Sieg der Leidenschaft
seiner Verletzung war der junge Captain an die Front zurückgekehrt. »Warum zum Teufel sind Sie nicht im Lazarett geblieben?«
»Colonel - jetzt haben wir keine Zeit, um darüber zu diskutieren. Ich muss mein Bestes tun, um Menschenleben zu retten ...«
»Steigen Sie auf mein Pferd«, fiel Taylor dem Captain ins Wort, »sorgen Sie für den Sergeant und Ihre Wunde. Inzwischen suche ich nach Ihren Rebellen.«
»Und wenn sie bei Ihrem Anblick sofort feuern?«
»Das riskiere ich.« Ein Lazarett ... Dort würde er Brent finden. Diese Hoffnung hatte der Kriegsgefangene geweckt. »Wissen Sie zufällig, ob ein Dr. McKenzie in diesem Lazarett gearbeitet hat, Captain?«
»Aye, Sir, er befahl mir, mein Bein nicht zu bewegen. Aber da waren so viele Schwerverletzte. Und ich glaube, ich bin mit einem glatten Durchschuss davongekommen.«
»Wenn Sie nicht bald behandelt werden, könnten Sie immer noch verbluten.«
Der Captain salutierte. »Bei meiner Ehre, Sir, ich bringe den Sergeant zu den Yanks und stelle mich selber - und ich werde verdammt gut auf Ihr Pferd aufpassen.«
Taylor nickte und rannte die Straße hinab. Ringsum brannte der Wald, sogar der Himmel glich einer rot glühenden Hölle. Selbst wenn er den Flammen entrinnen konnte, würde er bald an einer Rauchvergiftung sterben, obwohl er sein Halstuch mit Wasser getränkt hatte. Seine Lungen begannen zu schmerzen. Inzwischen war Brent sicher vernünftig genug gewesen, um die Flucht zu ergreifen. Taylor eilte weiter. Schließlich entdeckte er auf einer Lichtung die verkohlten Reste eines großen Zelts. Das musste Brents Lazarett gewesen sein. Überall stiegen Rauchwolken empor. Ein Maultiergespann, das von seinem Wagen festgehalten auf den Baum gefallen war - stemmte sich gegen das Geschirr und wieherte schrill. Im Wagen lagen hilflose, stöhnende Verwundete, in ihrer Todesangst gefangen.
»McKenzie!«, rief Taylor. »Brent McKenzie!« Er rannte zu dem Wagen, auf dem ein verrußter Eichenstamm lag. Ein paar Insassen waren bereits tot - die Augen weit aufgerissen von der Anstrengung, den Stamm wegzuschieben. Auch Taylor bemühte sich zunächst vergeblich darum. Unter seinen Händen zerbröckelte verbranntes Holz. Dann entdeckte er den umgestürzten Pfosten eines Zelts und benutzte ihn als Hebel, hob den Stamm hoch und drehte ihn seitwärts. In einer Wolke aus wirbelnder Asche ließ er ihn zu Boden fallen.
Einer der Männer im Wagen bewegte sich und Taylor ging zu ihm. »Was ist mit Dr. McKenzie geschehen? Wo ist er?«
Der Verwundete versuchte zu antworten. Kraftlos bewegte er die Lippen. Taylor reichte ihm seine Feldflasche und hoffte, sie würde noch genug Wasser enthalten. Erleichtert beobachtete er, wie der Mann einen Schluck nahm. »Das - Zelt - brach zusammen«, stammelte der Soldat und schloss die Augen.
»Halten Sie durch!«, mahnte Taylor. »Wir bringen euch hier raus. Erst einmal muss ich McKenzie finden. Sorgen Sie sich nicht, wir alle werden's schaffen.«
Ob er das selber glaubte, wusste er nicht.
»Drei Personen«, murmelte der Verletzte, ohne die Lider zu heben. »Der Junge, den der Doc holte - und die Frau. Die Krankenschwester - sie folgte ihm, als das Zelt einstürzte.«
Die Frau - Tia. Wer sonst sollte einem McKenzie nachlaufen, dem der Tod drohte, in einem wütenden Inferno unter Segeltuchplanen gefangen?
Schaudernd rannte Taylor zu den versengten Überresten des Lazaretts, riss die Planen auseinander - eine undurchdringliche Masse. Der Waldbrand rückte immer näher. Wütend verfluchte Taylor seine eigene Schwäche, dann griff er noch einmal nach dem Pfosten und zwang sich zur Ruhe. Wenn er jetzt in Panik geriet, war alles verloren. Entschlossen rammte er den Pfahl in die Erde, band die Segeltuchreste daran fest. Dann fand er einen zweiten Pfosten, an dem er die restlichen Planen befestigte. Beide Pfähle hakte er an den Wagen.
Ungeduldig spornte er das Maultiergespann an, bis es langsam über die Lichtung trottete und die Ruine des Lazaretts mit sich schleifte. Und da sah er sie. Von einer Plane gezogen, rollte sie ihm entgegen - das Gesicht leichenblass unter dem verrußten schwarzen Haar, das wie ein riesiger Fächer unter ihrem Kopf lag. Er lief zu ihr und fiel auf die Knie. Voller Angst tastete er nach ihrem Puls.
Sie stöhnte, öffnete die Augen und starrte ihn. »Taylor?«, fragte sie ungläubig.
»Ja, ich bin's.«
»Unmöglich ... Das ist ein Rebellenlazarett - alles brannte nieder ...«
»Natürlich bin ich's, du kleine
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