Sieg einer großen Liebe
den Wunsch, all das Unglück in seinem Leben wiedergutzumachen.
Ruhelos stand Victoria auf und wanderte im Zimmer hin und her. Sie versuchte sich einzureden, sie heiratete Jason, weil sie keine andere Wahl hatte, doch das war nicht die ganze Wahrheit. Zum Teil wollte sie es auch. Sie liebte sein Lächeln, seinen trockenen Humor und sein Aussehen, die Autorität in seiner tiefen Stimme und seinen federnden Gang. Sie liebte es, wie seine Augen leuchteten, wenn er sie anlachte und wie sie glühten, wenn er sie küßte. Sie liebte seine Eleganz und wie seine Lippen sich anfühlten.
Victoria riss sich zusammen und starrte finster die goldenen Seidenvorhänge ihres Bettes an. Vieles liebte sie an Jason ... zu viel. Ihre Erfahrung mit Andrew bewies, daß sie sich auf ihre Liebe nicht verlassen konnte.
Über Jasons Gefühle machte sie sich keine Illusionen. Er fühlte sich zu ihr hingezogen und wünschte sich einen Sohn von ihr. Sie wusste auch, daß er sie mochte, doch darüber hinaus empfand er nichts für sie. Dagegen war sie ernsthaft in Gefahr, sich in ihn zu verlieben. Aber er wollte ihre Liebe nicht, das hatte er ihr unmissverständlich klargemacht.
Wochenlang hatte sie versucht sich einzureden, was sie für Jason empfand sei Dankbarkeit und Freundschaft, nun erkannte sie plötzlich, daß es schon viel tiefer ging. Weshalb sonst sollte sie dieses brennende Bedürfnis verspüren, ihn glücklich zu machen und seine Liebe zu gewinnen?
Angst stieg in Victoria auf, und sie rieb die feuchten Handflächen an ihrem Taschentuch ab. Am nächsten Vormittag gab sie ihr Leben in die Hände eines Mannes, der ihre Liebe nicht wollte, der die Zärtlichkeit, die sie für ihn empfand als Waffe gegen sie benutzen konnte. Alle ihre Instinkte warnten sie. Die Worte ihres Vaters hallten in ihrer Erinnerung nach: „Nicht erwiderte Liebe ist die Hölle!
....ass dich niemals überzeugen, du könntest mit jemandem glücklich werden, der dich nicht liebt... Und lass niemals zu, Tory, daß du einen Mann mehr liebst als er dich ...!
Victoria senkte den Kopf, das Haar fiel ihr wie ein Vorhang über das angespannte Gesicht, und sie ballte die Fäuste. Ihr Verstand riet ihr, Jason nicht zu heiraten. Aber ihr Herz wollte alles auf ihn setzen und nach dem Glück greifen.
Northrup klopfte an ihre Zimmertür, seine Stimme drückte Mißbilligung an. „Entschuldigen Sie mich bitte, Lady Victoria“, sagte er durch die geschlossene Tür. „Unten ist eine junge Damen ohne Begleitung oder Hut, die in einer Mietkutsche ankam und behauptet... h... . ihre Schwester zu sein. Mir ist nicht bekannt, daß sie hier in London Verwandte haben, weshalb ich ihr natürlich vorschlug, das Haus zu verlassen, jedoch ..."
„Dorothy?“ rief Victoria. „Wo ist sie?“
„Ich habe sie in den kleinen Salon am Eingang gewiesen“, erklärte Northrup sichtlich bestürzt. „Aber wenn sie ihre Schwester ist, werde ich sie natürlich in den gelben Salon führen und ...“
Er brach ab, als Victoria an ihm vorbei freudig die Treppe hinunterlief und die Tür zum kleinen Salon aufriss.
„Tory" Dorothy umarmte Victoria, und ihre Worte überstürzten sich, während sie gleichzeitig lachte und weinte. „Du hättest den Blick des Butlers sehen sollen, mit dem er meine Mietkutsche betrachtete ... er war fast so schlimm wie der, den er mir zuwarf.“
„Warum hast du nicht auf meinen letzten Brief geantwortet“, fragte Victoria, indem sie Dorothy fest an sich drückte.
„Weil ich heute erst aus Bath zurückkam. Morgen werde ich für zwei Monate nach Frankreich geschickt, um...wie Grandma es nennt..'Schliff' zu bekommen. Sie wird außer sich sein, wenn sie entdeckt, daß ich hier war, aber ich kann doch nicht einfach Zusehen, wie du diesen Mann heiratest. Tory, was haben sie getan, damit du zustimmst? Haben sie dich geschlagen oder hungern lassen?“
„Nichts dergleichen“, entgegnete Victoria lächelnd und fuhr der Schwester übers goldene Haar. „Ich möchte seine Frau werden.“
„Das glaube ich dir nicht. Du versuchst mir nur etwas vorzumachen, damit ich mich nicht auf reg... .“
Auf dem Weg nach London lehnte Jason sich in seiner Kutsche zurück, schlug sich müßig mit den Handschuhen aufs Knie und schaute zum Fenster hinaus. Morgen sollte seine Hochzeit sein ...
Nun, da er sich sein Begehren nach Victoria eingestanden und die Entscheidung getroffen hatte, sie zu heiraten, sehnte er sich so sehr nach ihr, daß es fast unvernünftig schien. Dieses Gefühl
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