Sieh dich um: Thriller (German Edition)
schaute zu Boden und leitete den Zorn, den sie verspürte, in ihre Zehen hinab, die sie in den Schuhen unablässig beugte und streckte. So wütend sie sein mochte, sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, sich mit Brown zu streiten. Schließlich standen sie auf derselben Seite. So schwer es ihnen fallen mochte, sie mussten ihr Gift für den Schachbrett-Mörder aufsparen, ob es sich nun um einen oder zwei Täter handelte. Er war der Böse in diesem Szenario, nicht Dana oder Brown. Es war töricht, sich zu streiten wie zwei verwöhnte Kinder, die ihren Willen nicht bekamen. Und es ließ sie wie die linkischen Amateure dastehen, als die sie von der Presse und der Öffentlichkeit hingestellt wurden. Dana wollte nicht, dass die Sache noch weiter aufgebauscht wurde, also musste sie von nun an bei jedem Schritt darauf achten, professionell zu bleiben, koste es, was es wolle. Die Opfer hatten es verdient. Ganz gleich, welche persönlichen Probleme Jeremy und Dana hatten, sie durften die Ermittlungen nicht behindern, so verlockend die Ablenkungen auch sein mochten. Die Familien der Opfer hatten jedes Recht auf Antworten, die Dana ihnen zu liefern gedachte. Das war ihr Job . Ihrer und der von Brown.
Zu seiner Bemerkung über Kopfschmerzen meinte sie: »Ich auch, Partner, ich auch. Hast du vielleicht Aspirin dabei?«
Brown ging nicht auf ihren Versuch ein, die Stimmung zu bessern. Er zwang sich nicht einmal zu einem falschen Lächeln, sondern winkte nur ärgerlich ab.
Dana warf erneut die Hände hoch. »So viel also zu Teamarbeit. Egal, machen wir, dass wir hier wegkommen, und fahren wir zu diesem Studio. Mal sehen, was wir dort rausfinden können. Es kann nur besser sein, als dass wir beide den ganzen Tag in dieser Gasse sitzen und uns gegenseitig angiften.«
Brown bedachte sie mit einem Seitenblick, als er sich auf dem Weg zurück zum Eingang der Gasse grob an ihr vorbeischob. Die Netzhäute seiner Augen blitzten im grellen Sonnenschein von oben wütend. »Wie du willst, Dana. Wie gesagt – du bist der Boss.«
8
Sergej Michalovic und Edward O’Hara nahmen einen privaten Aufzug, der für die Hotelverwaltung des Fontainebleau und besondere Gäste reserviert war, und fuhren damit hinauf in die Präsidentensuite. Unterwegs unterhielten sie sich freundschaftlich.
Im Gegensatz zu einer Reihe anderer Präsidentensuiten, in denen Michalovic abgestiegen war, verdiente diese ihren Namen voll und ganz. Soweit Michalovic wusste, hatten bisher nicht weniger als fünf Oberbefehlshaber hier gewohnt, während sie das höchste Amt der Nation bekleidet hatten, drei davon sogar hintereinander: Gerald Ford, Jimmy Carter und Ronald Reagan. Mehr noch, Gerüchte besagten, dass niemand Geringerer als Barack Obama im Verlauf der nächsten Monate hier nächtigen würde, wenngleich dies noch nicht von unabhängiger Seite bestätigt worden war.
Als sie vor der Tür seiner treffend benannten Suite im dreißigsten Stock des altehrwürdigen Hotels angekommen waren, griff Michalovic in die Gesäßtasche seiner Hose und holte eine Geldbörse aus Krokodilleder hervor, aus der er eine Schlüsselkarte aus Plastik zog. Er schob die Karte in den Leseschlitz neben der massiven Doppeltür zu seiner prachtvollen Suite. Eine Kontrollleuchte am Lesegerät blinkte grün, und er trat einen Schritt zur Seite, um dem Amerikaner den Vortritt zu lassen. »Nach Ihnen, Edward«, sagte er und verneigte sich schwungvoll in Richtung seines Gegenübers. »In Russland ist es Brauch, dass der Gast als Erster das Zimmer betritt.«
O’Hara betrat die Suite und blickte sich bewundernd um. Er hatte keine Ahnung, dass der echte russische Brauch – schamlos von den Japanern übernommen – besagte, dass der mächtigste Mann in einer Gesellschaft einen Raum als Letzter betrat.
Trotz seines privilegierten Lebensstils verschlug der schiere Luxus der Suite O’Hara den Atem. Mit beinah vierhundert Quadratmetern besaß die Fünf-Zimmer-Suite locker die doppelte Größe eines normalen Wohnhauses, mit einer Veranda, die sich um das gesamte Gebäude zog und einen atemberaubenden Ausblick auf den Central Park dreißig Stockwerke tiefer bot. In der Mitte des Wohnzimmers stand ein Schachtisch aus Marmor mit handgeschnitzten Figuren aus massivem Elfenbein. Wie das Schachset bestand auch jeder andere Gegenstand in dem üppig eingerichteten Raum aus den feinsten erhältlichen Materialien.
O’Hara blieb stehen und schüttelte den Kopf über das eigene uncharakteristische jungenhafte
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