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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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hätte anmerken lassen. Nicht mal vor Adam. Ich glaube nicht, dass ich je etwas gesehen habe, was Adam eingeschüchtert hätte, außer vielleicht meine Mutter. Aber es war nicht nur das.
    Er passte hierher. Es hatte auch zu ihm gepasst, über die Wanderwege zu klettern – und einen kleinen Jungen den Berg herunterzutragen. Für jemanden wie mich, der darum hatte kämpfen müssen, sich seinen eigenen Platz zu schaffen, weil ich nirgendwo hinpasste, war er … Na ja, im Grunde genommen war es einfach so, dass er auch zu mir passte.
    Allerdings schienen einige der anderen Restaurantgäste
anderer Meinung zu sein, wenn man nach ihren Blicken ging. Adam mochte ja in Jeans und T-Shirt lässig gekleidet sein, aber trotzdem sah er aus, als hätte er gerade einen Modeljob erledigt. Ich dagegen sah aus, als wäre ich den gesamten Tag gewandert, obwohl ich mir extra vorher die Blätter aus den Haaren geklaubt hatte.
    Ich seufzte theatralisch, stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte das Kinn auf meine gefalteten Hände. »Du bist einfach wundervoll, weißt du das?«, sagte ich gerade laut genug, dass die Leute, die uns unauffällig beobachteten, mich hören konnten.
    In seinen Augen funkelte bösartiger Humor auf – und verriet mir, dass er die Blicke, mit denen wir bedacht wurden, durchaus bemerkt hatte. Aber sein Gesicht blieb vollkommen ernst, als er fast schnurrend sagte: »Also bin ich wert, was du für mich bezahlt hast, Süße?«
    Ich liebte es, wenn er meine Spielchen mitmachte.
    Ich seufzte wieder. Es war ein Geräusch, das meinen gesamten Körper erfüllte, zufrieden und glücklich. Die »Süße« würde ich ihm auf jeden Fall heimzahlen.
    »Oh ja«, erklärte ich unserem Publikum. »Ich werde Jesse sagen, dass sie Recht hatte. Nimm das erotische Biest, hat sie mir gesagt. Wenn du schon Geld ausgibst, gib dich nicht mit weniger zufrieden.«
    Er warf den Kopf zurück und lachte, bis er sich Tränen aus den Augen wischen musste. »Himmel, Mercy«, sagte er. »Was du nicht alles laut aussprichst.« Dann lehnte er sich über den Tisch und küsste mich.
    Eine Weile später löste er sich von mir, grinste und setzte sich wieder in seinen Stuhl.
    Ich musste erst mal Luft holen, bevor ich etwas sagen
konnte. »Die besten fünf Dollar, die ich je ausgegeben habe«, erklärte ich ihm voller Leidenschaft.
     
    Er lachte immer noch, als er seinen Gurt anlegte. »Es ist wirklich gut, dass wir nicht in Hood River wohnen«, sagte er. »Ich werde mich in diesem Restaurant nie wieder sehen lassen können. Fünf Dollar. Himmel.« Adam war ein Gentleman, der in den fünfziger Jahren aufgewachsen war. Er bemühte sich wirklich sehr, vor Frauen nicht zu fluchen.
    »Ich fand es cool, als die kleine alte Dame versucht hat, dir zwanzig Dollar in die Hand zu drücken«, meinte ich und trieb ihn damit in den nächsten Lachanfall.
    »Erschreckt hat mich nur …« – er fuhr wieder auf den Highway und Richtung Campingplatz – »diese Frau an dem Tisch neben uns, die aussah, als hätte sie alles geglaubt, sogar, als alle anderen schon angefangen hatten zu lachen.«
    Ah, die unheimliche Dame. Sie hatte uns mit weit aufgerissenen Augen und hängendem Kiefer beobachtet und trotzdem hatte man aus ihrer Miene nichts ablesen können. Ich hätte darauf gewettet, dass sie entweder eine totale Psychopathin war oder zum Feenvolk gehörte, was so ziemlich dasselbe war. Ich hätte mich ihr nähern können, um es zu wittern – ich hatte gelernt, wie das Feenvolk roch –, aber es war meine Hochzeitsreise. Ich wollte es einfach nicht wissen.
    »Mit dir wird mir auf jeden Fall nie langweilig«, erklärte Adam mir. Und das Seltsame war, dass er so klang, als machte der Gedanke ihn glücklich.
     
    »Willst du laufen gehen?«, fragte Adam, als er ein paar Stunden später wieder aus dem Bett sprang.
    Wir hatten uns nach unserer Wanderung hingelegt. Wir hatten uns zwar nicht ausgeruht, aber ich wollte mich auf keinen Fall beschweren. Trotzdem fühlte sich jeder Knochen in meinem Körper an, als bestünde er aus Wackelpudding  – und er wollte laufen gehen?
    »Ungh«, sagte ich. Mehr schaffte ich einfach nicht.
    Er grinste mich an. »Das Theater kannst du dir sparen.«
    Ich wedelte müde mit der Hand.
    »Ich wette, ich fange einen Hasen, bevor du es schaffst.«
    Oh. Er meinte Laufen gehen. Wir waren ungefähr bei Sonnenuntergang zurückgekommen, also war es jetzt vollkommen dunkel. Vollkommene Dunkelheit bedeutete, dass jeder, der Adam als

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