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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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langsamer wurde, konnte ich fühlen, wie sie näher kamen. Also wurde ich nicht langsamer.« Die Erinnerung an die Furcht trieb mir Angstschweiß auf die Haut und alle Muskeln in meinem Nacken verkrampften sich. »Ich habe nichts gesehen, während ich lief. Wusste nicht, was mich jagte. Ich wusste nur, dass ich in diesem Rennen die Beute war. Ich war mir absolut sicher, dass ich tot wäre, falls sie mich fingen.
    Ich sah über meine Schulter zurück, als ich in voller Geschwindigkeit durch den Wald lief, und mein Fuß verfing sich an einem umgefallenen Baum. Ich fiel einen Hügel hinunter und landete vor einem La-Z-Boy.«
    »Einem was?«, fragte Adam.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass die Vision seltsam war. Ein La-Z-Boy, einer von diesen riesigen Lehnstühlen. An diesem hing ein großes Schild, auf dem ›La-Z-Boy‹ stand.
Es hätte im Wald fehl am Platz wirken müssen, aber stattdessen war ich es, die dort nicht hingehörte.« Der Lehnsessel war orange-blau kariert gewesen. Hässlich. Zuerst sah ich nur den Sessel, dann bemerkte ich, dass darin ein großer, gut aussehender Indianer saß, der nicht wirkte, als wäre er von mir besonders beeindruckt.«
    Witzig. Ich konnte mich an die Farbe des Sessels erinnern, als hätte ich ihn gerade noch gesehen, aber ich konnte mich nicht genau an das Gesicht des Indianers erinnern oder an seine Kleidung. Ich glaubte nicht, dass ich außer seinen Augen irgendetwas bemerkt hatte.
    »Ich stand wieder auf. Meine Jeans waren zerrissen, mein Hemd ebenfalls und ich hatte einen großen, schmerzhaften Kratzer an der Seite. Stöcke hatten sich in meinen Haaren verfangen. Ich fühlte mich, als wäre ich an einem Ort, an den ich nicht gehörte, irgendwo, wo niemand mich haben wollte. Ich schob das Kinn vor und sah ihm in die Augen, obwohl ich genau wusste, dass es dumm war, das zu tun.« Die Panik war verschwunden, ersetzt von einer hohlen Leere, die sich anfühlte, als könnte sie niemals gefüllt werden.
    Adams Hand auf meiner Schulter drückte ein wenig fester zu.
    »Sobald ich das Wettstarren angefangen hatte, kamen ein Fuchs, ein Luchs und ein Bär aus dem Wald. Ein riesiger Vogel, der aussah wie ein gigantischer Adler, ließ sich vom Himmel fallen und sie alle starrten mich an, aber ich hielt meine Augen auf den Mann in dem Sessel gerichtet.«
    Es war unerklärlich schrecklich gewesen, genau zu wissen, dass ich nicht in diesen Wald mit dem Indianer und den Tieren gehörte. Ich war eine Außenseiterin, und allein.
    »Ruhig«, murmelte Adam.
    »Schließlich sagte der Mann: ›Wer bist du, dass du in meinem Wald läufst, Halbblut?‹ Ich wusste, dass er nicht meinen Namen wissen wollte. Er wollte wissen, was ich war.« Ich konnte es nicht richtig erklären. »Er wollte die Essenz der Person, die ich war.«
    »Was hast du ihm gesagt?«, fragte Adam.
    »Ich habe ihm gesagt, dass ich Kojote sei.« Ich räusperte mich. »Er stand auf. Und auf. Er war um einiges größer als ich, so groß wie die Bäume um uns herum und irgendwie realer als sie. Ich weiß, dass das ein seltsames Bild ist, aber so war es einfach. Ohne den Blick von mir abzuwenden, sagte er: ›Ich bin Kojote.‹ Er klang ziemlich beleidigt.«
    Ich holte tief Luft. »Wahrscheinlich hätte ich ihm meinen Namen nennen sollen. Es war nicht die richtige Antwort  – aber es war auch nicht die falsche. Also sagte ich: ›Okay. Du kannst Kojote sein. Aber ich bin ein Kojote.‹ Er dachte über meine Antwort nach, dann lehnte er sich vor, um mir etwas ins Ohr zu flüstern.« Bei diesem Teil kam ich mir dumm vor.
    »Was hat er gesagt?«
    »Er sagte: ›Okay. Du kannst auch ein Kojote sein. Aber du bist ein albernes kleines Ding und ich bin ein albernes altes Ding.‹ Und dann bin ich aufgewacht.«
    »Weißt du, was das bedeutet?«, fragte Adam.
    Ich lachte und schüttelte den Kopf.
    »Das ist eine Lüge«, flüsterte er und zog mich näher an sich.
    »Es bedeutet, dass ich nicht indianisch genug bin«, erklärte ich ihm. »Ich gehöre nirgendwohin.«
    Er verbrannte einen weiteren Hot Dog, während wir zusammen da saßen und in die Flammen starrten.
    »Ich glaube, da liegst du falsch«, sagte er schließlich. »Es klang für mich nicht so, als hätte Kojote dich zurückgewiesen.«
    »Er hat über meine Kojotenhälfte gesprochen.«
    Adam lächelte und wiegte mich ein paarmal in seinem Arm. »Wie verwirrend es doch sein muss, eine Kojotenhälfte, eine Menschenhälfte, eine indianische Hälfte und eine weiße Hälfte zu haben.«
    Ich

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