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Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Sieh dich um: Thriller (German Edition)

Titel: Sieh dich um: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Osborne
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schillerndsten Metropolen der Welt sein, aber die Stadt war auch die Heimat einiger der größten Spinner, die Michalovic je unter die Augen gekommen waren.
    »Ja …?«, antwortete die Frau. »Das bin ich. Darf ich fragen, wer Sie sind?«
    Michalovic streckte eine Hand nach der Newton-Schaukel in einer Ecke seines riesigen Schreibtischs aus und hob die äußere Kugel an, um sie dann fallen zu lassen. Wie so oft lächelte er darüber, wie einfach sich alles gestaltete, während er dem beruhigenden, gleichmäßigen Klacken von Metallkugel auf Metallkugel lauschte. Ähnlich der Newton-Schaukel würde dieses Telefongespräch eine Reihe von Ereignissen in Gang setzen, die erst enden würden, wenn die Partie vorbei wäre oder eine dritte Kraft von außen eingriffe und die Vorgänge unterbräche. Vielleicht durch einen uncharakteristischen Fehler seines lieben Freundes O’Hara? Oder durch einen ebenso verspäteten Durchbruch seitens der trägen FBI-Ermittler, die vor fünf Monaten mit dem Fall betraut worden waren? Die Zeit würde es weisen.
    »Mrs. Arsenault, mein Name ist Pierre LeBlanc«, sagte Michalovic. Er benutzte absichtlich einen französischen Namen, um die Frau auf eine falsche Fährte zu lenken, sollte sie zu den Menschen gehören, die den verbliebenen kleinen Rest eines russischen Akzents bemerkten, auch wenn das nach Michalovics Erfahrung inzwischen äußerst unwahrscheinlich schien. Die meisten Amerikaner waren schlichtweg nicht so kultiviert. So bedauerlich die Feststellung war, die meisten gebürtigen Amerikaner waren alles andere als Kosmopoliten , um es höflich auszudrücken. Die Vereinigten Staaten mochten der größte Schmelztiegel der Welt gewesen sein, doch es ließ sich nicht abstreiten, dass die entstandene Mischung intellektuell ein entschieden fades Aroma besaß.
    Dennoch wäre es unvernünftig gewesen, seine Position bereits so früh im Spiel zu verraten. Es wäre regelrecht dumm gewesen, und für dumm hatte Sergej Michalovic noch niemand gehalten.
    Betty Arsenault ermahnte ein weiteres Mal ihr unbändiges Kind, bevor sie sich wieder dem Hörer zuwandte. »Was kann ich für Sie tun, Mr. LeBlanc?«, fragte sie und bemühte sich, ihre Ungeduld zu verbergen. Das Kind beschwerte sich immer noch lauthals im Hintergrund und raubte seiner Mutter unüberhörbar den letzten Nerv.
    »Es geht nicht darum, was Sie für mich tun können, sondern umgekehrt«, antwortete Michalovic ruhig.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Was ich meine, ist, dass ich mit einem Jobangebot anrufe«, sagte Michalovic ohne weitere Umschweife. »Meine Firma, die Settle Systems Group, ein NASDAQ-gelistetes Technologieunternehmen, hat Ihr Stellengesuch im Internet entdeckt, und nach eingehenden Nachforschungen durch unsere Personalabteilung glauben wir, dass wir eine geeignete Stelle für Sie gefunden haben. Vorausgesetzt natürlich, Sie suchen nach wie vor eine Anstellung.«
    Arsenaults Stimme klang schlagartig zwei Oktaven höher, als sie Michalovic ihr Interesse versicherte. »Ja, Sir, Mr. LeBlanc!«, sagte sie, und alles Misstrauen war verpufft. »Ich suche tatsächlich immer noch Arbeit. An was für eine Stelle dachten Sie?«
    Michalovic lehnte sich in seinem Sessel zurück und drehte einen schweren Füllfederhalter zwischen den Fingern. Wie jeder materielle Gegenstand in seinem Besitz war auch der Füller in keinerlei Hinsicht ein gewöhnliches Schreibgerät. Es handelte sich um einen Diamante, und jedes Jahr wurde nur ein Einziger davon hergestellt. Er bestand aus insgesamt mehr als dreißig Karat Diamanten, davon fast zweitausend Diamanten mit dem »4C«-Zertifikat von De Beers, eingesetzt in einen Halter aus massivem Platin. Selbst die Feder bestand aus achtzehnkarätigem Gold. Die Krönung bildete ein Diamanten-Cabochon – ein rundpolierter, nicht facettierter Stein.
    Preis? Eins Komma achtundzwanzig Millionen Dollar.
    In Michalovics Augen jeden einzelnen Cent davon wert. Statussymbole wie der Diamante ließen das Gegenüber nicht nur wissen, dass man finanziell in der Lage war, solche Dinge nach Lust und Laune zu kaufen und zu verkaufen, sondern auch, dass man zu den Menschen gehörte, die keine Sekunde zögerten, es auch zu tun.
    Inzwischen war das unerträgliche Kind am anderen Ende der Leitung nicht mehr zu hören, wofür Michalovic zutiefst dankbar war. Vielleicht hatte die Frau es in ein Nebenzimmer gescheucht oder in sein Zimmer, wo es hingehörte. Michalovic schüttelte missbilligend den Kopf. Wäre dieses Kind

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