Sieh dich nicht um
möge.
Der Salat war knackig, das Dressing nach Art des Hauses würzig und die Pasta mit Muscheln köstlich. Aber das Gefühl der Sicherheit währte leider nicht lange, denn als Lacey das Restaurant verließ und nach Hause fuhr, wurde sie den Eindruck nicht los, daß etwas oder jemand ihr auf der Spur war und sich unaufhaltsam an sie heranarbeitete.
Tom Lynch hatte eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. »Alice, ich muß dich unbedingt morgen sehen.
Bitte ruf mich zurück.« Dann folgte seine Nummer.
Wenn ich ihn doch nur anrufen könnte, dachte Lacey.
Ruth Wilcox hatte auch angerufen: »Alice, wir vermissen Sie.
Bitte schauen Sie doch am Wochenende herein. Ich möchte mit Ihnen über einen Herrn sprechen, der sich nach Ihnen erkundigt hat.«
Ruth spielt immer noch die Ehestifterin, dachte Lacey säuerlich.
Sie ging ins Bett und konnte sogar einschlafen, aber dann wurde sie prompt von einem Alptraum geplagt. Sie kniete neben Isabelles Leiche. Eine Hand berührte sie an der Schulter… Sie blickte auf und sah Isabelles Mörder, der sie aus hellblauen Augen anstarrte. Die Pistole in seiner Hand zielte auf Lacey s Kopf.
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Mit einem Aufschrei fuhr sie hoch. Danach hatte es keinen Sinn mehr. Während der restlichen Nacht war an Schlaf nicht mehr zu denken.
Am nächsten Morgen in aller Frühe überwand sich Lacey und ging joggen. Aber sie konnte es nicht lassen, immer wieder einen Blick über die Schulter zu werfen, um sich zu vergewissern, daß sie nicht verfolgt wurde.
Allmählich bin ich nur noch ein Nervenbündel, sagte sie sich, als sie in die Wohnung zurückkehrte und die Tür verriegelte.
Es war erst neun Uhr, und sie hatte keine Ahnung, was sie mit dem Rest des Tages anfangen sollte. Millicent Royce hatte Lacey eingeladen, sie auch am Wochenende zu Hausbesichtigungen zu begleiten, falls Termine anstanden.
Leider war diesmal nichts geplant.
Ich frühstücke erst mal, und dann sehe ich mir das neue Fitneßcenter an, beschloß Lacey. Wenigstens war sie auf diese Weise beschäftigt.
Um Viertel nach zehn kam sie ins Edina Health Center und wurde ins Büro gebeten. Während sie in ihrer Einkaufstasche nach dem fertig ausgefüllten Anmeldeformular suchte, nahm die Geschäftsführerin einen Anruf entgegen: »Ja, ganz richtig, Sir.
Unsere Anlage ist brandneu, und wir haben einen wunderbaren Squash-Court. Am besten kommen Sie gleich vorbei und sehen sich bei uns um.«
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Am Samstag morgen fuhr Detective Ed Sloane von seinem Haus im Riverdale-Viertel der Bronx zu seinem Termin mit Richard J .
Parker senior in Greenwich, Connecticut. Unterwegs bemerkte er, daß von dem vor ein paar Tagen noch rein weißen Schnee nur graue Matschhaufen übrig waren. Er blickte zum bedeckten Himmel auf. Der Wetterbericht hatte Rege n angekündigt, der bei sinkenden Temperaturen in Schnee übergehen sollte.
Wieder so ein elender Wintertag, an dem kluge Leute, die es sich leisten können, Zugvögel spielen und in den Süden fliegen, sagte sich Sloane.
Oder nach Hawaii. Auf diese Reise sparte er. Zum dreißigsten Hochzeitstag, in zwei Jahren, wollte er mit Betty hinfliegen.
Am liebsten hätte er morgen schon die Koffer gepackt. Oder heute.
Aber da im Revier zur Zeit alles drunter und drüber ging, hätte er sowieso nicht weggekonnt. Es wurmte Sloane, daß entscheidendes Beweismaterial, das den Mord an Isabelle Waring hätte aufklären können, verschwunden war. Schlimm genug, daß Lacey Farrell gleich zu Anfang das Tagebuch am Tatort entdeckt und mitgenommen hatte. Aber noch viel schlimmer war es, daß
ein unbekannter Täter
–
höchstwahrscheinlich ein korrupter Kollege – das Tagebuch aus Sloanes Schrank gestohlen hatte. Und wahrscheinlich hatte er auch einige Seiten von Jimmy Landis Kopie entwendet.
Die Vorstellung, daß er mit einem Cop zusammen arbeitete, aß und trank, der von Gangstern bezahlt wurde, löste geradezu körperlichen Widerwillen bei ihm aus.
Als er an der Ausfahrt 31 den Merritt Parkway verließ, dachte Ed an die Falle, die er im Revier gestellt hatte, um den Dieb zu
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fangen, der Material aus dem Beweismittelschrank gestohlen hatte. Zunächst einmal machte er viel Aufhebens davon, wenn er die Schlüssel nun aus der Jackentasche nahm und sie im Schreibtisch einschloß.
»Ich will verdammt sein, wenn aus meinem Büro noch mal was wegkommt«, erzählte er mit erbitterter Stimme jedem, der es hören wollte. Mit Hilfe des Captains hatte er das Gerücht in Umlauf
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