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Sieg einer großen Liebe

Sieg einer großen Liebe

Titel: Sieg einer großen Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith McNaught
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doch sie war zu erschöpft von den Geschehnissen, um viel zu sagen. „Ich verstehe nicht ganz, wovon Sie sprechen, Tante Flossie“, meinte sie nur leise.
    „Ich rede von ,Du-weißt-schon‘, so nannte es meine teuerste Freundin Prudence immer, was sehr albern war, denn ich wusste überhaupt nichts. Jedoch kann ich die Information wiederholen, die Prudence am Tag vor der Hochzeit von ihrer Mutter bekam ... Ich sollte mich bei dir entschuldigen, weil ich dir nicht die nötige Auskunft geben kann. Aber Damen sprechen nicht über das ,Du-weißt-schon“. Möchtest du hören, was Prudences Mutter darüber sagte?“ Victorias Lippen zuckten. „Ja, Tante Flossie“, meinte sie artig, ohne die blasseste Ahnung zu haben, wovon sie eigentlich sprachen.
    „Nun gut. In der Hochzeitsnacht wird dein Gatte zu dir in dein Bett kommen, oder vielleicht nimmt er dich mit in seines, ich erinnere mich nicht mehr genau. Auf jeden Fall darfst du unter keinen Umständen weder deinen Widerwillen zeigen, noch schreien, noch hysterisch werden. Du musst die Augen schließen und ihm ,Du-weißt-schon' erlauben. Es wird schmerzen und irgendwie widerlich sein, doch du musst es aushalten. Ich glaube, Prudences Mama schlug vor, an etwas anderes zu denken, zum Beispiel an Hüte oder Kleider oder Pelze, die man sich dann kaufen konnte, wenn der Ehemann zufrieden war. “
    Einerseits musste Victoria lachen, doch andererseits kamen ihr gewisse Bedenken. „Danke, Tante Flossie“, sagte sie, „Sie haben mir sehr geholfen.“
    Sie starrte auf die Stickerei und versuchte, das Gehörte zu verarbeiten. Bis zu dem Zeitpunkt hatte sich Victoria keine Gedanken über die Intimitäten in der Ehe gemacht, zu denen Jason berechtigt wäre, und die er zweifellos nutzen würde, da er einen Sohn von ihr wollte. Sie war zwar die Tochter eines Arztes, doch hatte ihr Vater immer dafür gesorgt, daß ihren Augen niemals der Anblick der männlichen Anatomie unterhalb der Gürtellinie zugemutet wurde. Dennoch war Victoria nicht vollkommen unwissend über das „Du-weißt-schon“. Ihre Familie hatte sich ein paar Hühner gehalten, und sie war Zeuge des Flügelschlagens und Kreischens gewesen, das die Zeugung von neuen Küken begleitet hatte, doch was genau geschah, wusste sie nicht.
    Einmal war sie mit ihrem Vater auf einem Bauernhof gewesen, wo die Bäuerin in den Wehen lag. Während Victoria auf die Geburt’des Kindes wartete, spazierte sie zur Pferdekoppel. Dort beobachtete sie das furchterregende Ereignis, wie ein Hengst eine Stute bestieg. Er hatte sie mit seinen riesigen Zähnen im Nacken gepackt, während er ihr Schlimmes antat, und die arme Stute hatte vor Schmerzen geschrien. Victoria erzitterte.
    „Mein liebes Mädchen, du wirkst recht blass, und ich kann es dir nicht verdenken“, bemerkte Miß Flossie nicht allzu hilfreich. „Jedoch hat man mir auch schon zu verstehen gegeben, daß ein rücksichtsvoller Gatte seine Frau erlösen wird, wenn sie ihre Pflicht getan und ihm einen Erben geschenkt hat. Dann nimmt er sich eine Geliebte und du... ,Du-weißt-schon‘.“
    Victoria ließ ihren Blick unruhig zum Fenster wandern. „Eine Geliebte“, hauchte sie. Sie wusste, daß Jason schon viele gehabt hatte und auch jetzt eine hatte ... den Gerüchten zufolge waren alle sehr schön.
    Während Victoria so dasaß, begann sie ihre Meinung über die Gentlemen der Gesellschaft und ihre Mätressen zu ändern. Sie hatte es treulos gefunden, doch vielleicht war es das gar nicht. Wie Miß Flossie andeutete, war ein Gentleman eher rücksichtsvoll zu seiner Gattin, wenn er sich eine Geliebte hielt. Dann ließ er die arme Ehefrau wenigstens zufrieden. Ja, entschied Victoria, das ist wohl der beste Weg, damit umzugehen. Jedenfalls schienen die Damen der Gesellschaft so zu denken, und die mussten es wissen.
    „Danke, Tante Flossie“, sagte sie noch einmal ernsthaft. „Sie haben mir sehr geholfen und waren sehr liebenswürdig zu mir.“
    Miß Flossie strahlte, und ihre blonden Locken wippten unter dem weißen Spitzenhäubchen. „Ich danke dir, mein liebes Kind. Du hast Charles glücklicher gemacht, als ich ihn jemals sah. Und Jason natürlich auch“, fügte sie höflich hinzu.

    ~ * ~

    Victoria ging in ihr Zimmer, setzte sich vor den leeren Kamin und versuchte, ihre Gefühle zu sortieren. Morgen würde sie mit Jason getraut werden. Sie wollte ihn glücklich machen ... Die Tatsache, daß er mit einer treulosen Frau verheiratet gewesen war, rief Mitleid in ihr hervor und

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