Sieg der Liebe
endlich ihre Hand losgelassen hatte. „Er muß es tun, wissen Sie, um die Herden zu bewachen. Erst gestern hat er auf dem Markt von einem Mann gehört, dem ein Stück nördlich von hier ein Dutzend bester Mutterschafe gestohlen wurden.“
„Nein, Bess, das war aber nicht die beste Geschichte, die ich dir gestern mitgebracht habe!“ mischte Faulk sich eifrig ein, während er einen Zinnkrug mit Rum und Wasser in Michels Hand drückte. „Erzähl ihnen, was ich dir zuerst berichtet hatte.“
„Oh, du meinst die Geschichte über die Erbin, die ihrem Bräutigam den Laufpaß gegeben hat!“ Die Pfeife in Mrs. Faulks Mund bewegte sich jetzt heftiger. „Sie haben vielleicht noch nicht davon gehört, denn Sie sind ja Reisende, aber vor zwei Tagen hat eine junge Lady aus einer der besten Familien von Newport ihre Meinung geändert und ist kurz vor der Trauung verschwunden! Sie hat ihrem Bräutigam einfach den Laufpaß gegeben, ohne ihm auch nur eine tröstliche Nachricht zu hinterlassen.“
„Das ist nicht wahr!“ rief Jerusa hitzig und sprang auf. „Ich habe ihn nicht verlassen, das schwöre ich!“
Das Knistern des Feuers war einen Moment lang das einzige Geräusch im Raum.
Mrs. Faulk räusperte sich. „Entschuldigen Sie, Mistress Geary“, sagte sie sanft, „aber Sie müssen sich irren. Die junge Dame, von der wir sprechen, gehört zur obersten Gesellschaft. Es ist die Tochter von Captain Gabriel Sparhawk. “ Unbehaglich blickte Faulk von Michel zu Jerusa. „Das stimmt, Mistress. Ich habe Miss Sparhawk nur einmal gesehen, da fuhr sie in einer offenen Kutsche durch die Straßen von Newport, wunderschön wie eine richtige Prinzessin. Und obwohl Sie eine ziemlich hübsche Lady sind, Mistress, sind Sie nicht Miss Sparhawk.“
„Aber ich bin es! “ rief Jerusa empört. Sie hatte niemals damit gerechnet, daß diese Leute ihre Worte anzweifeln würden. „Sie müssen mir glauben, denn es stimmt! Ich kann den armen Tom unmöglich so verlassen haben, wie Sie es sagten, denn ich wurde entführt, und zwar von diesem Mann dort! “
Jerusa fuhr herum und deutete auf Michel.
Seufzend setzte er den Krug Rum vor sich auf dem Tisch ab und stellte sich mit vor der Brust verschränkten Armen vor Jerusa hin.
„Liebes, bitte“, begann er leise. „Du hast es versprochen.“
„Ich habe Ihnen nie etwas versprochen!“ entgegnete Jerusa zornig. „Sie sind ein Schurke, ein Entführer, und ich hoffe, daß man Sie hängt für den Kummer, den Sie über meine Familie gebracht haben!“
Erneut seufzte Michel. Er schien äußerst besorgt zu sein. „Meine Liebe, die Sparhawks sind nicht deine Familie. Deine Eltern leben in Charlestown, nicht in Newport, und du kannst deinen Bräutigam nicht verlassen haben, denn du bist seit drei Jahren mit mir verheiratet.“
„Das ist nicht wahr!“ Jerusa versuchte, ihre Furcht zu bezwingen, und wandte sich an die Faulks, die sie mitleidig betrachteten. „Gewiß werden Sie mir glauben und mich zurück nach Hause bringen! Dieser Mann ist nicht mein Gatte. Er ist nicht einmal Mr. Geary! “
„Beruhigen Sie sich, Mistress“, sagte Mrs. Faulk behutsam. „Ich hätte Ihnen niemals von diesem Skandal erzählt, wenn ich gewußt hätte, daß es Sie so aufregen würde.“
„Aber ich bin Jerusa Sparhawk!“ Jerusa preßte die Hände auf die Wangen und suchte verzweifelt nach den Worten, die die Faulks überzeugen würden. „Gabriel Sparhawk ist mein Vater und Mariah Sparhawk meine Mutter. Sie müssen mich nur genau ansehen, dann wissen Sie, daß es stimmt! Ich wurde am zwölften April 1750 geboren, am selben Tag wie mein Zwillingsbruder Joshua, und ich habe zwei ältere Brüder und zwei jüngere Schwestern, und, ach, jeder in Newport würde mich erkennen. Jeder!“
Doch ein Blick in die Gesichter der Faulks genügte, und sie wußte, daß sie ihr nicht glaubten.
„Bitte!“ flehte sie. „Ich brauche Ihre Hilfe, um zu meiner Familie zurückzukehren!“
„Ich habe nichts von einer Entführung gehört“, sagte Faulk vorsichtig und sah starr auf einen Punkt irgendwo hinter Jerusas Schultern, um ihren Blick zu vermeiden. „Nur, daß der Bräutigam geschworen habe, er sei verlassen worden. Und er erklärte außerdem, damit sei für ihn das Verlöbnis beendet.“ „Das hat Tom gesagt?“ Ungläubig schüttelte Jerusa den Kopf. „Nein, nicht Tom, mein Liebster! Ich liebe ihn, und er liebt mich. Sie müssen sich irren. Bestimmt!“
„Sie ist erschüttert, das ist alles“, erklärte
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