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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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weil Otter scharfe Zähne und Klauen haben –, aber die meisten Taucher fanden, das sei die Sache wert.
    Flussotter sind kleiner und noch süßer als ihre Cousins im Meer. Außerdem haben sie das freundliche Temperament eines verkaterten Dachses. Eigentlich hätte ich mir deswegen keine großen Sorgen gemacht – ich habe auch scharfe Zähne, wenn es drauf ankommt. Aber im Moment war ich in ihrem Element unterwegs, nicht in meinem.
    Ich konnte sie nicht sehen. Und noch schlimmer, ich konnte sie auch nicht wittern oder hören. Ich konnte darauf warten, dass sie angriffen, oder ich konnte so schnell wie möglich zusehen, dass ich aus dem Fluss kam.
    Ich schaffte es, den Bug des Bootes zu packen und es ein wenig vorwärtszuziehen. Noch ein oder zwei Meter
und ich hätte es auf dem offenen Fluss, wo die Strömung mir helfen würde.
    Der Mann im Boot fing an um sich zu schlagen. Ich brauchte eine Sekunde, um zu verstehen, dass er nicht einfach nur in Panik verfallen war – er hatte sich auf die Anrissleine des Motors gestürzt. Als das plötzliche Röhren des Motors die Nacht durchschnitt, klammerte ich mich so fest wie möglich am Boot fest und hob die Füße vom Boden.
    Das Boot machte einen Sprung vorwärts, die Alge um meinen Fuß verengte sich schmerzhaft, und für einen Moment hatte ich das Gefühl … Aber keine Alge ist so zäh und das Boot riss mich aus ihrer Umklammerung und fuhr ungefähr drei Meter vorwärts, bevor ich mich über die Kante stemmen konnte. Der Mann war bereits wieder zusammengebrochen und ich ergriff den Gashebel in dem Moment, als sein Griff abrutschte.
    Ich setzte mich auf die Bank und wendete das Boot zurück zum Ufer, wo Adam ungeduldig wartete.
    Der Mann packte meinen Arm und ich hätte fast das Boot zum Kentern gebracht, bevor ich mich gegen sein Gewicht stemmen konnte. Hätte ich Schuhe angehabt, wären sie auf dem nassen Holz abgeglitten und ich wäre auf ihn gefallen.
    »Muss hier weg«, sagte er. Seine Haut war so dunkel wie meine – auch er war ein Indianer, das erkannte ich, nachdem ich ihn jetzt endlich richtig sah – und trotzdem wirkten seine Lippen bleich.
    »Wir müssen dich ans Ufer bringen«, rief ich ihm über den Lärm des Motors zu. »Bevor zu verblutest.«
    Mit einem knirschenden Geräusch lief der Bug auf den
Sand auf, dann folgte ein heftiger Ruck, als Adam mit den Zähnen ein Seil packte, das ich nicht gesehen hatte, sonst hätte ich es benutzt. Er zog uns nach oben und weiter, bis das Boot vollkommen auf dem Trockenen lag.
    Ich schaffte es noch, den Motor auszuschalten, dann nutzte ich meinen Schwung vom plötzlichen Stopp, um mich nach draußen und auf den Boden zu rollen. Die andere Möglichkeit wäre gewesen, auf dem Mann zu landen, den wir retten wollten. Ich fiel nicht tief, aber ich traf mit meiner ungeschützten Schulter auf und wusste schon in diesem Moment, dass ich einen blauen Fleck bekommen würde. Aber ansonsten schaffte ich es, mich nicht zu verletzen.
    Adam kam zu mir.
    »Mir geht’s gut«, sagte ich. »Schau nach ihm.«
    Er hob sich über den Bootsrand, um hineinzusehen. Ich stand ebenfalls auf. Der Mann war inzwischen bewusstlos  – ob deswegen, weil er immer noch aus der verbleibenden Hälfte seines Fußes blutete oder weil er plötzlich einem riesigen Wolf mit großen, scharfen Zähnen ins Gesicht sah, war nicht klar.
    Adam sah von ihm zu mir – und dann rannte er davon. Mit diesem kurzen Blick hatte er mir erklärt, hierzubleiben, während er Hilfe holte. Wölfe kommunizieren in Notfällen um einiges klarer als Menschen.
    Adam würde den gesamten Weg laufen, aber wir waren gute fünf Meilen vom Campingplatz entfernt. Es würde ihn zehn Minuten kosten, dort anzukommen, und weitere zehn, wenn er sich mit seiner Rückverwandlung in einen Menschen beeilte. Ich hatte keine Ahnung, wo das nächste Krankenhaus war oder wie lange es dauern würde,
den Mann dort hinzubringen. Adam würde sich darum kümmern.
    Die Nachtluft war kühl, der Fluss kalt und sowohl der verwundete Mann als auch ich waren nass und froren. Aber dagegen konnte ich im Moment nichts tun.
    Ich legte ihn im Boot auf den Boden und lagerte seinen Fuß auf die hölzerne Querstrebe, die auch als Sitz diente. Aus der Wunde sickerte kaum Blut, was mir irgendwie seltsam vorkam. Vielleicht war die Kälte ja hilfreich, wenn auch trotzdem gefährlich.
    Ich wog ab, ob ich mich in einen Kojoten verwandeln und meinen feuchten Pelz einsetzen sollte, um uns beide zu wärmen, oder ob ich

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