Siegel der Nacht: Mercy Thompson 6 - Roman (German Edition)
Jahren auf einem Highway im Osten von Montana.« Er sah auf. »Ah, hier sind sie.«
Ich holte die Schlüsselkarte aus dem Truck. »Ich lasse sie rein«, sagte ich und joggte fast fluchtartig davon.
Das, was der alte Mann andeutete, war falsch. Für einen Moment war ich in Versuchung gewesen, zu glauben – zu glauben, dass mein Vater immer noch am Leben sein könnte, weil Kojote ständig starb, nur um am nächsten Morgen wiedergeboren zu werden –, aber ich musste mich nur daran erinnern, dass ich seinen Geist für mich tanzen gesehen hatte. Mein Vater war tot. Ich ging vom Joggen zum echten Laufen über, um mir von der Geschwindigkeit den Kopf durchpusten zu lassen.
Ich öffnete das Tor für Jim, der tatsächlich Fred und Owen neben sich sitzen hatte.
»Spring hinten rein«, schlug Jim vor, sobald der Truck das Tor passiert hatte. »Ich nehme dich mit.«
Ich war seit meiner Kindheit nicht mehr auf der Ladefläche eines Pick-up mitgefahren, und es machte immer noch Spaß. Ich sprang heraus, bevor er angehalten hatte, nur um zu sehen, ob ich es immer noch konnte. Ich landete auf den Füßen, ließ mich aber dann vom Schwung nach hinten überwerfen und wieder auf die Beine rollen. Alles hing vom Timing ab. Mein Pflegevater hatte es mir beigebracht, nachdem er mich dabei erwischt hatte, wie ich versuchte, es ihm nachzumachen.
»Ihr beizubringen, wie man es richtig macht, damit sie sich nicht ihren verrückten Hals bricht«, hatte er gegrollt, während meine Pflegemutter Evelyn sich Sorgen machte, »ist wahrscheinlich weniger gefährlich als es ihr zu verbieten, weil das nicht mal ansatzweise funktioniert.«
Er war fantastisch gewesen.
Was bedeutete es schon, wenn ein alter Indianer glaubte, mein Vater wäre Kojote? Mein wirklicher Vater war Bryan gewesen, der Mann, der mich aufgezogen hatte. Er
war für mich dagewesen, wenn ich ihn gebraucht hatte, bis Evelyn starb und er den Verlust nicht hatte überleben können. Danach hatte ich Bran gehabt.
Sollten Bran und Kojote es jemals auskämpfen, würde ich mein Geld auf Bran setzen. Dieser Gedanke machte mich wieder fröhlich.
Ich klopfte mir den Rücken ab und Adam rollte mit den Augen. Er ähnelte in erstaunlichem Maße seiner Tochter, wenn er das tat. »Ich wette, Bran hat dich angeschrien, wenn du so etwas getan hast«, sagte er, aber er klang nicht allzu verstimmt.
»Ich habe es schon lange nicht mehr gemacht«, gab ich zu. »Sieht es immer noch cool aus?«
Er lachte, wuschelte mir durch die Haare und begrüßte unsere Gäste.
Wir aßen Hamburger, Pommes und Makkaronisalat. Wir machten Small Talk und unterhielten uns über das Wetter, den Fluss, wie es war im Staat Washington oder Montana zu leben und über das Leben im Militär, und erhielten so einen kleinen Einblick in den Charakter der Leute, die vor ein paar Stunden noch vollkommen Fremde gewesen waren. Zusammen zu essen, war bei Verbündeten schon seit Menschengedenken ein Ritual, und wir alle waren uns der unterschwelligen Bedeutung nur allzu bewusst.
Mir fiel auf, dass Gordon Seeker nicht viel sprach. Er lehnte sich nur in seinem Campingstuhl zurück und beobachtete alles mit einem stechenden Blick, der mich ein wenig an den Flussteufel erinnerte. Er erwischte mich dabei, dass ich ihn beobachtete, und lächelte breit.
»Ich glaube«, sagte Jim schließlich, als er seinen Pappteller
in den Mülleimer warf, »wir sollten uns noch einmal vorstellen. Seine Verbündeten zu kennen, ist etwas Gutes. Ich bin Jim Alvin von der Yakama-Nation. Meine Mutter war Wish-ram, mein Vater Yakama und ich besitze ein wenig Magie des Volkes.« Er setzte sich wieder an den Campingtisch, an dem wir gegessen hatten, und wandte sich zu den Owens-Brüdern um.
»Fred Owens«, sagte Fred, obwohl sein Bruder näher an Jim saß. »US Marinechor, ausgeschieden.« Er warf einen Blick zu Adam und lächelte. »Rotschwanzbussard, wenn es mir in den Kram passt. Rancher.«
»Hank Owens«, sagte sein Bruder. »US Marinechor, ausgeschieden. Rotschwanzbussard, wenn es ihm in den Kram passt.« Er nickte in Richtung seines Bruders. Offensichtlich war das ein Insiderwitz, weil sein Bruder leicht lächelte. »Es war Fred, der Calvin den Job nicht allein erledigen lassen konnte.«
»Wir haben Calvin …«, setzte Jim zu einer Erklärung an, aber Gordon unterbrach ihn.
»… im Krankenhaus gelassen. Ich habe es ihnen gesagt.«
Zwischen Jim und Gordon gab es gewisse Spannungen, die mich daran erinnerten, wie es war, zwei Alphas in
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