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Sieg der Herzen

Sieg der Herzen

Titel: Sieg der Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Antwort. »Olivia Darling. »Wollen Sie - wollen Sie hereinkommen?«
    Es wird auch Zeit, dass sie mich dazu auffordert, dachte Priscilla. Natürlich musste man bei diesen ungehobelten Bauerntrampeln damit rechnen, dass sie Besucher auf der Veranda stehen ließen, sodass sie sich den Tod holten. »Lassen Sie mich Ihnen versichern, Miss Darling«, wiederholte sie und trippelte in eine geräumige und helle Eingangshalle, »Sie werden wenig oder keine Wahrheit in dem finden, was Martha Sue sagt.«
    Miss Darling war jetzt sehr blass, was Priscilla insgeheim freute. »Bitte - nehmen Sie Platz, hier im Wohnzimmer am Feuer, während ich Tee aufbrühe.«
    Priscilla hätte abgelehnt, wenn sie nach den Strapazen der Reise nicht so mitgenommen gewesen wäre. Der Fratz würde noch ihr Ruin sein. »Danke«, sagte sie und machte sich nicht die Mühe, ihren Mantel auszuziehen.
    Miss Darling blieb lange weg, weitaus länger, als es dauert, Tee aufzubrühen, und als sie zurückkehrte, wirkte sie völlig verändert. Zuvor war sie nervös und bestürzt gewesen, doch jetzt wirkte sie gefasst und entschlossen und überhaupt nicht erschüttert darüber, dass sie ein unverbesserlich missratenes Kind beherbergte.
    »Wo ist meine Nichte, wenn ich fragen darf?«, wollte Priscilla spitz wissen.
    Miss Darling lächelte. »Sie versteckt sich unter dem Bett und schwört, dass sie erst hervorkommen wird, wenn Sie verschwunden sind.« Sie legte eine Pause ein und fragte dann: »Nehmen Sie Zucker im Tee? Oder vielleicht Milch?«

13
    M iss Priscilla Turnbull war für Olivia die Kopie ihrer verstorbenen Tante Eloise, und allein die Vorstellung, ein Kind dieser Frau zu übergeben - besonders wenn dieses Kind Jamie war -, fand sie unerträglich. Als sie da in ihrem Wohnzimmer saß, während draußen von neuem Schnee rieselte, lauschte sie mit einem Ohr, ob Jack eintraf, und ließ mit dem anderen Ohr Miss Turnbulls Gekeife über sich ergehen.
    Die alte Tyrannin wollte in Wirklichkeit Jamie - oder Martha Sue oder wie auch immer ihr richtiger Name lautete - ebenso wenig haben wie Tante Eloise sie, Olivia, hatte haben wollen. Das war Olivia klar, aber die Angelegenheit musste trotzdem mit Fingerspitzengefühl behandelt werden. Wenn Miss Turnbull entschlossen war, sie zurückzuholen, konnte kein Argument sie umstimmen, so vernünftig es auch sein mochte.
    Olivia hörte, wie die Hintertür der Pension geöffnet und geschlossen wurde. Jack. Es wurde ihr leichter ums Herz.
    »Miss Turnbull«, sagte sie, als Priscilla kurz im Lamentieren innehielt. »Ich kann nicht glauben, dass eine Frau mit Ihren Mitteln und Ihrem Kaliber nichts Besseres zu tun hat, als ein kleines Kind aufzuziehen.«
    Die Schmeichelei erzielte Wirkung, wie das bei Leuten, die Streicheleinheiten brauchen und nach Bestätigung gieren, oftmals der Fall ist. Die Besucherin verlor einiges von ihrer wichtigtuerischen Art und wedelte mit einer Hand vor ihrem runden Gesicht, als erwache sie aus einem Ohnmachtsanfall. »Man tut seine Pflicht«, sagte sie schließlich. Genau diese Worte würde Tante Eloise sagen - hatte sie tausend Mal gesagt.
    Jack rumorte in der Küche, und Olivia stellte sich vor, dass er seinen Mantel aufhängte und sich wusch oder sich Kaffee machte. Jedes Mal, wenn er zurückkehrte, anstatt Springwater für immer zu verlassen, betrachtete sie es als kleinen Sieg.
    »Nun ja«, stimmte Olivia ihrem Gast vorsichtig zu. »Ich selbst wurde von meiner Tante aufgezogen. Die arme liebe Frau. Sie opferte so viel, um mir einen richtigen Start in die Welt zu ermöglichen.« Und ließ mich nie wissen, wie mein Leben weitergehen wird, bis man den Sargdeckel über ihr schloss. »Ich bin überzeugt, wenn Sie eine Alternative hätten ...«
    Miss Turnbull seufzte schwer. Sie war eine große, dicke Frau in einem antiquierten braunen Satinkleid. »Ich muss zugeben, dass ich selbst Zweifel habe, ob ich mit Martha Sue fertig werden kann, weil sie ein so schwieriges Kind ist«, sagte sie und blickte mit leicht gerunzelter Stirn besorgt ins Kaminfeuer. »Zweifellos ist ein Internat das Richtige für sie.«
    Olivia war insgeheim entsetzt; solche Einrichtungen waren oftmals lieblos und kalt, und Jamie würde in einer solchen Umgebung sicherlich eingehen. Dennoch hielt Olivia lange genug den Mund, um ihre Fassung wiederzuerlangen. »Ich würde Jamie gern adoptieren«, sagte sie dann ruhig und behutsam.
    »Nennt sie sich jetzt so?«, fragte Miss Turnbull, nachdem sie empört nach Luft geschnappt hatte.

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