Sigma Force 01 - Sandsturm
bedrohlicher klang.
Omaha fasste die Treppe ins Auge und wollte losstürmen. »Wir müssen zu den anderen.«
Zu Safia.
Coral stand auf und versperrte ihm mit dem Arm den Weg. »Wir brauchen Waffen.«
Von oben war ein Gewehrschuss zu hören, in dem engen Raum klang er sehr laut.
Beide traten einen Schritt zurück.
Coral warf Omaha einen Blick zu. Er starrte nach oben, unentschlossen, ob er zu Safias Kabine stürzen oder vorsichtig vorgehen sollte. Vorsicht gehörte nicht zu seinen Primärtugenden. Aber die Frau hatte Recht. Fäuste gegen Kugeln, das war kein guter Rettungsplan.
Er drehte sich um. »Unten im Frachtraum sind Gewehre und Munition«, sagte er und deutete auf eine Bodenluke, die in die Bilge führte. »Wir sollten da durchkriechen können und so zum Hauptfrachtraum kommen.«
Coral umfasste ihren Dolch fester und nickte. Sie gingen zu der Luke, öffneten sie und kletterten über eine kurze Leiter in die niedrige Bilge. Es roch nach Algen, Salz und Eichenharz. Omaha ging als Letzter.
Ein neuer Feuerstoß war zu hören, unterbrochen von einem gellenden Schrei. Ein Mann, keine Frau. Dennoch zuckte Omaha zusammen und hoffte inständig, dass Safia in Deckung blieb.
Er verfluchte sich für diese Angst, als er die Luke schloss. Dunkelheit hüllte sie ein. Blind stolperte er die kurze Leiter hinunter und landete mit einem leisen Platschen in der Bilge.
»Hat jemand eine Taschenlampe mitgebracht?«, fragte er.
Niemand antwortete.
»Klasse«, murmelte Omaha. »Einfach Klasse.«
Etwas krabbelte über seinen Fuß. Ratten.
01:58
Painter lehnte sich aus dem Fenster. Ein Zwei-Mann-Jetski surrte unter ihm und sauste unter dem überhängenden Vorderdeck hindurch. Der Auspuff war schallgedämpft, kaum hörbar raste das Gefährt vorbei und zog eine v-förmige Kielwelle hinter sich her. Auch in der Dunkelheit erkannte er das Modell.
Von DARPA entwickelt, ein experimenteller Prototyp für verdeckte Operationen.
Der Pilot saß tief geduckt hinter der Windschutzscheibe, während der Beifahrer etwas erhöht ein drehbar gelagertes, gyroskopisch stabilisiertes Sturmgewehr bediente. Beide Männer trugen Nachtsichtgeräte.
Die Patrouille rauschte vorbei. Er zählte vier solcher Einheiten. Wahrscheinlich kreisten in gewisser Entfernung noch mehr. Auf dem dunklen Wasser konnte er keinen Hinweis auf das Kommandoschiff erkennen, das diesen Stoßtrupp mit Sicherheit abgesetzt hatte. Wahrscheinlich hatte es unbemerkt irgendwo seitlich der Yacht gestoppt, die Jetskis abgeladen und war dann sofort davongerast, um Sicherheitsabstand zu halten, bis es Zeit war, die Teams wieder aufzunehmen.
Er zog den Kopf ein.
Kara kauerte hinter einem Sofa, sie sah allerdings eher wütend als ängstlich aus.
Gleich nach der ersten Explosion hatte Painter vor die Tür geschaut. Durch die Deckluke hatte er im Heck Rauch und einen unheilvollen roten Schein bemerkt.
Eine Brandgranate.
Sogar dieser kurze Blick hätte ihn beinahe das Leben gekostet. Ein Mann in schwarzer Tarnuniform tauchte plötzlich im Durchgang auf. Painter zog sich schnell zurück, als der Mann die Öffnung unter Feuer nahm. Ohne die Metallverstärkung der Tür zur Präsidentensuite wäre er von den Kugeln durchsiebt worden. Nachdem er die Tür verriegelt hatte, erläuterte er Kara seine Einschätzung der Lage.
»Sie haben den Funkraum zerstört.«
»Wer?«
»Keine Ahnung … wie’s aussieht, eine paramilitärische Gruppe.«
Painter ging vom Fenster weg und kauerte sich neben Kara. Er wusste ganz genau, wer das Team anführte. Es bestand kein Zweifel. Cassandra. Die Jetskis waren gestohlene DARPA-Prototypen. Sie musste irgendwo da draußen sein. Wahrscheinlich sogar an Bord, als Kommandantin des Stoßtrupps. Er stellte sich das entschlossene Funkeln in Cassandras Augen vor, die beiden Furchen der Konzentration zwischen ihren Augen. Schnell verdrängte er den Gedanken wieder, denn der Stich, den er plötzlich in der Brust spürte, überraschte ihn, etwas zwischen Wut und Verlust.
»Was sollen wir jetzt tun?«, fragte Kara.
»Bleiben, wo wir sind … im Augenblick.«
In der Präsidentensuite waren die beiden vor unmittelbarer Gefahr geschützt, die anderen draußen aber nicht. Die omanischen Matrosen waren gut trainiert, sie hatten schnell auf die Bedrohung reagiert und den Angreifern einen heftigen Schusswechsel geliefert. Aber die Matrosen an Bord dieses Schiffes waren vorwiegend jung und nur leicht bewaffnet, und Cassandra kannte mit Sicherheit ihre Schwächen.
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