Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)
ganzen Sommer damit verbracht, zu versuchen, mir das Schnorcheln beizubringen. Wir hatten bewiesen, dass Flossen meine Geschwindigkeit im Wasser um einiges verbesserten und dass der Schnorchel meine Chancen erhöhte, mich zu ertränken.
Hank Owens rief an, als ich gerade die Bank wieder verschloss, und fragte nach Adam.
»Er ist draußen und läuft«, erklärte ich ihm.
»Würden Sie ihm bitte meine Entschuldigung ausrichten, Ma’am. War das erste Mal, dass ich auf einen Zivilisten geschossen habe.« Er klang sehr förmlich.
»Du hast ja nicht absichtlich geschossen.«
»Ich will Ihnen ja nicht widersprechen, Ma’am«, sagte er sanft, »aber ich habe meine Waffe auf ihn gerichtet und abgedrückt. Das ist so ›absichtlich‹ wie es nur sein kann.«
Ich spürte, dass wir darüber den ganzen Tag diskutieren konnten. »Schön. Ich glaube nicht, dass du ihm eine Entschuldigung schuldest. Er wird nicht denken, dass du ihm eine Entschuldigung schuldest, aber ich werde ihm ausrichten, dass du es angeboten hast. Wie geht es dir? Diese Sand-und-Fallenlassen-Sache, die Bussard da gemacht hat, sah nicht allzu erfreulich aus.«
»Nein, Ma’am. Aber mir geht’s gut.«
»Schön.«
»Danke, dass Sie meine Nachricht überbringen, Ma’am.«
»Gern geschehen.«
Als Adam schließlich zurückkam, hatte ich beschlossen, dass Kojotes Plan so gut war, wie es eben ging, und dass ich so vorbereitet war, wie es eben möglich war.
»Irgendwas gefangen?«
Er schüttelte den Kopf. Dann schüttelte er auch den gesamten Rest.
»Hank hat angerufen, um sich dafür zu entschuldigen, dass er auf dich geschossen hat.«
Er legte die Ohren an.
»Das habe ich ihm auch gesagt. Aber er schien das Bedürfnis zu haben, also habe ich ihm gesagt, ich richte es dir aus.«
Ich hatte alles getan, was möglich war. Wenn wir hierblieben, würde ich nur in Depressionen versinken und Adam würde sich mir wahrscheinlich anschließen.
»Hey, Adam? Lass uns was essen gehen.« Vielleicht war es mein letzter Tag auf Erden und ich weigerte mich, ihn mit Trübsal blasen zu verschwenden. Selbst wenn ich heute Morgen vier Leute hatte sterben lassen, um mein Leben zu retten. Ich schluckte die Galle wieder hinunter.
Adam bellte zustimmend und begleitete mich zum Truck.
Wir holten Essen zum Mitnehmen. Die meisten Restaurants lassen keine Hunde rein. Wir hielten an der ersten hübschen Stelle, die wir fanden, und aßen Tacos, während um uns herum die Blumen blühten. Die Möwen ließen uns dank Adam überwiegend zufrieden. Als wir mit dem Essen fertig waren, packte ich den Müll zusammen, legte meinen Kopf auf Adam und schlief ein wenig, während ich die Wärme des Tages wie Balsam in meine Seele aufnahm.
Und soweit ich mich erinnere, träumte ich nicht das Geringste.
Ich wachte auf, als Adam mir das Gesicht leckte – es war ein wenig heiß. Ich bekomme nicht allzu leicht Sonnenbrand, aber an einem strahlenden Sommernachmittag in der Sonne einzuschlafen, konnte doch dafür sorgen. Ich berührte mein Gesicht mit den Fingerspitzen, aber es schien nicht wund zu sein, nur warm.
»Du solltest Sonnencreme auftragen, wenn du so draußen schläfst. Manchmal hast du vielleicht keine gute Fee, die kommt und sich um den Sonnenbrand kümmert.« Kojote saß neben uns und kaute an einem Grashalm. »Bist du bereit?«
Ich wusste nicht, wie lange ich geschlafen hatte, aber die Sonne ging schon fast unter. Die Abendessenzeit war schon vorbei, aber ich hatte keinen Hunger. Der Werwolf war eine andere Sache.
»Adam wird mehr zu essen brauchen«, sagte ich und beobachtete Kojote aus dem Augenwinkel. »Aber ja, ich bin so bereit, wie ich nur sein kann.«
»Warum schaust du mich so an?«, fragte er.
»Ich wusste nicht, dass du auch die gute Fee spielst.«
»Es ist eine Art Zweitjob«, sagte er bescheiden und sprang auf die Beine. »Lass uns was zu essen besorgen.«
Kojote saß auf dem Rücksitz und aß doppelt so viel wie Adam – und das hieß eine Menge.
»Ich habe Messer für dich«, sagte er, während er sich das letzte Salz der Pommes von den Fingern leckte.
»Messer?«
»Ja. Das letzte Mal habe ich neun Klingen gebraucht, also habe ich dir zwölf mitgebracht. Sie sind aus Obsidian – sei vorsichtig, dass du dich nicht selbst schneidest, während du dran bist. Meine Schwestern haben die Scheide und die Messer gemacht, also sind sie so scharf, wie sie nur sein können. Denk dran, Obsidian ist brüchig und hält die Schärfe nicht allzu lang, weswegen ich
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