Sieh mich an, Al Sony

die Lieferung und dem Lieferanten das Geld. Er muß verrückt gewesen sein, alles in einem Kartenspiel zu riskieren.«
    »Na klar. Er war auf TILT.«
    Ich schüttelte verständnislos den Kopf.
    »TILT. Wie beim Flipper. Es bedeutet, die Kugel rollt noch, aber Sie haben verloren. So ein TILT gibt’s für einen Kartenspieler auch. Er verliert, aber er denkt immer noch, er kann gewinnen.«
    Ich wandte den Blick von seinem Gesicht und schaute an meinem Kleid herunter, als ein neuerliches warmes Rinnsal aus meinen Brustwarzen quoll. Ich bedeckte meine Brust mit beiden Händen, beugte mich wieder nach vorn und stützte mit rotem Gesicht die Ellbogen auf den Tisch. Pal streckte die Hand aus und berührte meinen Arm.
    »Kommen Sie, ich bringe Sie nach Hause, Mama«, sagte er.
     
    Pals Schnurrbart roch nach Bier, Zigaretten und Muttermilch.
    Er lag schamlos nackt in voller Länge ausgestreckt auf meinem Sofa und hielt seinen Penis in der einen und eine frische Marlboro in der anderen Hand. Ich küßte ihn noch einmal zärtlich und kletterte dann über seine behaarte Brust hinweg, um aufzustehen.
    »Du hast einen hübschen Arsch«, stellte er fest.
    »Ich dachte, du hast gern mehr Fleisch an einer Frau«, sagte ich.
    »War gelogen.« Er zog an seiner Zigarette und paffte selbstzufrieden eine Rauchwolke von sich.
    »War gut, was? Sexy, so was«, fügte er hinzu, als ich wegging. Na, wenigstens war es aufrichtiger als »Wie war es denn für dich?«, und besser als nichts war es auf alle Fälle. Der Mann war in dieser Abteilung nicht von Zweifeln geplagt. Er hatte so was schon mal gemacht. Er nannte das Trockene »Land«, und die Sammlung von Wasser nannte er Meer, und er sah, daß es gut war. Und es war wirklich nicht schlecht, kann ich Ihnen sagen, und ich fühlte mich mit dem Mann wohler, als ich zugeben wollte. Es störte mich nicht, vor ihm zu stehen, während er seine gierigen Blicke über meine Rückseite schweifen ließ und zusah, wie ich über unsere Kleider stelzte, um ihm einen Aschenbecher zu holen. Ich war zufrieden, mein Bauch war voll, meine ausgewachsenen Kopfschmerzen waren fast weg, und ich fühlte mich stark in mir selbst, als ich mich zu seinen Füßen auf das Ende des Sofas setzte und mit der Hand um meine Brüste herumstrich. Es war ein gutes Gefühl, ein Gefühl der Vollständigkeit, der erdigen Kraft und — wunderlicher-Weise — der Freiheit. Ich hatte dieses leise Nörgeln im Hinterkopf nicht gehört, als er in mir gekommen war. Das Nörgeln, das immer da war, mehr oder weniger stark, wie ein zwergengroßer Vater, der mich warnte was passieren konnte beim Sex. Darüber war ich hinaus. Es war schon passiert, und so war ich frei. Ich konnte mich wirklich loslassen.
    »War sehr gut«, sagte ich.
    »Kleine Mama mit ihren kleinen Galuska.«
    »Mit ihren was?«
    »Galuska ... mit ihren Klößchen. Sehr lecker.«
    »Also bitte...! «
    Irgendwo in einer fremden Wohnung ging Musik los. Nachbarn kehrten aus den Pubs zurück, schwebten womöglich zu einer kleinen Party ein, um ein bißchen zu rauchen, und dum-di-dum dröhnte Reggae durch die Wände in unseren Raum. Es war okay. Okay, wenn man wissen wollte, daß andere Menschen da waren. Es war jetzt okay, wie es durch unsere Stille vibrierte. Pal griff nach der Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Er zappte durch die Kanäle, ging über Bierwerbung hinweg, über Autowerbung, verweilte bei einem Gespräch zwischen einer wütenden Frau und ihrem Mann, schaltete zu den Nachrichten um und verfolgte einen Bericht über die US Navy im Golf.
    »Das ist die nächste Gegend«, sagte er.
    Ich antwortete nicht.
    »Nach dem kalten Krieg. Das ist die nächste Gegend. Die Anspannung wird sich auflösen, und das Gummi in der Unterhose der Welt wird dort reißen«, sagte er und zeigte auf den Bildschirm. Dann drückte er hart auf die AUS-Taste.
    »Kaffee?« fragte ich.
    Pal schwenkte den Arm herum und drückte seine Zigarette aus.
    »Nachher«, sagte er, beugte sich vor und zog mich zwischen seine Beine.
     
    Ich ging aus dem matterleuchteten Zimmer in die halbdunkle Küche und tastete an der Wand nach dem Lichtschalter. Ich war jetzt müde, aber Pal wollte ein kaltes Bier, bevor er zu Bett ging. Zu essen hatte ich vielleicht nichts, aber daß ich meine Vorräte an kaltem Bier stets nachfüllte, darauf war Verlaß, vor allem im Sommer. Die Nacht hatte sich bei dem klaren Himmel ein bißchen abgekühlt; kleine Wolken umschwebten den cremefarbenen Mond, der die