Sieg einer großen Liebe
Victoria und schloss die Augen, als könne sie das Bild eines kleinen Jungen verscheuchen, der das Opfer solcher Wahnsinnstaten war.
„Etwas in mir bäumte sich auf“, fuhr Farrell fort. „Die Inder sind ein fanatisches Volk, und ich interessiere mich nicht weiter für ihre Bräuche. Doch ein Kind meiner eigenen Rasse so misshandelt zu sehen, das war zuviel... Er war schmutzig, zerlumpt und unterernährt, doch er hatte einen so stolzen, trotzigen Blick, daß es mir das Herz brach. Ich wartete, bis er der Frau die Schüssel mit dem eingesammelten Geld zurückbrachte. Sie nahm das Gefäß und sagte ihm, er sei jetzt 'gut'. Dabei verzerrte sie ihr Gesicht zu einem wahnsinnigen Lächeln.
Als ich dieses Weib auf ihrem behelfsmäßigen Altar ein Kreuz halten sah, hätte ich sie umbringen können. Andererseits wusste ich nicht, wie treu ihr ihre .Gemeinde“ ergeben war, und da ich mich ihnen nicht allein entgegenstellen konnte, fragte ich die Frau, ob sie mir den Jungen verkaufen würde. Ich sagte ihr, er brauche einen Mann, der ihn richtig strafte.“
Kapitän Farrel blickte Victoria an, ein freudloses Lächeln im Gesicht. „Sie verkaufte ihn mir für den Lohn von sechs Monaten, den ich in der Tasche trug. Ihr Ehemann war ein Jahr zuvor gestorben, und sie brauchte Geld ebenso dringend wie einen Prügelknaben. Aber noch bevor ich das Gebäude verlassen hatte, schüttete sie die Münzen über die Leute zu ihren Füßen und schrie, Gott schickte ihnen ,Seine Geschenke' durch sie. Sie war verrückt, vollkommen verrückt.“
Victoria sprach bittend und beinahe flüsternd. „Glauben Sie, daß es Jason besser ging, bevor sein Vater starb?“
„Jasons Vater lebt noch“, antwortet Kapitän Farrell steif. „Jason ist Charles’ unehelicher Sohn.“
Der Raum schien sich plötzlich zu drehen, und Victoria schlug sich die Hand vor den Mund, um ihre Überraschung zu verbergen. Onkel Charles!
„Erschreckt es Sie so sehr festzustellen, daß Sie mit einem Bastard verheiratet sind?“ fragte Mike Farrell, als er ihre Reaktion beobachtete.
„Wie können Sie nur etwas so Dummes glauben" entgegnete Victoria entrüstet.
Er lächelte. „Gut. Ich dachte nicht, daß es Ihnen wichtig wäre, aber die Engländer sind mit solchen Dingen sehr eigen.“
„Heuchler sind sie!“ gab Victoria erregt zurück. „Denn ich könnte Ihnen auf Anhieb drei Herzöge nennen, die direkte Nachkommen von Bastarden von King Charles sind. Außerdem bin ich keine Engländerin, sondern Amerikanerin.“
„Sie sind wundervoll“, meinte er leise.
„Würden Sie mir erzählen, was Sie noch über Jason wissen?“ bat sie, das Herz voller Mitleid.
„Der Rest ist nicht mehr ganz so wichtig. Ich nahm Jason mit in Napals Haus. Einer von Napals Dienern säuberte ihn und schickte ihn dann zu uns herein. Zuerst wollte der Junge nicht reden, doch sobald er es tat, wurde deutlich, daß er klug war. Als ich Napal die Geschichte erzählte, tat Jason ihm leid, und er gab ihm eine Stelle als Botenjunge. Jason bekam kein Geld, erhielt aber ein Bett in Napals Büro, gutes Essen und Kleider. Er brachte sich selbst lesen und schreiben bei... sein Wissensdrang war unersättlich.
Mit sechzehn hatte Jason alles von Napal über die Branche gelernt. Neben seiner Klugheit und Schnelligkeit hatte Jason den unglaublichen Trieb zum Erfolg ... ich vermute, das kam daher, daß er als Kind gezwungen worden war zu betteln.
Da Napal keine eigenen Kinder hatte, betrachtete er Jason mehr und mehr als seinen Sohn. Jason überredete Napal, ihn auf einem seiner Schiffe mitsegeln zu lassen, damit er die Seefahrt von Grund auf erlernen konnte. Ich hatte es inzwischen zum Kapitän gebracht, und Jason fuhr fünf Jahre lang mit mir. “
„War er ein guter Seemann?“ fragte Victoria. Sie war plötzlich unglaublich stolz auf den kleinen Jungen, der zu einem so erfolgreichen Mann herangewachsen war.
„Der Beste. Er fing als einfacher Matrose an, doch in seiner Freizeit ließ er sich von mir Navigation und alles andere beibringe.... Napal starb zwei Tage nachdem wir von einer unserer Reisen zurückgekommen waren. Er saß an seinem Schreibtisch, als er plötzlich zusammenbrach. Jason versuchte alles, um ihn wiederzubeleben. Die anderen im Büro glaubten, Jason sei verrückt geworden, aber verstehen Sie, er liebte den alten Geizkragen. Er trauerte monatelang um ihn. Doch er vergoss keine einzige Träne“, sagte Mike Farrell leise. „Jason kann nicht weinen. Die alte Hexe, die ihn
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