Sieg einer großen Liebe
dich verachtet, und nun weiß ich auch warum. Ich habe den Blick gesehen, mit dem du sie betrachtest, wenn du dich unbeobachtet fühlst. Du begehrst sie und fürchtest, in einem schwachen Augenblick könntest du sie fragen, ob sie dich hei...
„Das ist genug! “
„Du willst sie“, fuhr Charles wütend fort. „Du willst sie und du hast sie gern, und du hasst dich selbst wegen dieser Schwäche. Nun, jetzt brauchst du dir keine Gedanken mehr darüber zu machen. Du hast sie so sehr verletzt, daß sie dir nie verzeihen wird. Ihr hattet beide recht. Du bist ein Bastard, und Andrew kommt nicht. Freue dich nur, Jason. Du brauchst keine Angst mehr zu haben, schwach zu werden. Sie wird dich nur noch mehr hassen, wenn sie erkennt, daß Andrew sie nicht will. Genieße deinen Triumph. “
Jason zeigte keine Regung, sondern griff wieder nach seinen Papieren. „Stelle im Verlauf der nächsten Woche eine neue Liste auf und bringe sie mir.“
15. KAPITEL
Die Aufgabe, aus der wachsenden Anzahl von Victorias Freiem die Aussichtsreichsten herauszufinden, um diese Liste aufzustellen, fiel Charles nun weit weniger schwer als beim erstenmal. Am Ende der folgenden Woche quoll das Haus in der Upper Brock Street über mit Blumen, die von Herren geschickt wurden, die Victorias Gunst gewinnen wollten.
Selbst der elegante Franzose Marquis de Salle verfiel ihrem Zauber. Eines Tages tauchte er in Begleitung seines Freundes, des russischen Barons Amoff, bei Victoria auf.
„Ihr Französisch ist ausgezeichnet“, sagte der Marquis galant. Victoria sah ihn ungläubig an. „Meine Aussprache ist nicht gut“, gestand sie. „Ich finde die Nasallaute im Französischen fast so schwer wie die Kehllaute in der Sprache der Apachen.“
„Apachen?“ erkundigte er sich höflich. „Was ist das?“
„Ein Indianerstamm.“
„Amerikanische Wilde?“ fragte der russische Baron plötzlich interessiert. „Ich bin Kavallerist und habe gehört, daß diese Wilden ausgezeichnete Reiter sind. Stimmt das?“
„Ich kannte nur einen Indianer, Baron Amoff, und er war ziemlich alt. Mein Vater fand ihn im Wald und pflegte ihn gesund. Er hieß 'Rauschender Fluß' und blieb dann als Helfer bei uns. Bei ihm habe ich gelernt, ohne Sattel zu reiten ...“
„Keinen Sattel!" rief der Baron erstaunt aus.
Victoria nickte. „Apachen benutzen keine.“
„Was für Kunststücke konnte er?“ erkundigte sich der Marquis de Salle, der weit mehr an ihrer Erscheinung interessiert war als an den Apachen.
„Einmal legte 'Rauschender Fluß“ ein Taschentuch mitten auf ein Feld und hob es dann im Vorbeigaloppieren auf. Mir wollte er das dann auch beibringen“, schloss sie lachend.
„Das müsste ich gesehen haben, bevor ich es glaube. Wäre es möglich, daß Sie es mir einmal vorführten?“ fragte der Baron, „Das können nur unsere Kosaken, aber eine Dame ..
„Nein, es tut mir leid. Das Pferd muss erst nach Apachenart zugeritten werden.“
„Vielleicht könnten Sie mir ein paar Worte in der Sprache der Apachen beibringen“, scherzte der Marquis und lächelte gewinnend. „Ich gebe Ihnen dafür Unterricht in der französischen Aussprache.“
„Das ist ein sehr großzügiges Angebot“, antwortete Victoria, „aber das wäre nicht fair, da ich so viel von Ihnen zu lernen hätte und dafür nur einen einzigen Satz in der Apachensprache kenne.“
„Und der wäre?“
Victoria errötete. Dann sagte sie ein paar Worte mit vielen Kehllauten und sah den Marquis an. „Nun sind Sie dran.“
Beim zweiten Versuch wiederholte der Marquis den Satz perfekt und lächelte erfreut. „Und was bedeutet das?“ wollte er wissen.
Victoria sah ihn lächelnd an. „Sie sagten eben: Dieser Mann paart sich mit meinem Adler! “
„Wie bitte? Dieser Mann paart." Der Marquis und der russische Baron schüttelten sich vor Lachen.
Am darauffolgenden Tag kehrten der russische Baron Amoff und der französische Marquis zurück, um sich der Reihe von Victorias Verehrern anzuschließen, womit sich ihr Ansehen und ihre Beliebtheit noch mehr steigerten.
~ * ~
Als die Wochen vergingen und sich die Anzahl von Victorias Freiem verdoppelte und verdreifachte, verfinsterte sich Jasons Laune immer mehr. Wo er auch auftauchte fand er etwas, das ihm missfiel. Er schalt die Köchin, daß sie zu oft seine Leibspeise bereitete. Er strafte ein Hausmädchen, weil er ein Staubflöckchen unter dem Treppengeländer fand, und er drohte einen Lakai zu entlassen, weil ein Knopf an seiner Livree
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