Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)
unglaublich gut aussehender Mann und auch sein Wolf ist schön. Er ist gefärbt wie eine Siamkatze, wenn auch in Tönen zwischen Blau und Grau, die sich bis zu einem Fast-Schwarz vertiefen.
Er ließ einen zweiten Hasen vor meine Füße fallen und legte sich vor mich, die Nase auf den Pfoten und die Ohren zurückgelegt.
Nichts erklärt so deutlich, dass es einem leidtut, wie ein totes Häschen.
Ich erinnerte mich an seine erste Frau. Bei Christy hatte er sich oft für Dinge entschuldigen müssen, für die er nichts konnte. Ich wollte keine Entschuldigung. Ich wollte wissen, warum wir uns gerade gestritten hatten und ich es nicht mal genossen hatte.
Ich streite mich gerne mit Adam.
Er war zuerst wütend geworden.
Darüber dachte ich jetzt nach.
Adam wurde aus drei Gründen wütend: Der häufigste Grund, und mein persönlicher Liebling, war Frustration. Wenn Adam auf mich wütend war, war gewöhnlich Frust der Auslöser. Ein frustrierter Adam, der wütend auf mich war, führte zu einem fröhlichen Feuerwerk, das gewöhnlich auf wunderbare Art endete, nachdem eine Menge Adrenalin geflossen und wieder verpufft war.
Der zweite Grund war, wenn irgendwer versuchte, jemanden zu verletzen, der unter Adams Schutz stand. Wir hatten festgestellt, dass das Feenvolk wahrscheinlich nicht unseren Tod plante oder uns fatale Fallen stellen wollte.
Der dritte Grund waren Schmerzen – körperliche oder psychische.
Nachdem ich wusste, dass er nicht frustriert war und weder ich noch jemand anders in Gefahr war, musste ich ihn also irgendwie verletzt haben.
Ich kniff die Augen zusammen. Gewöhnlich ist Adam ziemlich direkt. Das gehörte zu den Dingen, die ich am
meisten an ihm schätzte. Es hätte um einiges einfacher sein müssen, herauszufinden, warum er wütend gewesen war.
Er hatte versucht mich zu beschützen und ich hatte mich dagegen gewehrt. Das passierte ständig und er wurde deswegen selten sauer, außer wenn oder bis ich verletzt wurde.
Er hatte versucht, dafür zu sorgen, dass unsere Hochzeit und unsere Hochzeitsreise schön wurden. Er hatte sich schon gedacht, dass ich mir Sorgen machen würde, weil er den Wohnwagen von Onkel Mike geliehen hatte, aber er hatte auch gewusst, dass ich hier draußen mehr Spaß haben würde als auf einer typischen Hochzeitsreise.
Er war in dem Moment sauer geworden, als er gedacht hatte, ich würde wütend auf ihn werden, weil er mir nichts von dem Wohnwagen erzählt hatte. Eigentlich hatte ihn die Überzeugung verletzt, dass ich wütend werden würde. Ich grub meinen Hintern ein wenig tiefer in die Erde und bemühte mich, wie Adam zu denken – wie eine sehr kluge Person mit einer Menge Testosteron.
Erstens – er wusste, dass ich wütend werden würde, wenn er mir etwas Großes vorenthielt, aber das hätte seine Gefühle nicht verletzt.
Und plötzlich verstand ich, was passiert war.
Ich stand auf und trat über meine Beute hinweg, dann über seine. Ich leckte ihm die Schnauze – und dann verwandelte ich mich wieder in einen Menschen.
»Du hast einiges vorausgesetzt«, erklärte ich ihm. »Schreib es dir hinter die Ohren: Gewöhnlich ist es besser, wenn du wartest, bis ich wirklich etwas Dummes getan habe, bevor du wütend auf mich wirst.«
Adam starrte mich an. Ich hatte keine Ahnung, was er gerade dachte.
»Diese Ehe ist ein laufendes Projekt«, fuhr ich fort. »Und wir beide werden jede Menge Fehler machen. Ich habe mir Sorgen gemacht, weil du diesen Wohnwagen ausgeliehen hast. Aber nach ungefähr einer halben Minute Nachdenken wusste ich, dass du niemals etwas vom Feenvolk ausleihen würdest, ohne dir sicher zu sein, dass du mit den Folgen umgehen kannst.« Ich schnaubte. »Du bist wütend geworden, weil du gedacht hast, ich würde dir nicht genug vertrauen, um den Unterschied zu verstehen. Das war nicht fair. Überhaupt nicht fair. Ich verheimliche dir ständig wichtige Sachen.« Ich grinste ihn an. »Aber ich weiß, dass du einfach besser bist als ich. Trotzdem denke ich, dass gerade meine Schwäche in diesem Punkt bedeutet, dass du mir keine Entschuldigung schuldest, nur weil du etwas getan hast, was ich auch tun würde. Also sind wir quitt, soweit es das Vorenthalten von Informationen angeht.«
Jetzt war er es, der die Augen zusammenkniff.
»Genau«, sagte ich, als hätte er gesprochen. Die Nacht war ziemlich kalt, weil ich nackt war, also lehnte ich mich an ihn und ließ mich von ihm warm halten. »Ich weiß, was ich gesagt habe, bevor ich davongerannt bin,
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