Sieg einer großen Liebe
Umarmung.
Sie versuchte zu verstehen, weshalb seine Berührung sie immer so durcheinanderbrachte.
Er senkte den Blick auf ihre Lippen. „Denkst du, du könntest es übers Herz bringen, mich einmal zu küssen, ohne daß ich dich darum bitten muss?“
Victoria glaubte, eine Spur von enttäuschter Sehnsucht aus seinen Worten herauszuhören und stellte sich auf die Zehenspitzen. Sie schlang die Arme um seinen Nacken. Er erschauerte, als ihre Lippen unschuldig über seine streiften, bis er sie öffnete und Victoria wieder in einen wilden, erregenden Kuß riss.
Im wachsenden Aufruhr der Gefühle glitten Victorias Finger in Jasons Haar, während sie ihren Körper eng an seinen schmiegte ...
Und plötzlich wurde alles anders. Jason stöhnte unter ihrem Kuß auf, seine Hände strichen erregt über ihren Rücken, kamen nach vorne, umfassten ihre Brüste. Victoria spürte, daß er irgendwie die Kontrolle über sich verloren hatte, wagte es aber nicht, sich zurückzuziehen.
Doch da löste er die Umarmung fast gewaltsam von selbst. „Ich hätte dir vorher schon Diamanten und Saphire geben sollen statt Perlen“, meinte er selbstironisch. „Aber küsse mich nicht wieder so, bevor wir nicht verheiratet sind.“
Victoria war von ihrer Mutter und Tante Flossie gewarnt worden, ein Mann könne von seinem Verlangen überwältigt werden und sich dann vielleicht sehr unpassend benehmen. Instinktiv erkannte sie, daß Jason ihr mitteilen wollte, er sei nahe daran gewesen, den Kopf zu verlieren. Und sie war Frau genug, ein klein bisschen Befriedigung zu verspüren, weil ihr unerfahrener Kuß auf diesen erfahrenen Mann eine solche Wirkung hatte ... vor allem, da Andrew nie sehr von ihren Küssen beeindruckt gewesen war.
„Ich sehe, du hast mich verstanden“, stellte Jason trocken fest. „Persönlich war mir Jungfräulichkeit nie sonderlich wichtig. Es hat andererseits auch deutliche Vorteile, wenn man eine Frau heiratet, die bereits gelernt hast, was einem Mann gefällt. .
Er wartete und beobachete Victoria genau, als hoffte er auf eine Reaktion von ihr.
Doch Victoria schaute nur weg. Was wollte er von ihr? Erfahrung oder Nicht-Erfahrung? Ihre Unschuld, so hatte man es ihr beigebracht, sollte ein wertvolles Geschenk für ihren Ehemann sein. War das in England anders? Erwartete man, daß eine Frau wusste, was „einem Mann gefiel“? „Es ... es tut mir leid, dich zu enttäuschen“, sagte sie. „Die Dinge sind anders in Amerika.“
Trotz seiner Enttäuschung waren seine Worte sanft. „Du brauchst dich nicht zu entschuldigen oder so elend auszusehen, Victoria. Hab keine Angst, mir die Wahrheit zu sagen. Ich kann sie annehmen und dich sogar dafür bewundern, daß du den Mut hast, sie auszusprechen.“ Er streichelte zart ihre Wange. „Es ist gleichgültig“, fuhr er dann beruhigend fort. „Sage mir, ob dir dein Ring gefällt, und dann gehe zu deinen Freundinnen zurück.“
„Ich finde ihn herrlich“, meinte sie und versuchte, sich seinen schnellen, unverständlichen Launen anzupassen. „Er ist so schön, daß ich bereits Angst habe, ihn zu verlieren.“
Jason zuckte völlig desinteressiert mit den Schultern. „Wenn du ihn verlierst, kauf ich dir einen neuen. “
Dann ging er, und Victoria betrachtete ihren Verlobungsring und wünschte, Jason wäre der Ring wichtiger gewesen und nicht so leicht ersetzbar. War auch sie für ihn ebenso unwichtig und leicht zu ersetzen?
„Er braucht dich, mein Kind.“ Charles’ Worte kamen ihr in den Sinn, und sie lächelte bei dem Gedanken daran. Etwas beruhigter ging sie in den Salon zurück, wo der Ring von den jungen Damen sofort bemerkt und gebührend bewundert wurde.
20. KAPITEL
In den Tagen vor der Hochzeit kamen fast dreihundert Leute zu Victoria, um ihr zu gratulieren. Elegante Equipagen fuhren vor, setzten ihre Herrschaften ab und kehrten exakt zwanzig Minuten später zurück, um sie wieder abzuholen.
Währenddessen saß Victoria im Salon und lauschte den Ratschlägen älterer Damen über die schwierige Aufgabe, ein großes Haus zu führen. Jüngere Ehefrauen sprachen mit ihr über die Probleme, geeignete Gouvernanten und akzeptable Hauslehrer zu finden. Und inmitten des fröhlichen Chaos wuchs in Victoria das tröstende Gefühl, dazuzugehören.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie keine Gelegenheit gehabt, diese Menschen mehr als nur oberflächlich kennenzulemen. Sie hatte sie zum größten Teil als reiche, verwöhnte Damen betrachtet, die nie an etwas anderes als an
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