Sieg einer großen Liebe
Kleider, Juwelen und Vergnügen dachten. Nun sah Victoria sie in einem neuen Licht...als Ehefrauen und Mütter, die sich bemühten, ihre Pflichten zu erfüllen...und mochte sie jetzt viel mehr.
Alle ihre Bekannten besuchten sie. Charles kam oft hinunter, um deutlich zu machen, daß Victoria seine liebevolle Unterstützung habe. Die restliche Zeit blieb er außer Sicht, „um Kraft zu sammeln“, wie er Victoria erklärte, damit ihm die Ehre zuteil werden würde, ihr Brautvater zu sein. Weder sie noch Dr. Worthing konnten ihm das ausreden. Jason versuchte es gar nicht erst.
Die Tage vergingen, und Victoria genoß die Zeit, die sie mit den Besuchern im Salon verbrachte ... außer bei den Gelegenheiten, wenn Jasons Name fiel und eine gewisse Spannung spürbar wurde. Es war offensichtlich, wie sehr man sie um das soziale Prestige beneidete, das sie als Gattin eines sagenhaft reichen Marquis genießen würde. Doch Victoria hatte das ungute Gefühl, daß manche ihrem zukünftigen Ehemann gegenüber immer noch ernsthafte Bedenken hatten. Das störte sie, weil diese Menschen Jason ebenfalls mögen sollten. Gelegentlich fing sie Bruchstücke von Unterhaltungen auf, aber sobald Victoria dazukam, verstummte das Gespräch. Es war unmöglich, Jason zu verteidigen, denn sie wusste nicht wogegen.
Am Tag vor der Trauung fügten sich die Stücke des Puzzles endlich zu einem Bild zusammen, das Victoria fast umwarf.
Als sich Lady Clappeston verabschiedete, tätschelte sie Victoria liebevoll am Arm. „Sie sind eine vernünftige junge Frau, meine Liebe“, sagte sie. „Ich fürchte nicht um Ihre Sicherheit wie diese törichten Wesen, die den Teufel an die Wand malen. Sie werden Wakefield richtig behandeln, davon bin ich überzeugt. Sie sind seiner ersten Frau überhaupt nicht ähnlich, und meiner Meinung nach verdiente Lady Melissa alles, was er ihr angetan hat. Diese Frau war nur eine Schlampe! “
Damit segelte Lady Clappeston aus dem Salon, und Victoria starrte Caroline an. „Seine erste Frau?“ brachte sie hervor und glaubte, mitten in einem Alptraum zu sein. „Jason war schon einmal? verheiratet? Warum... warum hat mir das niemand gesagt?“
„Aber ich dachte, du wüßtest das“, rechtfertigte sich Caroline. „Hat denn weder Jason noch der Herzog dir etwas davon erzählt? Du musst doch auch ein paar Gerüchte aufgeschnappt haben?“
Victoria war blass vor Wut und Enttäuschung. „Den Namen Lady Melissa habe ich mehrmals gehört, aber nicht in Bezug auf seine Frau. Gewöhnlich wurde von ihr so abfällig geredet, daß ich annahm, sie hätte sich mit Jason ... eingelassen, du weißt schon“, endete sie unbeholfen, „wie Miß Sybil bis vor kurzem.“
„Bis vor kurzem?“ wiederholte Caroline, weil Victoria in der Vergangenheit sprach. Sie fing sich jedoch sofort und schien ganz fasziniert vom Muster eines blauen Seidenkissens zu sein.
„Natürlich wird Jason nun nicht mehr ... wo wir doch heirate..... oder doch?“ fragte Victoria.
„Ich weiß nicht, was er tun wird“, meinte Caroline vorsichtig...Manche Männer, wie Robert zum Beispiel, geben ihre Geliebten auf, wenn sie heiraten, aber andere nicht. “
Victoria rieb sich die Schläfen. Sie war völlig aufgewühlt. „Manchmal kommt mir England so fremd vor. Zuhause schenken Ehemänner ihre Zuneigung keinen anderen Frauen als ihren eigenen. Wenigstens erfuhr ich nie davon. Hier jedoch hat man den Eindruck, es sei für einen reichen Gentleman selbstverständlich, sich zu Damen zu... gesellen, mit denen er nicht verheiratet ist. “
Caroline sah sie an. „Ist es sehr schlimm für dich, daß Lord Fielding schon einmal verheiratet war?“
„Natürlich. Wenigstens glaube ich da... . Ich weiß nicht. Im Augenblick ist das Schlimmste, daß es mir keiner von der Familie erzählt hat.“ Sie stand so unvermutet auf, daß Caroline erschrak. „Wenn du mich bitte entschuldigst, ich möchte mit Onkel Charles sprechen.“
Onkel Charles’ Kammerdiener legte den Finger auf den Mund, als Victoria an die Tür klopfte und teilte ihr mit, der Herzog schlafe gerade. Da sie zu aufgeregt war, mit ihren Fragen zu warten, bis er aufwachte, eilte Victoria den Gang entlang zu Miß Flossies Zimmer.
Flossie, stickend und mit einem Spitzenhäubchen auf den blonden Löckchen, winkte sie fröhlich herein. „Meine liebe Victoria, du strahlst wie eine Braut" sagte sie mit dem ihr eigenen Mangel an Scharfblick, denn in Wirklichkeit war Victoria sehr blass und sichtlich
Weitere Kostenlose Bücher