Sieg der Liebe
ich jemand bin, der dich aufrichtig liebt und alles tun will, um dich glücklich zu machen.“
„O Joshua, wie könnte ich nicht glücklich werden?“ Zufrieden seufzend schmiegte sie sich enger an ihn.
„Dann sagst du ja?“
Scheu blickte sie ihn an. „Die Antwort ist in meinem Herzen, und du kennst sie schon. Aber du mußt zuerst mit meinem Papa sprechen.“
„Ich würde mit hundert Vätern sprechen - mit tausend! wenn ich dich dann haben kann!“
„Einer genügt völlig“, meinte sie schalkhaft. „Ich will nicht darauf warten, bis du mit all den anderen gesprochen hast.“ „Dann wirst du mitkommen und meinen Vater kennenIernen?“
„Ich kann nicht, Joshua, nicht jetzt“, erwiderte sie traurig. „Oh, ich weiß, du hast eine großartige Neuigkeit, aber meine ist auch wunderbar. Stell dir vor, was mein Papa sagen wird, wenn er erfährt, daß meine Tante noch lebt!“
„Sie lebt, das stimmt, aber du hast gehört, was Miller erzählt hat“, mahnte Joshua liebevoll. „Sie ist verrückt, Cecilie, und ihr Sohn hält sie in einem Haus fern von der Stadt. Sicher wissen sie, wo ihr lebt, du und dein Vater. Wenn sie euch finden wollten - meinst du nicht, sie hätten das schon früher getan?“ Cecilie zögerte. „Wenn es meiner Tante nicht gutgeht, hat sie es vielleicht vergessen. Oder sie hat vielleicht geglaubt, daß meine Eltern ihr ihre Schande nicht verzeihen würden. “
„Vielleicht denkt sie immer noch so.“
Cecilie schüttelte energisch den Kopf. „Du verstehst das nicht, Joshua! Antoinette ist die einzige Schwester meiner lieben maman. Ob sie krank ist oder nicht, das ändert nichts. Maman hat sie geliebt, das weiß ich, und nun werde ich sie auch lieben.“
„Aber Cecilie ... “
„Non, Joshua, du wirst sehen, daß ich recht habe! “ Sie küßte ihn noch einmal, dann löste sie sich aus seinen Armen. „Ich komme morgen und werde deinen Vater kennenIernen, ich verspreche es! Und ich liebe dich, Joshua Sparhawk! Ich liebe dich!“ Nach diesen Worten ging sie beschwingt davon.
Antoinette saß auf dem Stuhl am Fenster und legte die seidenen Fäden bereit, die sie heute für ihre Stickerei brauchen würde. Zuerst hatte der Doktor es verboten. Die Nadeln würden eine Gefahr darstellen, meinte er, und seinetwegen hatten sie ihr die schönen bunten Fäden, die Reifen und Nadeln wieder weggenommen. Vor Enttäuschung und Scham hatte sie geweint.
Aber Michel hatte veranlaßt, daß man sie ihr wiedergab. In all den Jahren, in denen sie für die Schneider gearbeitet hatte, jene Jahre, in denen sie so arm gewesen waren, nach Christians Tod und nachdem ihre Familie es abgelehnt hatte, ihr zu helfen, weil sie Schande über sie gebracht hatte, hatte sie sich nicht ein einziges Mal in den Finger gestochen. Seide oder Leinen ...
Was hatte sie gerade gedacht? Sie preßte die Hände gegen die Stirn und rieb sich die Haut, als könnte sie damit ihren verwirrten Geist neu beleben.
Seide oder Leinen. Sie holte tief Luft, ehe sie die Augen öffnete. Diesmal hatte sie es geschafft, und die Worte standen ihr wieder zur Verfügung.
Ihre Finger zitterten immer noch, als sie die Nadel gegen das Licht hielt, um den Faden hindurchzuziehen. Gefahr, ach was! Wie konnte eine Frau gefährlich sein, deren einzige Waffe eine Nadel war?
Aber sie hatte immer noch Michel.
Mein schöner Sohn, dachte sie. Zufrieden lächelte sie bei der
Vorstellung, wie der Doktor und alle anderen erbleichten, wenn Michel kam, um sie zu sehen. Er erschreckte sie alle, ihr goldblonder Held, ihr Sohn, der seinem Vater so ähnlich war. Ein Wort von ihm, und sie hatten die Ketten von ihrem Bett genommen. Ein Stirnrunzeln, ein Befehl, und sie wurde aus dem dunklen Dachzimmer befreit, das ihr Gefängnis hatte werden sollen. Er hatte dafür gesorgt, daß man sie mit Respekt behandelte, als Lady und Herrin dieses Hauses.
Ihr Blick glitt zu dem kleinen Porträt über dem Bett. Ihr Christian hätte dasselbe für sie getan. Stets hatte er alles getan, was sie wollte, denn er liebte sie so sehr. Er hatte sie aber auch bestraft, wenn sie sich vergaß und etwas tat, irgend etwas, von dem er behauptete, daß eine wahre Liebende es nicht tun würde.
Sie hielt die Nadel reglos über das Leinen, als sie zurückdachte. Christians Bestrafungen hatten ihr nicht gefallen. Sie trug die Narben immer noch, auf ihrem Rücken, ihren Beinen und ihren Brüsten. Aber seine Beweggründe waren so lauter und rein gewesen wie seine Liebe. Das, was er getan hatte,
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