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Sieh dich nicht um

Sieh dich nicht um

Titel: Sieh dich nicht um Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
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gebracht, in seinem Schrank läge ein Beweisstück, das möglicherweise den Mord an Isabelle Waring aufklären werde.
    In seinem Aktenvermerk in der Asserva tenliste des Reviers beschrieb er das angebliche Beweisstück absichtlich vage.
    Inzwischen richtete sich eine versteckte Deckenkamera auf seinen Schreibtisch. Nächste Woche würde er seine alte Gewohnheit wieder aufnehmen und die Schlüssel in seiner Jacke über der Stuhllehne verwahren. Er hatte so ein Gefühl, als würde er durch solche falsche Informationen seinen Widersacher bestimmt bald aufstöbern. Gewiß steckte Isabelle Warings Mörder hinter den Diebstählen auf dem Revier, und dem würde es gar nicht behage n, wenn neues Beweismaterial auftauchte.
    Sloane hielt es allerdings für unwahrscheinlich, daß Sandy Savarano selbst die Diebstähle veranlaßt hatte. Der Mann war nicht mehr als ein Killer. Nein, er vermutete, daß jemand mit viel Geld und Einfluß die Fäden in der Hand hielt. Und wenn dieser Jemand von den neuen Beweisen erfuhr, würde er den Auftrag erteilen, sie zu vernichten.
    Ed Sloane befand sich in einem Dilemma: Er hätte den korrupten Cop zwar gern entlarvt, aber er wußte auch, daß es sich um einen Kollegen handeln konnte, der ihm irgendwann im Laufe der letzten fünfundzwanzig Jahre mal aus der Patsche geholfen hatte. So etwas war immer eine heikle Angelegenheit.
    Das Anwesen der Familie Parker lag am Long Island Sound.
    Das stattliche Gebäude aus hellroten Ziegeln mit den beiden Erkertürmchen hatte im Lauf der Jahre eine dezente Patina angesetzt, die auf dem weitläufigen, teilweise noch
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    schneebedeckten Gelände gut zur Geltung kam.
    Sloane fuhr durch das offene Tor, parkte an der halbrunden Auffahrt neben dem Haupteingang und konnte sich dabei des Gedankens nicht erwehren, daß hier bestimmt noch nicht viele Leute in einem fünf Jahre alten Saturn vorgefahren waren.
    Während er über den gepflasterten Weg zum Haus schritt, glitt sein Blick rasch von Fenster zu Fenster, als hoffe er, Rick Parker dabei zu ertappen, wie er zu ihm herausspähte.
    Eine sehr attraktive junge Frau in Dienstmädchentracht öffnete ihm, und als er seinen Namen nannte, sagte sie: »Mr.
    Parker erwartet Sie in seinem Arbeitszimmer.« Ihr Tonfall war ein klein wenig zu vertraulich. Ed hatte das Gefühl, daß sie gerade aus diesem Arbeitszimmer kam.
    Als er ihr durch die geräumige, mit Teppichen ausgelegte Eingangshalle folgte, rief er sich noch einmal in Erinnerung, was er über Parker senior wußte. Parker hatte den Ruf, ein Frauenheld zu sein, und Sloane fragte sich mit Blick auf die hübsche Frau vor ihm, ob Parker so dumm war, in seinen eigenen vier Wänden eine Affäre anzufangen.
    Vielleicht ist er tatsächlich so dumm, dachte Sloane ein paar Minuten später, als er Mr. Parker gegenüberstand, der auf einem Ledersofa saß und Kaffee trank. Eine zweite, halbvolle Tasse stand noch auf dem Couchtisch.
    Parker stand weder auf, um ihn zu begrüßen, noch bot er ihm Kaffee an. »Setzen Sie sich, Detective Sloane.« Es kla ng nicht wie eine Einladung, sondern mehr wie ein Befehl.
    Sloane wußte, daß er als nächstes hören würde, Parker sei sehr beschäftigt und könne höchstens ein paar Minuten erübrigen.
    Er hörte genau das.
    Als Sloane bemerkte, daß sich das Dienstmädchen noch im Zimmer befand, drehte er sich zu ihr um. »Sie können
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    wiederkommen, sobald ich gehe, Miss«, sagte er brüsk.
    Richard Parker fuhr mit empörter Miene hoch. »Für wen halten Sie -«
    Sloane fiel ihm ins Wort. »Mr. Parker, ich glaube, Sie sollten sich von Anfang an klarmachen, daß ich nicht Ihr Lakai bin. Es geht hier nicht um eine Immobilientransaktion, um irgendein großes Geschäft, das Sie in der Hand haben. Ich bin hier, um mit Ihnen über Ihren Sohn zu sprechen. Er ist auf dem besten Wege, als Tatverdächtiger nicht in einem, sondern in zwei Mordfällen betrachtet zu werden.«
    Er beugte sich vor und pochte auf den Kaffeetisch, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Isabelle Waring glaubte nicht daran, daß ihre Tochter durch einen Unfall ums Leben kam.
    Einige Beweise deuten darauf hin, daß Mrs. Waring durch die Hand eines Berufskillers starb, der für uns kein Unbekannter ist.
    Außerdem wissen wir, daß der Täter für ein Drogenkartell gearbeitet hat. Das sind übrigens noch keine allgemein bekannten Tatsachen, aber ich weihe Sie ein. Ihnen ist bestimmt klar, daß Ihr Sohn dafür verantwortlich ist, daß der Killer überhaupt in

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