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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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über Wasser gesehen hatte, erinnerte ich mich daran, dass die Zähne vorne in ihrem Maul spitz waren und fast wie die Stacheln eines Stachelschweines abstanden. Sie waren auch lang, und ich hoffte, dass sie ihr Maul nicht weit genug öffnen konnte, um mich zu verschlingen, solange ich meine Füße gegen ihren Unterkiefer stemmte und mich weiterhin am oberen Zahn festhielt.
    Du machst die Sache schwerer als sie sein sollte, erklärte sie mir. Du bist gefangen und kannst nicht entkommen.
    Mit unheimlicher Geschwindigkeit ließ sie ihre Kiefer zusammenklappen – aber ich bin auch unheimlich schnell. Ich beugte mich zusammen mit ihr und richtete mich dann wieder auf. Das Wasser half ebenfalls. Als sie das Maul zuschlug, drückte das Wasser nach außen.
    Sie wechselte die Taktik und versuchte, ihre Tentakel einzusetzen, um mich abzuschütteln. Mir fiel auf, dass die Tentakel so nahe an ihrem Kopf weniger effizient arbeiteten, eher wie zu lockere Gummibänder. Sie konnte mich halten, sie konnte an mir ziehen – aber sie konnte mich nicht ins Maul drücken.
    Ich verstand nicht, warum sie nicht versuchte, mich mit einem weiteren Tentakel zu packen. Vielleicht war sie im Moment einfach zu wütend. Aber wenn sie es tat, war ich tot. Und auch wenn diese Pattsituation noch eine Weile bestand, war ich tot. Meine Fähigkeiten beinhalten nicht die Atmung unter Wasser und ich war jetzt schon eine ganze Weile hier unten.
    Bei einem besonders harten Ruck wagte ich etwas und gab mit den Beinen meinen Widerstand auf. Sie zog so hart, dass sie meine Beine über ihren Oberkiefer riss. Sie hörte auf zu ziehen, sobald ihr klarwurde, was sie getan hatte, aber es war zu spät. Sie hatte mir bereits genug Raum gelassen, um mein von dem Tentakel gehaltenes Bein um einen der langen, stachelartigen Zähne vorne in ihrem Maul zu schlingen. Wenn sie das nächste Mal an ihrem Tentakel zog, würde sie an ihrem eigenen Zahn ziehen statt an meinem Bein.
    Alles schön und gut, aber wenn ich nicht bald Luft bekam,
konnte mich alle Cleverness der Welt nicht retten. Ich wand mich, bis ich auf ihrer Schnauze saß statt davor. Ich hatte es geschafft, Adams Hemd zu öffnen, während sie mich zu sich zog, und jetzt holte ich ein Messer aus dem Gürtel und schnitt den Tentakel direkt an meinem Knöchel ab.
    Ihre Tentakel mussten unglaublich empfindlich sein. Genau wie in der Nacht, als Adam mich gerettet hatte, riss sie den Kopf nach oben aus dem Wasser. Da ich darauf saß, schleuderte mich die Bewegung aus dem Fluss, von ihrem Kopf herunter und in die Luft. Ich landete ungefähr fünf Meter von meinem Ausgangspunkt entfernt wieder im Wasser. Sie hatte mich flussaufwärts geworfen, also würde mich die Strömung direkt zu ihr zurücktreiben. Ich tauchte just in dem Moment wieder auf, als sie einen Schrei ausstieß, der meine Ohren zum Klingeln brachte.
    Sie sah mich, ließ sich ins Wasser zurückfallen und verschwand unter der Oberfläche. Ich schwamm so schnell wie möglich, aber nachdem ich kein Fisch war, war ich mir ziemlich sicher, dass ich als Mahlzeit enden würde.
    Etwas packte meine Schultern. Ich schrie und griff nach oben, um das zu packen, was mich aus dem Wasser gezogen hatte. Ich hörte auf zu schreien, als das offene Maul des Flussteufels an der Wasseroberfläche unter meinen Zehen auftauchte, die jetzt vielleicht einen Meter über dem Wasser waren. Meine Hände umklammerten zwei lederbedeckte, starke Knochen, die nur die Beine eines sehr, sehr großen Raubvogels sein konnten.
    Meine Nahrung, meine Nahrung. Dieb! Die Stimme des Monsters in meinem Kopf sorgte dafür, dass ich die Beine des großen Vogels fester packte und meine eigenen Beine so weit wie möglich an den Körper zog.
    Er hätte nicht fähig sein sollen, mein Gewicht zu tragen, egal wie groß er war – und mit den ausgebreiteten Flügeln war er wirklich riesig. Aber er war nicht einfach ein Donnervogel – er war Donnervogel  – und ich nahm an, dass das einen Unterschied machte.
    Flussteufel durchbrach die Oberfläche, aber sie hatte ihren Angriff falsch berechnet, weil Donnervogel im letzten Moment zur Seite auswich. Für einen Moment hing sie in der Luft, bevor sie zur Seite kippte und wie ein springender Wal zurück auf das Wasser klatschte. Donnervogel trug mich zum Ufer und ließ mich sanft dort fallen, wo Adam auf mich hätte warten sollen. Und nicht da war.
    »Adam«, schrie ich und wischte mir das Wasser aus den Augen. Sie konnte ihn nicht haben. Er gehörte mir.

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