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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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dir auch so viele gebracht habe.«
    »In Ordnung«, sagte ich. Ich begriff, dass ich Kojote in dem kleinen Park nicht angelogen hatte: Ich war bereit. Das Schläfchen in der Sonne mit Adams Herzschlag unter meinem Ohr hatte mich zur Ruhe gebracht, mir Mut gemacht. Ich würde mein Bestes geben, um sicherzustellen, dass Flussteufel heute Nacht starb – Erfolg oder Misserfolg. Das war alles, was man erwarten konnte.
     
    An unserem Wohnwagen warteten sieben von ihnen. Anscheinend hatte Bussard beschlossen, auch zu helfen. Sie hatten sich selbst eingeladen und sich selbst bedient – egal ob Essen, Trinken, oder – wie es aussah – jede Süßigkeit in Reichweite. Es wirkte wie ein Piratenüberfall. Hätte ich gewusst, was sie gerne mochten, hätte ich ihnen ein paar Dutzend Doughnuts mitgebracht.
    Die Dunkelheit kam.
    Niemand sprach viel, aber als die Sonne den westlichen Horizont berührte, verschwand die Kleidung, als sie sich für den Krieg rüsteten. Wie für die alten Clans der Schotten bedeutete Krieg auch für die meisten Stämme in Amerika fast vollkommene Nacktheit. Das Alter verschwand und die Tiergeister, die mit mir zum Fluss gingen, hatten so glatte, muskulöse Körper wie jeder Werwolf. Sie
trugen auch Fell oder Federn, je nachdem was ihr Wesen verlangte, und hatten die Köpfe ihrer Tiere – ihre wahren Formen, so wunderschön und seltsam wie nichts, was ich vorher gesehen habe. Es erinnerte mich an die ägyptischen Gottheiten; ich hatte vorher noch nie über die Ähnlichkeit nachgedacht. Sie waren auch bewaffnet – alle bis auf die Vögel, die den Kampf in ihrer tierischen Form aus der Luft führen sollten.
    Hier gab es keine passiven Opfer. Sie wollten kämpfen, aber keiner von ihnen schien zu glauben, dass sie nicht verlieren würden.
    Sie alle kannten Flussteufel besser als ich.
    Ich trug meinen alten blauen Badeanzug und darüber einen weichen Ledergürtel voller Obsidianmesser. Der Messergürtel umschlang mich wie die Schärpe einer Miss Amerika oder einer dieser alten Patronengurte. Die Messer steckten fest und sicher in dem fahlen, gut gegerbten Leder der Scheide. Sie hatten kaum Ähnlichkeit mit normalen Messern – oder auch nur mit den Messern, die Kojote gezogen hatte, um den Flussteufel zurück ins Wasser zu treiben. Das hier waren Messer wie die Klinge, die Gordon verwendet hatte, um die Kugel aus Adam zu holen. Sie zu benutzen wäre mehr wie das Schneiden mit einem Teppichmesser als irgendetwas anderes. Es gab keinen Griff, nur eine stumpfe Seite, die man sicher anfassen konnte, und eine scharfe Seite zum Schneiden.
    Über dem Messergurt trug ich eines von Adams dunkelgrauen Anzughemden. Es war nicht sinnvoll, unsere Pläne sofort zu verraten.
    Kojote nickte mir zu und ich trat in den Fluss. Adam tigerte unruhig am Ufer auf und ab, ein kleines Stück hinter
der Stelle, wo Flussteufel beim ersten Mal gelandet war. So war er außer Reichweite. Er hatte nur widerwillig zugestimmt, sich vom Fluss fernzuhalten, aber er war nicht dumm. Wir konnten einfach nicht riskieren, dass sie die Kontrolle über ihn gewann, wie sie es bei Hank getan hatte.
    Laut dem Plan sollte ich mich im Hintergrund und in Sicherheit halten, bis es Zeit für meinen Einsatz war – aber trotzdem brauchten wir mich als Köder, um sie anzulocken. Wir hatten entschieden, Kojote und ich, dass ich nicht tiefer als bis zum Knie ins Wasser gehen sollte, was ungefähr einen Abstand von viereinhalb Metern ausmachte. Wenn ich so nahe blieb, davon war Kojote überzeugt, konnte er mich packen, bevor sie mich ins tiefe Wasser zog. Knietief bedeutete auch, dass das gesamte Siegel des Flusses an meinem Unterschenkel unter Wasser war. Rabe hob ab, um von oben nach ihr Ausschau zu halten, auch wenn es unwahrscheinlich war, dass er sie entdecken könnte. Der nachtdunkle Fluss gab seine Geheimnisse nicht so einfach preis.
    Ich war bereit. Zehn Minuten vergingen.
    Nichts geschah. Abgesehen davon, dass mir kalt wurde. Und ich bekam Angst, weil ich nicht dumm bin. Irgendwo in diesem Fluss war ein Monster, das mich fressen wollte, und ich forderte es heraus, genau das zu tun.
    Ich schaute ans Ufer, aber niemand schien ungeduldig zu sein – außer Adam. Und selbst bei ihm war es weniger Ungeduld als zunehmende Frustration. Rabe winkte und ich winkte zurück, bevor ich mich lieber wieder umdrehte, weil sonst niemand meinen Rücken deckte.
    »Sie ist nicht dumm«, murmelte ich, während ich auf das dunkle Wasser starrte. »Sie muss sich

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