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Sieg der Liebe

Titel: Sieg der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirinda Jarrett
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die vor ihr lag. Sie war sehr hübsch, schmiegte sich an den Hang des grünbewachsenen Berges, mit gelb- und blaugestrichenen Häusern unter rotgedeckten Dächern, die größte Stadt hier auf den Inseln.
    Gewiß hübscher als Newport mit den gewundenen, gepflasterten Straßen und riesigen Palmen zwischen den Häusern. Aber auch wenn es sehr malerisch war, so genügte der Anblick doch nicht, die schwere Last von Jerusas Seele zu nehmen.
    Sie hatte Michel geliebt, und es hatte nicht genügt. Sie hatte ihm alles gegeben, ihren Körper und ihre Seele, aber es war nicht genug gewesen.
    „Willkommen in meiner Heimat, ma chere“, sagte er und stellte sich neben sie. „Ich kann dir keine Wasserfälle versprechen hier auf Martinique, aber wenigstens eine echte Verbesserung, was das Essen und das Quartier angeht.“
    Jerusa betrachtete ihre Finger auf der groben Holzreling, um weder ihn noch die Stadt anzusehen. Sie mußte Michel nicht ins Gesicht schauen, um an seiner Miene zu erkennen, daß er eine Art von Empfehlung aussprach, wie Gastwirte sie bevorzugten.
    „Die letzten beiden Tage mit dir habe ich sehr genossen“, bemerkte sie leise.
    Die Stille, die eintrat, als er sich erinnerte, sagte mehr als viele Worte. „Es ist nicht zu Ende, Jerusa“, fügte er hinzu und schob seine Hand über ihre. „Ich meinte nur, daß es anders sein wird.“
    Jerusa wünschte, stark genug zu sein, ihm ihre Hand zu entziehen, aber sie wußte, daß sie es nicht war. Sie war nicht in der Lage gewesen, sich letzte Nacht von ihm abzuwenden, als sie sich am Strand unter dem Sternenhimmel geliebt hatten. Warum hatte sie geglaubt, es jetzt zu können?
    „O Michel“, sagte sie bekümmert. „Was wird nur aus uns werden?“
    „Ich weiß nicht mehr als du, cherie“, erwiderte er mit einer Sehnsucht, die ihren Gefühlen genau entsprach. „Ich wünschte, es wäre anders.“
    „Werden wir bei deiner Mutter wohnen?“ Wenn Jerusa sich um praktische Fragen kümmerte, würde sie vielleicht nicht mehr so niedergeschlagen sein.
    „Ihre Gesundheit ist zu anfällig, als daß sie Gäste um sich haben könnte“, erklärte er mitfühlend, doch er konnte Jerusa nicht täuschen. „Ich selbst bin auch nur selten bei ihr.“
    Eigensinnig hob Jerusa ihr Kinn. Wenn seine Mutter sie zu ihrer Feindin erklärt hatte, wollte sie die Schlacht so schnell wie möglich beginnen. „Ich dachte, sie hätte es so furchtbar eilig, mich zu treffen.“
    „Später, ma mie, später“, wich er aus. Er hatte ihr nichts mehr über seine Mütter erzählt, und ganz offensichtlich würde er es auch jetzt nicht tun. „Aber es gibt ein Gasthaus, das ich sehr schätze, mit einem wundervollen Blick auf den Hafen und einem hervorragenden Koch, der seine Kunst in Paris gelernt hat.“
    Ein Gasthaus mit einer herrlichen Aussicht und einem vortrefflichen Koch, zweifellos auch mit einem einzigen großen Bett wie das in Seabrook, nur daß sie dieses nur zu gern mit Michel geteilt hätte.
    „Werden wir wieder Mr. und Mrs. Geary sein?“
    „Diesmal Monsieur et Madame, denke ich.“
    „Wie kann ich eine madame sein, wenn ich kein Französisch spreche?“
    „Aber ich spreche es, ma bonne femme. Du kannst meine englische Ehefrau sein. Aber dieser Gastwirt kennt mich so gut wie seinen eigenen Sohn. Er wird alles hinnehmen, was ich ihm erzähle.“
    Jerusa war von Anfang an als seine Frau aufgetreten. Warum schmerzte es dann so, zu hören, wie er ganz selbstverständlich fortfahren konnte, etwas vorzugeben, das auf so vielfältige Weise Wahrheit geworden war?
    „Ich bringe dich dorthin und sorge dafür, daß du dich einrichtest“, fuhr er fort, „und danach muß ich zu meiner Mutter gehen. Aber ich werde zum Abendessen zurück sein, cherie, falls du auf mich warten willst.“
    „So wie in Seabrook?“ Forschend blickte Jerusa ihn an.
    Sie hatte gehofft, er würde wenigstens einen Moment lang die höfliche Maske ablegen, die er zur Schau trug, seit das Fischerboot sie aufgenommen hatte, doch seine Miene blieb unverändert. Die Offenheit, die er am Strand gezeigt hatte, war nur noch eine Erinnerung, die er nicht noch einmal mit ihr teilen wollte. Jetzt sah er sie nicht einmal an, sondern betrachtete statt dessen die Stadt.
    „Keine Überraschungen diesmal, Jerusa, ich bitte dich“, sagte er gleichmütig. „Du wirst feststellen, daß die Hafengegend hier berüchtigter ist als in Seabrook.“
    Jetzt musterte Michel kritisch ihr zerfetztes grünes Kleid und schüttelte den Kopf.

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