Sigma Force 01 - Sandsturm
von zwei Sesseln mit hoher Rückenlehne, gepolstert nach omanischer Tradition und bezogen mit einem rot, grün und weiß gestreiften Stoff, den Nationalfarben Omans. Der ganze Raum war eine Mischung aus britischem und omanischem Stil, ein Bekenntnis zur gemeinsamen Geschichte.
Doch die Hauptattraktion des Raums war die breite Fensterreihe, die auf den dunklen Ozean hinausging. Kara stand vor diesem Panorama aus Sternenhimmel und mondhellem Wasser. Sie hatte ihre Tageskleidung ausgezogen und trug jetzt einen dicken Frotteemantel. Die Füße waren nackt. Sie drehte sich um, als er eintrat, denn sie hatte sein Spiegelbild im Fenster gesehen.
»Das ist dann alles, Yanni«, sagte sie und entließ den Steward.
Nachdem er die Suite verlassen hatte, hob sie die Hand und deutete in die ungefähre Richtung der Sofas. »Ich würde Ihnen ja gerne einen Schlummertrunk anbieten, aber dieser verdammte Kahn ist so trocken wie ganz Arabien.«
Painter ging zur Sitzgruppe und nahm auf einem der Sofas Platz. Kara setzte sich in einen Sessel.
»Kein Problem. Ich trinke keinen Alkohol.«
»AA?«
»Persönliche Vorliebe«, entgegnete er stirnrunzelnd. Offensichtlich war das Klischee vom betrunkenen Indianer auch in Großbritannien noch nicht ausgerottet – wobei es allerdings eines wahren Kerns nicht entbehrte. Auch sein Vater hatte in einer Flasche Jack Daniels mehr Trost gefunden als bei Familie und Freunden.
Sie zuckte die Achseln.
Painter räusperte sich. »Sie hatten erwähnt, sie wollten mich in Bezug auf die Expeditionsroute auf den neuesten Stand bringen?«
»Die Informationen werden eben ausgedruckt und liegen vor Sonnenaufgang unter Ihrer Tür.«
Painter kniff ein Auge zusammen. »Warum dann dieses mitternächtliche Treffen?« Er merkte, dass er ihre nackten Knöchel anstarrte, als sie die Beine übereinander schlug. Hatte sie ihn aus persönlicheren Gründen zu sich gebeten? Er wusste aus seinen Instruktionen, dass Kara Kensington die Männer öfter wechselte als die Frisur.
»Safia«, antwortete sie schlicht, was ihn überraschte.
Painter schaute sie mit einem Blinzeln an.
»Ich merke es an der Art, wie sie Sie ansieht.« Dann machte sie eine lange Pause. »Sie ist zerbrechlicher, als es den Anschein hat.«
Und zäher, als ihr alle glaubt, ergänzte er in Gedanken.
»Wenn Sie sie nur benutzen wollen, sollten Sie sich danach besser irgendeinen vergessenen Winkel dieser Welt als Versteck aussuchen. Wenn es nur um Sex geht, halten Sie Ihre Hose am besten geschlossen, sonst fehlt Ihnen irgendwann ein wichtiger Teil Ihrer Anatomie. Also, worum geht’s?«
Painter schüttelte den Kopf. Zum zweiten Mal in wenigen Stunden fragte man ihn über seine Zuneigung zu Safia aus: zuerst seine Partnerin und jetzt diese Frau. »Weder das eine noch das andere«, sagte er barscher als beabsichtigt.
»Das müssen Sie mir schon genauer erklären.«
Painter machte ein ausdrucksloses Gesicht. Karas Fragen konnte er nicht so leicht abtun wie zuvor Corals. Genau genommen wäre ihre Kooperation für seinen Auftrag förderlicher als ihre gegenwärtige Feindseligkeit. Aber er blieb stumm. Ihm fiel nicht einmal eine gute Lüge ein. Die besten Lügen waren immer die, die der Wahrheit am nächsten kamen – aber was war die Wahrheit? Was empfand er wirklich für Safia?
Zum ersten Mal dachte er eingehender darüber nach. Zweifellos fand er Safia attraktiv: ihre smaragdgrünen Augen, ihre glatte, dunkel getönte Haut, die Art, wie sogar ein schüchternes Lächeln ihr Gesicht erstrahlen ließ. Aber er hatte in seinem Leben schon viele schöne Frauen kennen gelernt. Was war also so besonders an dieser Frau? Safia war klug und gebildet, und sie besaß eine gewisse Stärke, die die anderen gar nicht zu bemerken schienen, einen Kern aus Granit, der nicht zerstört werden konnte.
Doch wenn er zurückdachte, war Cassandra ebenso stark, findig und schön gewesen, und er hatte Jahre gebraucht, um auf sie zu reagieren. Was hatte Safia an sich, das seine Gefühle so schnell in Aufruhr brachte?
Er hatte einen Verdacht, aber einen, den er kaum zugeben wollte … nicht einmal vor sich selbst.
Während er zur Fensterreihe starrte, stellte Painter sich Safias Augen vor, die sanfte Verletztheit hinter dem smaragdenen Glanz. Er erinnerte sich an ihre Arme um seine Schultern, als sie vom Museumsdach herabgelassen wurde, wie sie sich fest an ihn drückte, das Flüstern der Erleichterung, die Tränen. Auch damals war etwas an ihr gewesen, das seine Hand um
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