Sigma Force 01 - Sandsturm
offensichtlich einen Stromkreis zwischen den drei Artefakten geschlossen. Und die Kammer fungierte als magnetische Flasche, die die Energie festhielt.
»Wir müssen hier raus«, drängte Omaha.
Doch Safia schaute nur verzaubert. Sie wurden eben Zeuge eines Prozesses, der vor Jahrtausenden in Gang gesetzt worden war. Wie konnte sie da weggehen?
Omaha packte sie am Ellbogen, seine Finger gruben sich tief in ihr Fleisch. »Saff, die Schlüssel! Sie sind wie das eiserne Kamel im Museum. Und jetzt bildet sich hier drinnen ein Kugelblitz.«
Safia erinnerte sich an das Video im British Museum. Das rötliche Leuchten des Meteoriten, das strahlende Blau des Kugelblitzes. Omaha hatte Recht.
»Ich glaube, wir haben hier unten gerade eine Bombe aktiviert«, sagte Omaha, zog Safia auf die Füße und schob sie zur Klappleiter. »Und die wird gleich explodieren.«
Als Safia den Fuß auf die erste Sprosse stellte, wurde die Welt plötzlich blendend hell. Sie zuckte zusammen und erstarrte, wie ein Reh im Scheinwerferlicht.
Der Helikopter war zurückgekehrt und kreiste jetzt direkt über dem Schlundloch.
Unten erwartete sie der Tod … und oben ebenfalls.
18
Hinab in das Kaninchenloch
4. Dezember, 11:02
Shisur
Painter lag flach auf dem Dach des Schlackensteinhauses. Er hatte sich seinen Umhang fest unter die Beine geklemmt und die Zipfel seines Gesichtstuchs festgesteckt. Er wollte nicht, dass irgendein flatterndes Stoffstück seine Position verriet.
Er wartete, bis der Hubschrauber die Stadt noch einmal überflogen hatte. Er hatte nur einen Schuss. Er musste davon ausgehen, dass der Hubschrauber mit einem Nachtsichtgerät ausgestattet war. Das Mündungsfeuer würde seine Position verraten. Er wartete, das auf einem Stativ ruhende Galil-Scharfschützengewehr an der Wange. Diese israelische Waffe, die er sich von einer Rahim geborgt hatte, war zielgenau bis auf dreihundert Meter. Aber nicht in diesem Sturm, nicht, wenn die Sicht so schlecht war. Er brauchte einen kürzeren Abstand zum Hubschrauber.
So lag er da und wartete.
Der Helikopter war irgendwo da oben und suchte. Ein im Sturm versteckter Luftjäger. Die geringste Bewegung, und er würde mit seinen zwei Maschinengewehren das Feuer eröffnen.
Painter sah den Lichtschein bei den Ruinen. Der zweite Hubschrauber. Er hoffte, dass Safia und Omaha in Deckung geblieben waren. Kurz zuvor, als er zum ersten Mal die Gefahr spürte, hatte er versucht, sie anzufunken, aber irgendetwas blockierte das Signal. Vielleicht Interferenzen des Sturms. Dann hatte er versucht, sie zu Fuß zu erreichen, aber die Hubschrauber kreisten bereits und würden alles ins Visier nehmen, was sich bewegte.
Wenn Vögel in der Luft waren, dann war das nicht nur ein kleiner Spähtrupp. Cassandra hatte irgendwie gemerkt, dass man sie in die Irre geführt hatte, und war mit einer ganzen Streitmacht angerückt.
Im Ohrstöpsel seines Funkgeräts knisterte es, er hatte den Kanal offen gelassen. Worte drangen durch das weiße Rauschen. »Commander.« Es war Coral, die ihm die Lage am Boden berichtete. »Wie Sie befürchtet haben, kommt der Gegner von allen Seiten. Sie durchsuchen Haus für Haus.«
Painter drückte auf den Senderknopf und hoffte dabei, dass der Sturm ihren Wortwechsel vor fremden Ohren abschirmte. »Die Kinder und die alten Frauen?«
»Bereit. Barak wartet auf Ihr Signal.«
Painter suchte den Himmel ab. Wo bist du? Er musste den Helikopter abschießen, denn ansonsten bestand überhaupt keine Hoffnung, der Schlinge zu entkommen, die sich um die Stadt zuzog. Sie hatten vor, in westlicher Richtung durchzubrechen, unterwegs Safia und Omaha bei den Ruinen abzuholen und sich dann in das Unwetter zu stürzen. Der Sturm wurde zwar mit jeder Minute schlimmer, aber er deckte auch ihren Rückzug. Wenn sie Cassandra die Ruinen überließen, würde sie sie vielleicht nur halbherzig verfolgen. Wenn sie es nur bis zu den Bergen schafften …
Painter spürte, wie sich in seiner Brust Wut zusammenballte. Er hasste es, sich zurückziehen zu müssen, Cassandra hier den Sieg zu überlassen. Vor allem nach der Entdeckung der geheimen Kammer und des Schlundlochs. Cassandra würde mit Sicherheit schweres Ausgrabungsgerät heranschaffen lassen. Da unten war etwas. Die Rahim waren der lebende Beweis für etwas ganz Außergewöhnliches. Seine einzige Hoffnung war es, sich mit Safia aus dem Staub zu machen und Cassandra so lange aufzuhalten, dass er in Washington jemanden alarmieren konnte, jemanden, der noch
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