Sieh dich um: Thriller (German Edition)
Wirbel knacken hörte. »Und jetzt«, sagte der Russe, »da ihr prüden Amerikaner das Rauchen an öffentlichen Orten nicht mehr zu gestatten scheint – was halten Sie davon, wenn wir uns nach oben in meine Suite zurückziehen? Da wir uns in den nächsten Wochen kaum von Angesicht zu Angesicht unterhalten werden, denke ich, das wäre eine ausgezeichnete Gelegenheit, noch ein letztes Mal die Regeln des Spiels durchzugehen, während wir uns zwei von Ihren ausgesprochen edlen Zigarren genehmigen.«
O’Hara nickte und erhob sich auf seiner Seite des Tisches. Aus jeder Ecke der schummrigen Lobby warfen Gäste des noblen Hotels verstohlene Blicke zu den beiden, als O’Hara in einer galanten Geste des Respekts, den der Russe mehr als verdiente, den Arm vor seinem stattlichen Leib schwenkte.
»Das klingt nach einer ausgezeichneten Idee, Sergej«, meinte O’Hara. »Wie immer kommt Rauch vor dem Feuer. Bitte gehen Sie voraus, Kamerad.«
7
Jeremy Browns Lippen bewegten sich, doch kein Laut drang aus seinem Mund. Es sah aus, als wüsste er nicht, was er sagen sollte.
Genauso wenig wie Dana. Wenn sie recht hatte, dann sahen sie sich einem völlig neuen Albtraum gegenüber.
Alle Farbe war aus Browns Gesicht gewichen. Er atmete tief ein, und schließlich fragte er: »Wie kommst du auf die Idee, dass wir es hier mit zwei Serienmördern zu tun haben könnten, Dana?«
Danas Hände zitterten gegen ihren Willen. Kaum hatten die Worte Browns Mund verlassen – an sie gerichtet statt von ihr geäußert – wurde ihr bewusst, dass sie außer ihrem Bauchgefühl nicht viel hatte, was sie ihm als Erklärung anbieten konnte. Und Bauchgefühle waren zwar manchmal effektiv, wenn es darum ging, Killer zu schnappen, aber sie lieferten keinen besonders guten Ausgangspunkt. »Vergiss es«, sagte sie. »Ich habe nur laut gedacht. Ich habe mir das nicht zu Ende überlegt und den Mund zu früh aufgemacht. Mein Fehler.«
Brown verengte die Augen. Normalerweise waren sie braun, doch in diesem Moment wirkten sie mehrere Schattierungen dunkler. »Wer war das gerade eben am Telefon?«, wollte er wissen.
»Maggie Flynn aus D. C.«
»Was hat sie gesagt?«
Dana atmete tief durch und berichtete Brown von Maggies Entdeckung, dass bei den Bobby-Fischer-Morden zwei verschiedene Sorten Munition benutzt worden waren. Sie wünschte, sie hätte sich die Zeit genommen, in Ruhe über diese Information nachzudenken, bevor sie ihn damit überfallen hatte, doch dazu war es zu spät. Sie hatte es ausgeplappert, bevor sie selbst Gelegenheit gehabt hatte, es zu verarbeiten – und jetzt wusste sie nicht, was sie damit anfangen sollte. Da die Katze nun aus dem Sack war, musste sie einen Weg finden, sie wieder einzufangen. »Es ist wahrscheinlich gar nichts«, meinte sie beschwichtigend. »Ich wünschte, ich hätte nichts gesagt. Halten wir uns an die Fakten, okay? Kümmern wir uns erst mal um das Foto des Jungen.«
Brown stemmte die Hände in die Hüften und starrte ärgerlich auf Dana herab. Sie seufzte, konnte ihm jedoch seinen Ärger nicht im Mindesten verdenken. Tatsächlich wäre sie genauso verärgert gewesen, wäre es andersherum gewesen. Wahrscheinlich noch verärgerter als Brown.
Als ihr Partner erneut das Wort ergriff, schwang in seiner Stimme eine unüberhörbare Schärfe mit, was Dana überraschte. In der Regel gehörte Brown nicht zu den Menschen, die je die Selbstbeherrschung verloren. Das gehörte zu den Dingen, die ihr immer besonders an ihm gefallen hatten. Ganz gleich, wie schwierig die Umstände wurden, irgendwie gelang es ihm stets, die Ruhe zu bewahren.
Allerdings fehlte von diesem Brown im Augenblick jede Spur.
»Du kannst mir so etwas nicht in den Schoß werfen und dann erwarten, dass ich es einfach wieder vergesse, Dana!«
»Doch, genau das tue ich. Sorry, Jeremy.«
Mehrere betretene Sekunden lang sah es so aus, als wollte Brown noch etwas zu ihr sagen – etwas Unhöfliches, das er später wahrscheinlich bedauern würde. Doch der Moment verstrich, und er bekam sich wieder unter Kontrolle. »So verrückt ist die Idee gar nicht«, fand er schließlich in freundlicherem Tonfall. »Es hat in der Vergangenheit schon öfter Fälle gegeben, wo Serienmörder zusammengearbeitet haben. Warum nicht diesmal auch?«
Dana schloss die Augen und versuchte, ihre Frustration im Zaum zu halten. Sie konnte Browns Verwirrung darüber, dass sie sich weigerte, die Idee weiter zu verfolgen, durchaus nachvollziehen, andererseits verspürte sie nun
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