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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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bei der »Braut« ist.
    »Umso mehr Gelegenheit für uns, Ihre charmante Gesellschaft zu genießen«, sagte dieser Fremde, dieser Wesley McCaffrey, bevor er sich zurückzog.
    Olivia brauchte all ihre Selbstbeherrschung, um nicht aufzuspringen und ihm nachzulaufen, um eine Erklärung für die empörenden Dinge zu verlangen, die er gesagt hatte.
    Als Wesley fort war, erhob sich Miss Turnbull. »Eine Nacht Ruhe wird meine Gedanken klären«, sagte sie seufzend.
    Ich wünschte, ich könnte das Gleiche sagen, dachte Olivia. Sie würde vermutlich keine Sekunde schlafen können. Hatte Jack - Wesley - ernst gemeint, was er gesagt hatte? Wollte er sie wirklich heiraten?
    Heute Morgen hatte er das Haus als Jack McLaughlin verlassen und war mit einem völlig anderen Namen zurückgekehrt. Bedeutete das, dass er endlich doch zu Jacob und June gegangen war und ihnen erzählt hatte, wer er war?
    Olivia schob Miss Priscilla Turnbull praktisch aus der Haustür, so begierig war sie darauf, ihren Pensionsgast mit Fragen zu bombardieren.
    Miss Turnbull fuchtelte mit einem erhobenen wurstartigen Finger ihrer behandschuhten Hand vor Olivias Nase herum. »Diese Angelegenheit ist keineswegs entschieden«, warnte sie. »Von einer bevorstehenden Heirat zu sprechen und tatsächlich die Trauung zu vollziehen, sind zweierlei sehr verschiedene Dinge.«
    Als ob ich das nicht w üsste, dachte Olivia und nickte. »Ich verstehe«, sagte sie im süßesten Tonfall, der ihr möglich war. Dann knallte sie Miss Priscilla Turnbull die Tür praktisch vor der Nase zu und eilte durch das Haus zur Küche.
    Sie musste Jack sehen. Nein, nicht Jack. Wesley.
    Sie stieg rasch die hintere Treppe hinauf und lief über den Gang, entschlossen, notfalls die Tür seines Zimmers aufzubrechen und eine Erklärung zu verlangen. Auf dem Weg kam sie jedoch an Jamies Zimmer vorbei und sah ihn im Schneidersitz auf dem Boden sitzen, ein Schachbrett vor sich. Eine kleine Hand griff unter dem Bett hervor, um einen seiner Bauern zu schlagen und vom Schachbrett zu werfen.
    Er blickte zu Olivia und zwinkerte ihr zu.
    Sie starrte ihn an und dachte, wie viele Gegensätze dieser Mensch in sich vereinte; er war ein völlig Fremder und gleichzeitig die einzige Person auf der Welt, die ihr wirklich vertraut vorkam. Sie lehnte sich mit einer Schulter gegen den Türpfosten und verschränkte die Arme, nahm den Anblick der beiden Personen in sich auf, die sie Hebte, und bewahrte sie in ihrem Herzen.
    Jack und Jamie.
    Wesley und Martha Sue.
    Es war ihr leicht ums Herz. Plötzlich war ihr Leben übervoll mit geliebten Fremden.
    »Also wenn ich gewinne, wirst du dort rauskommen, richtig?«, sagte Wesley.
    Jamie nahm noch eine Schachfigur vom Brett. »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass du mich schlagen kannst, oder?«, fragte sie im nachsichtigen Tonfall einer verständnisvollen Mutter.
    Er lachte. »Du kannst nicht ewig dort unter dem Bett bleiben, das müsste dir neunmalklugem Mädchen eigentlich klar sein. Denk daran, dass bald Weihnachten ist. Als Letztes hörte ich, dass du ein Paar Flügel mit Rauschgold trägst und als Solosängerin wie ein Engelchen singen sollst. Willst du etwa all diese guten Leute, die sich auf deinen Auftritt freuen, bitter enttäuschen?«
    »Ich komme erst raus, wenn sie fort ist.«
    »Sie ist deine Tante«, erwidert er, in Gedanken versunken und das Schachbrett musternd, um einen Ausweg aus der verfahrenen Lage zu suchen, die selbst aus Olivias Blickwinkel hoffnungslos für ihn wirkte, obwohl sie sicherlich keine Schachexpertin war.
    »Sie ist eine alte Hexe«, sagte Jamie.
    »Aber, aber! Redet man so über seine eigene Verwandte?«
    »Sie ist nicht meine Verwandte. Du und Miss Olivia seid meine Verwandten.«
    Olivias Augen füllten sich mit Tränen. Es war ein schöner Traum, aber ein kaum erfüllbarer. Mr McCaffrey hatte eine Schau daraus gemacht zu behaupten, dass sie bald heiraten würden, aber er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie vorher zu fragen. Entweder hatte er nur gescherzt, oder er hatte Miss Priscilla Turnbull zum Besten halten wollen.
    »Laut deiner Tante«, sagte Wesley, als ob das Kind gar nicht gesprochen hätte, »heißt du überhaupt nicht Jamie. Sie sagt, dein Name ist Martha Sue.«
    »Sie weiß null nix, diese Kuh, die blödige.«
    »Wenn du deine Sprache nicht richtig beherrschst, solltest du nicht solche Äußerungen von dir geben. Heißt du nun Martha Sue oder nicht?«
    »Heißt du Jack oder nicht?«, konterte das kleine Mädchen.

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