Sieg einer großen Liebe
entschieden.
„Mach, daß du auskommst, Victoria“, entgegnete er kalt.
„Abe... .“
„Ich will nicht reden“, fauchte er höhnisch. „Ich will nicht Schach spielen. Ich will auch nicht Karten spielen.“
„Was willst du dann?“
„Ich will dich aus meinem Zimmer haben, ist das klar genug?“
„Sehr deutlich, würde ich sagen“, gab sie mit ungebeugter Würde zurück. „Ich werde dich nicht mehr stören.“ Sie ging in ihre Suite zurück und schloss die Tür, aber sie war immer noch wild entschlossen, ihre Ehe zu retten. Sie begriff Jason nicht, aber sie kannte jemand, der ihn verstand. Jason war dreißig, viel älter und erfahrener als sie, doch Kapitän Farrell würde ihr raten können, was sie als nächstes tun sollte.
25. KAPITEL
Am nächsten Morgen machte sich Victoria besonders damenhaft zurecht. Die Samtjacke ihres schwarzen Reitkostüms betonte ihre schmale Taille und ihre zarte Büste, und der schneeweiße Kragen ihrer Bluse unterstrich ihr frisches Aussehen. Ruth hatte ihr das rotblonde Haar zu einem eleganten Knoten zusammengefasst. Ein Blick in den Spiegel erhöhte Victorias Selbstbewußtsein: Sie sah älter und erfahrener aus...wie eine verheiratete junge Frau.
Sie ging zu den Stallungen, um sich ein Pferd satteln zu lassen und staunte, als der Stallknecht ihr einen tänzelnden Wallach vorführte, dessen zartbeiges Fell wie Satin schimmerte.
Voll Bewunderung betrachtete Victoria den herrlichen Falben. „Er ist wunderschön, John. Wie heißt er?“
„Das ist Matador“, antwortete der Stallknecht und half ihr in den Sattel. „Er ist aus Spanien, und seine Lordschaft hat ihn für Sie zum Reiten bestimmt, bis Ihr neues Pferd in ein paar Wochen eintrifft.“
Jason hatte ihr ein Pferd gekauft! Warum hatte er das getan? In seinem Stall standen bekanntermaßen die besten Pferde in ganz England. Es war wieder eine seiner großzügigen Gesten und typisch für Jason, nichts davon zu erwähnen.
Als Victoria in den kurvenreichen Weg zu Farrells Haus einbog, zügelte sie Matador zum Schritt und seufzte erleichtert, als der Kapitän auf die Veranda heraustrat. Er half ihr beim Absitzen aus dem Damensattel. „Danke“, sagte sie, nachdem sie sicher auf dem Boden stand. „Ich hatte gehofft, daß Sie zu Hause sind.“
Kapitän Farrell grinste. „Ich hatte selbst vor, heute nach Wakefield Park hinüberzureiten und zu schauen, wie Sie und Jason miteinander auskommen.“
„In dem Fall“, meinte Victoria traurig, „ist es nur gut, daß Sie sich die Mühe nicht gemacht haben.“
Mike Farrell runzelte die Stirn. „Also keine Verbesserung?“ fragte er und geleitete sie ins Haus. Dort stellte er erst einmal Teewasser auf.
Victoria setzte sich und schüttelte betrübt den Kopf. „Nein, keine Verbesserung. Wenn sich überhaupt etwas geändert hat, dann zum Schlechtere... . nein, nicht unbedingt. Wenigstens ist Jason gestern Abend zu Hause geblieben, statt nach London zu fahren, zu seiner.... hm... . nun, Sie wissen schon, was ich meine“, endete sie lahm.
Kapitän Farrell sah sie verdutzt an. „Nein, das weiß ich nicht. Was meinen Sie damit?“ Er sah ihre Verlegenheit. „Heraus damit, Kind. Ich habe mich Ihnen auch anvertraut. Sie wissen, daß Sie sich auf mich verlassen können. Mit wem können Sie sonst reden?“
„Mit niemandem“, gestand Victoria kläglich.
„Wenn das, was Sie mir sagen wollen, so schwierig ist, nehmen Sie doch einfach an, ich sei Ihr Vater ... oder Jasons Vater.“
„Ich bin nicht sicher, ob ich meinem eigenen Vater erzählen könnte, was Sie von mir verlangen. “
Kapitän Farrell stellte die Tassen auf den Tisch. „Wissen Sie, was ich als einziges bei der Seefahrt hasse, die Einsamkeit meiner Kabine. Manchmal genieße ich sie. Doch wenn ich vor einer schweren Entscheidung steht - etwa wenn ein Sturm sich zusammenbraut -bin ich mit meinen Ängsten allein. Ich kann mich niemandem anvertrauen. Ich darf meine Männer nicht spüren lassen, daß ich mich fürchte, sonst geraten sie in Panik. Und so muss ich es in mir verschließe... . Wenn Sie nicht mit Jason sprechen können und auch nicht mit mir reden, werden Sie die Antworten niemals finden, nach denen Sie suchen.“
Victoria sah ihn voll Zuneigung an. „Sie sind der verständnisvollste Mensch, der mir je begegnet ist, Kapitän. “
„Also warum stellen Sie sich dann nicht einfach vor, daß ich Ihr Vater bin?“
Victoria fiel ein, wie viele fremde Menschen Dr. Seaton ins Vertrauen gezogen hatte.
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