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Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)

Titel: Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Briggs
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Bestätigung, nehme ich an. Aber keiner von ihnen sprang auf und rief den Namen der toten Frau – oder schien sie auch nur zu sehen. Nicht einmal Gordon Seeker.
    »Es will ihn«, sagte sie. Sie sah nicht mich an, sondern Hank.
    »Wen ihn?«, fragte ich.
    »Benny.« Sie seufzte. »Dumm. Ich hätte es besser wissen müssen, statt mich so über das Wasser zu lehnen. Aber er war auch dumm. Ich kann schwimmen. Er hätte im Boot bleiben sollen. Aber jetzt … es ist wie das Krokodil in Peter Pan. Es hat ihn gekostet und will ihn jetzt ganz.«
    »Wir werden auf ihn aufpassen«, erklärte ich ihr.
    Alle beobachteten uns – oder zumindest mich. Adam war aufgestanden und hatte die Hand gehoben, um die anderen
davon abzuhalten, uns zu unterbrechen. Vielleicht war es nicht wichtig – manchmal können Geister unglaublich stur sein. Aber manchmal reicht schon ein lautes Geräusch oder eine plötzliche Bewegung und sie verschwinden wie die Hasen.
    »Ich weiß nicht, ob ihr auf ihn aufpassen könnt«, sagte sie traurig. »Du weißt, dass in der Geschichte all die ersten Wesen zurückkamen, die es gefressen hatte, nachdem das Flussmonster tot war.«
    »Ich dachte, Kojote hätte es am Leben gelassen?«
    Sie drehte sich endlich doch zu mir um und lächelte. Es sah nicht aus wie ein Lächeln, das auf dem Gesicht einer Toten liegen sollte. Sie hatte ein gutes Lächeln. »Es gibt mehrere Versionen dieser Geschichte. Schon als er ein kleiner Junge war, mochte Calvin immer die am liebsten, in der alle überlebten.«
    Sie stand auf und wanderte zum Grill. Ihre Finger glitten durch den Rost und legten sich auf die Kohlen darunter.
    »Sei vorsichtig«, erklärte sie mir, die Augen auf die Kohle gerichtet. »Wenn es jemanden mit seinem Siegel versieht, gehört er ihm.« Sie sah wieder zu Hank.
    »Weißt du, für mich war es immer er. Schon seit der Highschool. Aber er hat mich nie wahrgenommen.« Plötzlich drehte sie sich angsterfüllt zu mir um. »Erzähl ihm das nicht. Er verdient es nicht, sich schuldig zu fühlen.«
    »Das werde ich nicht«, beruhigte ich sie.
    »Und nimm Jim bloß nicht seine mysteriöser-Indianer-Tour ab. Er hat einen Doktortitel in Psychologie und hat an der Universität von Washington in Seattle gelehrt, bis er letztes Jahr emeritiert ist.«
    Sie legte ihre Hände wieder auf den Grill, aber diesmal
glitten sie nicht durch den Rost, sondern blieben auf dem heißen Metall liegen. Sie bewegte leicht die Finger, als fände sie es faszinierend, dass sie das tun konnte, ohne sich zu verbrennen. Alles in mir schrie danach, zu ihr zu gehen und ihre Finger zurückzureißen, obwohl ich wusste, dass sie keinen Schmerz mehr fühlen konnte.
    Sie warf wieder einen Blick zu den Owens-Brüdern. »Und Fred trainiert Cutting-Pferde. Langsam macht er sich damit einen Namen. Hank arbeitet im Geschäft mit ihm zusammen, dann erledigt er noch Schweißarbeiten, um die Bücher auszugleichen.«
    »Warum erzählst du mir das alles?«, fragte ich.
    »Damit ich mich daran erinnere«, flüsterte sie. »Sag ihnen, sie sollen meinen Namen nicht aussprechen. Ich will nicht so hier bleiben müssen. Sag Benny, dass es mir gut geht. Sag ihm, er soll eine Blume für mich pflücken und dieses Jahr auf Mamas Grab legen.«
    Ich hatte es noch nie mit einem so klaren Geist zu tun gehabt. Gewöhnlich bemerken sie mich nicht einmal. Die wenigen, die es doch tun, scheinen nicht einmal zu wissen, dass sie tot sind.
    »Ich werde es ihnen sagen«, versprach ich. Ich war hilflos. Ich konnte es für niemanden einfacher machen.
    Sie sah auf und mir direkt in die Augen – und in ihrem Blick konnte ich für einen Moment ein grünes Flackern sehen, die Farbe der Augen des Flussteufels. »Tu das.«
    Und dann war sie verschwunden.
    Adam ließ seine Hand sinken, als ich ihn ansah.
    »Danke«, sagte ich zu ihm.
    »Was zur Hölle war das?«, grollte Hank. »Mit wem hast du dich unterhalten?«
    »Ich dachte, alle Walker könnten die Toten sehen«, sagte ich. »Deswegen mögen uns die Vampire nicht.«
    »Vampire?«, fragte Fred. »Es gibt Vampire?«
    Jim lachte. »Nicht alle Walker sind gleich, Mercy. Genauso wenig wie zwei Männer, die zur selben Zeit das gleiche Hemd anhaben.«
    Ich sah zu Gordon.
    »Das ist nicht meine Bürde«, erklärte er mir. »Außerdem bin ich kein Walker. Wen hast du gesehen?«
    Calvin hatte gesagt, dass Gordon Tierform annehmen konnte und er hatte nicht gelogen. Aber es gab in den Geschichten der Indianer, die ich gelesen hatte, noch andere

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