Sieg einer großen Liebe
hätten ihn zwar nicht verlassen, aber eine Scheidung verlangt. Ich hielt es für einen Witz, doch als Sie vorhin hier hereinkamen, wirkten Sie bestimmt nicht wie eine glückliche Braut.“
Victoria kämpfte mit den Tränen und versuchte, ihre Würde zu wahren. „Gehen Sie mir bitte aus dem Weg“, sagte sie heiser.
Statt zur Seite zu treten, fasste er sie an den Schultern. „Nun, da Sie alles haben, weswegen Sie ihn heirateten ... das Geld, den Einfluß, das soziale Prestige. .. warum wollen Sie eine Scheidung?“ beharrte er.
„Gar nichts habe ich" brach es aus Victoria heraus. Sie war den Tränen gefährlich nahe. „Jetzt lassen Sie mich los! “
„Nicht, bevor ich verstanden habe, wie ich mich so in Ihnen täuschen konnte. Gestern hielt ich Sie für wundervoll. Ich sah das Lachen in Ihren Augen und wie Sie die Leute aus dem Dorf behandelten. Ich dachte mir, das ist eine richtige Frau.... eine mit Herz und Verstand, keine geldgierige, verwöhnte kleine Zierpuppe.“
Heiße Tränen stiegen Victoria jetzt doch in die Augen bei diesem unfairen Angriff eines vollkommen Fremden...und eines Freundes von Jason obendrein. „Lassen Sie mich in Ruhe, verdammt!“ forderte sie hilflos und versuchte, ihn zur Seite zu schieben.
Zu ihrem Erstaunen schlang er die Arme um sie und zog sie an seine breite Brust. „Weine, Victoria!“ befahl er schroff und streichelte ihr Haar. „Lassen Sie die Tränen kommen, Kindchen. Wenn Sie das alles in sich verschließen, werden Sie zerbrechen.“
Victoria hatte gelernt, mit Unglück und Feindschaft fertigzuwerden, doch Kapitän Farrells plötzlichem Verständnis war sie nicht gewachsen. Sie sank schluchzend an seine Schulter.
Irgendwann fand sich Victoria dann an Mike Farrells Seite auf dem Sofa wieder, wo sie ihm stockend vom Tod ihrer Eltern und den Ereignissen berichtete, die zu Jasons kaltblütigem Heiratsantrag geführt hatten. Und als sie geendet hatte, fühlte sie sich besser als seit Wochen.
„Haben Sie wirklich geglaubt, er brauche Sie?“ meinte Mike Farrell mit einem bewundernden Lächeln, „obwohl Sie so gut wie gar nichts über ihn wussten und sein Antrag nicht gerade romantisch war?“
Unsicher wischte sich Victoria die Augen und nickte. „Manchmal wirkt er so einsam. Es gab Augenblicke, in denen ich das Gefühl hatte, er sei ebenso allein wie ich. Und auch Onkel Charles sagte, Jason brauche mich. Aber wir hatten beide unrecht. Jason wünscht sich einen Sohn, so einfach ist das.“
„Sie irren sich“, stellte Mike Farrell mit sanfter Endgültigkeit fest. „Jason braucht eine Frau wie Sie seit dem Tag seiner Geburt. Sie müssen ihm helfen, seine tiefen Wunden zu heilen und ihm beibringen, zu lieben und sich lieben zu lassen. Wenn Sie mehr über ihn wüssten, würden Sie verstehen, warum ich das sage.“ Der Kapitän stand auf, ging zu einem kleinen Tisch und nahm eine Flasche in die Hand. Er füllte zwei Gläser und reichte Victoria eins davon.
„Werden Sie mir von ihm erzählen?“ fragte sie, als er sich vor den Kamin stellte und sie anblickte.
„Ja.“
Victoria roch an dem starken Whisky und wollte das Glas auf den Tisch stellen.
„Wenn Sie wirklich etwas über Jason erfahren wollen, schlage ich vor, daß Sie das zuerst trinken“, sagte Farrell grimmig. „Sie werden es brauchen.“
Sie nippte an dem brennenden Zeug, während der stämmige Ire sein Glas hob und die Hälfte der Flüssigkeit auf einen Zug hinunterschüttete.
„Ich werde Ihnen Dinge über Jason berichten, von denen er offensichtlich nicht will, daß Sie sie erfahren, sonst hätte er davon gesprochen. Ich weiß, daß ich Jasons Vertrauen missbrauche. Es schmerzt mich, das tun zu müssen, denn Jason ist mir wie ein Sohn, Victoria. Aber ich spüre, es ist wichtig, damit Sie ihn verstehen.“
Langsam schüttelte Victoria den Kopf. „Vielleicht sollten Sie mir doch lieber nichts verraten, Kapitän Farrell. Ich möchte nicht, daß irgend etwas zwischen Ihnen und Lord Fielding steht.“
Ein Lächeln flog über seine Miene. „Ich würde den Mund halten, wenn ich fürchten müsste, daß Sie dieses Wissen irgendwann missbrauchen könnten. Doch ich spüre Stärke, Mitgefühl und Verständnis in Ihnen, Victoria. Ich glaube Sie sind die ideale Frau für Jason, und deshalb erzähle ich Ihnen jetzt all dies.“
~ * ~
Kapitän Farrell holte tief Luft und begann. „Das erste Mal habe ich Jason in Delhi gesehen. Das war vor vielen Jahren. Ich arbeitete für einen reichen Händler namens
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