf den Po und ging hinaus, um seine Pfeife zu rauchen, während sie mit der Zubereitung des Abendessens begann und dabei ihren Gedanken nachhing.
    Oh, Herr, betete sie stumm. Ich verstehe nicht, weshalb Du uns unsere Jungs weggenommen hast - ebenso wenig wie mein Jacob. Sie waren so prima Jungs, alle beide fleißig, mit guten Herzen und Seelen, lustig und stets hilfsbereit. Sie wären gute Ehemänner und Väter geworden, Herr, genauso wie sie gute Söhne waren; und es scheint eine Verschwendung zu sein, dass sie nie die Chance erhielten, wirklich zu leben, keiner von beiden.
    Ich will mich ja nicht beschweren, aber Du weißt, dass ich mich manchmal nicht an ihre Gesichter erinnern kann. Meine eigenen Babys!

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