Sieg der Liebe
schwarzen Haar, das feucht über ihre vollen Brüste fiel, den Lippen, die rot und geschwollen waren von seinen Küssen, sah sie aus wie eine Meerjungfrau, lockend und nach ihm allein verlangend.
Michel ermahnte sich, behutsam vorzugehen, schließlich war sie noch unberührt, und er wollte sie nicht noch einmal erschrecken. Aber der Gedanke, daß er der erste Mann sein würde, der sie besaß, war so berauschend, erhitzte sein Verlangen noch mehr. Er küßte sie noch einmal, bevor er ihre Beine auseinanderschob. Als er ihre zarte, warme Haut berührte, stöhnte sie und drängte sich ohne Scham an ihn. Michel wußte, daß sie beide lange genug gewartet hatten.
Leise schrie sie auf, als er in sie eindrang. Nie gekannte Empfindungen stiegen in ihr hoch. Als er sich in ihr zu bewegen begann, rief sie stöhnend seinen Namen, während er mit jedem
Stoß ihr Verlangen steigerte, sie heißer werden ließ. Jetzt schlang sie ihre Beine um seine Taille, zog ihn tiefer in sich hinein.
Michel zeigte ihr, was Liebe war, weckte in ihr brennende Leidenschaft, und als Jerusa schließlich glaubte, es nicht länger ertragen zu können, weihte er sie in das letzte große Geheimnis ein. Mit einem wilden Aufschrei, der das Rauschen des Wasserfalls übertönte, fand sie die Erfüllung.
Ihr Schrei berührte ihn bis ins Innerste. Verzweifelt drängte es ihn danach, sich in ihr zu verlieren, und als es soweit war, stöhnte er wie erlöst auf. Doch nicht einmal jetzt wollte er sie loslassen. Mit ihr hatte er mehr als nur Leidenschaft entdeckt, er hatte Liebe erfahren, die nur sie ihm geben konnte. Seine Jerusa.
„Ich liebe dich, Michel“, flüsterte sie benommen, während sie ihren Kopf auf seine Brust legte. „Wie sehr ich dich liebe!“
„Je t’aime, ma chere“, sagte er leise und staunte über die Worte, von denen er geglaubt hatte, daß er sie niemals sagen oder hören würde. „Je t’aime tant, ma petite Jerusa.“
Aber selbst, als er sie noch in seinen Armen hielt, schwand das eben noch empfundene Glück dahin, und sein Blick wurde leer. Michel wußte, daß es für sie beide keine Zukunft gab.
18. KAPITEL
Als die Ebbe an diesem Nachmittag ihren Tiefpunkt erreicht hatte, beschlossen Michel und Jerusa, zu den Felsen zu waten, an denen die Swan auf Grund gelaufen war. Entgegen Michels Voraussagen hatte bisher noch niemand das verlassene Schiff entdeckt, und als sie die schiefe, geborstene Bordwand erklommen, stellten sie fest, daß alles noch genauso war, wie sie es zurückgelassen hatten.
Während er die Kiste mit seinen Habseligkeiten aus ihrer Kabine holte, ging sie ein letztes Mal in die Kombüse, um ein paar Dinge zu holen - einen Kochtopf, Gabeln und Löffel, Zucker und Tee -, die ihnen auf der Insel nützlich sein könnten. Aber sie hielt sich nicht lange auf, es zog sie zurück zu Michel.
„Es kommt mir fast so vor, als sei das hier ein verhexter Ort“, flüsterte sie, sobald sie wieder Michels Händedruck spürte. Selbst jetzt, im hellen Sonnenschein, schien ihr die Stille auf dem Wrack beunruhigender als während des schrecklichen Sturms.
„Vielleicht ist es das, cherie.“ Michel strich leicht über die zersplitterten Überreste des Hauptmastes. „Wenn Captain Barker überlebt hätte, hätte es bestimmt nicht so ein Ende genommen.“
Jerusa schauderte, als sie daran dachte, daß die Leichen von Barker und den anderen Männern, die während des Sturmes gestorben waren, sich vermutlich noch an Bord befanden. Was Hay und die anderen betraf, die die Brigg verlassen hatten, war unklar, ob sie das Unwetter in den offenen Booten überlebt hatten.
Es war seltsam, an all die Leute zu denken, die noch vor zwei
Tagen an Bord der Swan gewesen waren, sich zu der leichten Überfahrt, das Ziel so nahe vor Augen, gratuliert hatten, und jetzt waren nur noch sie und Michel übrig. Einer plötzlichen Eingebung folgend, legte sie einen Arm um seine Taille und reckte sich, um ihn zu küssen.
Er blickte auf sie hinab, lächelte zärtlich und strich ihr mit den Fingern über die Wange. „Warum hast du das getan?“ „Weil ich dich liebe“, sagte sie und fühlte sich auf einmal den Tränen nahe. „Ich bin so glücklich, daß ich dir begegnet bin.“ „Ich bin ebenfalls glücklich, Jerusa“, sagte er leise, und als er sie küßte, dachte auch er daran, wie vergänglich das Leben -und die Liebe - doch sein konnten.
Michel und Jerusa kehrten wieder zu dem Teich mit seinen farn- und moosbewachsenen Ufern zurück.
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