Sieg der Leidenschaft
Närrin. Und das ist keineswegs erstaunlich, weil ich nach dir gesucht habe. Du bist es, die nicht hier sein dürfte. Warum bist du nicht in St. Augustine geblieben?«
»Ich hatte keine Wahl.«
»Das sehe ich etwas anders. Aber darüber streiten wir später. Kannst du dich bewegen?«
Von Furcht und Zorn erfüllt, sprach er schroffer als beabsichtigt. Vielleicht war das ein Vorteil, denn Tias Lebensgeister erwachten, und ihre dunklen Augen begannen zu funkeln. »O ja, und ich muss - o Gott, Brent! Brent!« Entsetzt sprang sie auf. »Mein Gott, wo ist er? Vorhin sah ich ihn - ich wollte ihm helfen, den letzten Verwundeten wegzubringen ...«
Als Taylor aufstand, spürte er, wie er am ganzen Körper zitterte. Er war so froh, so dankbar, weil sie noch lebte. Atemlos folgte er ihr zu einem Schutthaufen -Feldbetten, Operationstische und Bahren. Und mitten darin lag Brent, das Gesicht nach unten.
Tia sank auf die Knie. »Brent, Brent!« Vorsichtig versuchte sie, ihn herumzudrehen. Irgendetwas in ihrer Nähe explodierte - vielleicht ein Gewehr in der Hand eines Toten. Ringsum schossen züngelnde Flammen empor. »Taylor - er ist verletzt ... Wenn wir ihn bewegen ...«
»Wenn wir ihn nicht bewegen, stirbt er.« Kurz entschlossen nahm Taylor seinen Vetter auf die Arme und trug ihn zum Wagen, der mit Leichen und Verletzten beladen war.
Ächzend öffnete der Soldat, mit dem er vorhin gesprochen hatte, die Augen. »Rollen Sie den jungen Ted Larkin runter, Colonel. Eine Feuerbestattung ist so gut wie jede andere. Lassen wir die Toten hier zurück - wir brauchen Platz für die Lebenden.«
Taylor gab ihm Recht. Von neuem Lebenswillen und Hoffnung ermutigt, richtete sich der Mann auf, obwohl ihm soeben ein Bein amputiert worden war, und half ihm, die Leichen vom Wagen zu schieben.
Nachdem Taylor den ohnmächtigen Brent zu den Verletzten gelegt hatte, eilte er zu Tia, die im Schutt wühlte und Wrackteile eines Feldbetts vom erstarrten Körper eines Soldaten entfernte. Blicklos starrte der Mann zum glutroten Himmel hinauf.
»Komm, Tia«, bat Taylor, »er ist tot.«
»Nein, nur eine Schusswunde im Fuß ...«
»Seine Lungen wurden zerquetscht.«
»Nein ...«
Als er ihren Arm packte, wehrte sie sich verbissen. Schließlich schlug er sie ins Gesicht und sie taumelte halb benommen. Er warf sie über seine Schulter, rannte zum Wagen, zuckte erschrocken zurück, als ein großer, brennender Baumstamm direkt vor ihm zu Boden stürzte. Verzweifelt schrie Tia auf.
»Schnell, Colonel!«, rief der verwundete Soldat, der sich inzwischen zum Kutschbock geschleppt hatte.
Mit einem mächtigen Satz sprang Taylor über den brennenden Baumstamm hinweg, warf Tia in den Wagen und kroch hinauf. Im selben Augenblick ließ der Soldat die Peitsche über den Köpfen der Maultiere knallen. Von panischer Angst getrieben, sprangen sie vorwärts. Wie Rennpferde rasten sie die Straße hinab Als die Verletzten unsanft durchgerüttelt wurden, begannen sie laut zu stöhnen. Taylor lag neben Tia und rang erleichtert nach Luft. Wenigstens ein paar Soldaten hatten die Flammenhölle überlebt. Als er sich aufsetzte, kniete Tia bereits neben Brent und fühlte ihm den Puls. »Er atmet!«
»Gott sei Dank.«
Der Wald brannte nach wie vor, doch der Wind schien die Hitze zu vertreiben. Immer weiter entfernte sich der Wagen vom Ort des Grauens, dann geriet ein Rad in ein Schlagloch. Die Maultiere stürmten weiter, der Wagen zerbrach. Schreiend flogen die Verwundeten durch den Qualm nach allen Seiten. Taylor warf sich über Tia und Brent und versuchte sie mit seinem Körper abzuschirmen. Mit einem harten Aufprall landeten sie alle am Boden.
Sekundenlang konnte Taylor sich nicht rühren. In unmittelbarer Nähe stöhnten die Verletzten. Im Lazarett waren sie dem fast sicheren Tod entronnen. Flammen schossen nun aus den hohen Eichen am Straßenrand. Fluchend sprang Taylor auf und hob den immer noch bewusstlosen Brent hoch.
»Bleib bei mir«, befahl er Tia und trug Brent an den Bäumen vorbei, die in hellen Flammen standen. Wie durch ein Wunder erreichte er einen kleinen Teich inmitten einer Lichtung. Die feuchte Erde am Ufer hielt das Feuer im Zaum.
Auf der anderen Seite näherten sich Reiter und jemand rannte Taylor entgegen, der Brent mit letzter Kraft zum Wasser schleppte. »Geben Sie mir den Mann, Colonel!«
Das ließ sich Taylor nicht zwei Mal sagen. »Da hinter den Bäumen liegen noch mehr Verwundete. Als er sich umdrehte, stellte er fest, dass seine Frau
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