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Sigma Force 02 - Feuermönche

Titel: Sigma Force 02 - Feuermönche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Rollins
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hin oder her, es war eine gute Kreuzung, eine Verbindung von österreichischem Habsburgerblut mit einem Berner Geschlecht. Als das Kind in meinem Bauch heranwuchs, verstand ich das nach und nach. Auf diese Weise stärkte der Orden reine Abstammungslinien. Mein Vater bläute mir das ein. Ich begriff, dass ich von einem Adelsgeschlecht abstammte, das bis zu Kaisern und Königen zurückreichte. «
    Rachel versuchte, das Grauen zu verstehen, das ihrer Großmutter als jungem Mädchen widerfahren war. Hatte ihre Großmutter sich die Grausamkeit und die Erniedrigung dadurch erträglich gemacht, dass sie sie als Teil eines größeren Plans auffasste? Offenbar hatte ihr Vater in diesem zarten Alter eine Gehirnwäsche bei ihr durchgeführt. Rachel bemühte sich, Mitgefühl mit der alten Frau aufzubringen, doch es gelang ihr nicht.
    » Mein Vater brachte mich nach Italien, nach Castel Gandolfo, wo sich die Sommerresidenz des Papstes befindet. Dort brachte ich deine Mutter zur Welt. Eine Schande. Ich wurde deswegen geschlagen. Man hatte auf ein männliches Kind gehofft. «
    Ihre Großmutter schüttelte traurig den Kopf und fuhr mi t i hrer neuen Version der Familiengeschichte fort. Sie erzählte, dass sie mit einem anderen Mitglied des Drachenordens verheiratet worden sei, der in Castel Gondolfo enge Verbindungen zur Kirche unterhalten habe. Das sei eine Zweckehe gewesen, die der Täuschung diente. Ihre Familie sei dazu bestimmt worden, ihre Kinder und Enkelkinder als Maulwürfe, als unwissende Spione des Ordens, in die Kirche einzuschleusen. Um das Geheimnis zu wahren, habe man Rachels Mutter und Onkel Vigor über ihr verfluchtes Erbe im Unklaren gelassen.
    » Du aber wurdest zu Höherem bestimmt «, sagte ihre Großmutter mit unerbittlichem Stolz. » Du hast dich des Drachenbluts in deinen Adern als würdig erwiesen. Man ist auf dich aufmerksam geworden und hat beschlossen, dich in den Orden aufzunehmen. Dein Blut war zu kostbar, um es zu verschwenden. Der Imperator hat dich persönlich dazu bestimmt, unser Familienblut mit dem alten Sauvage-Geschlecht zu kreuzen. Deine Kinder werden Könige unter Königen sein. «
    Die Augen ihrer nonna leuchteten vor Begeisterung . » Molti bellissimi bambini. Alle Könige des Ordens. «
    Rachel hatte nicht einmal mehr die Kraft, auch nur den Kopf zu heben. Sie schlug die Hände vors Gesicht. Vor ihrem geistigen Auge zog im Zeitraffer ihr Leben vorbei. Was war echt gewesen, was Täuschung? Wer war sie? Sie dachte an die zahllosen Male, da sie sich bei Meinungsverschiedenheiten mit ihrer Mutter auf die Seite ihrer Großmutter geschlagen hatte. Ihre nonna hatte ihr sogar Ratschläge zu ihrem Liebesleben erteilt. Sie hatte die alte Frau verehrt und ihr nachgeeifert, hatte Hochachtung vor ihrem harten, nüchternen Urteil gehabt. Aber war das wirklich Standfestigkeit gewesen oder vielmehr Ausdruck einer Psychose? Was sagte das über sie selbst aus? Sie stammte von der gleichen Blutlinie ab wie ihre Großmutter … und wie Raoul, dieses Schwein.
    Wer war sie?
    Eine neue Angst zwang sie zu sprechen. » Was … was ist mit Onkel Vigor … mit deinem Sohn? «
    Ihre Großmutter seufzte. » Er hat seine Rolle in der Kirch e a usgefüllt. Da er im Zölibat lebt, ist seine Blutlinie gekappt. Jetzt wird er nicht mehr gebraucht. Du wirst unser Familienerbe in eine glorreiche Zukunft hinüberretten. «
    Rachel hörte die Qual aus ihren Worten heraus und blickte auf. Sie wusste, dass ihre Großmutter Vigor liebte … sogar mehr als Rachels Mutter. Sie fragte sich, ob ihre Großmutter ihrer Tochter vielleicht unbewusst nie verziehen hatte, dass sie bei einer Vergewaltigung gezeugt worden war. Setzte sich dieses Trauma vielleicht in die nächste Generation fort? Rachels Beziehung zu ihrer Mutter war immer angespannt gewesen, belastet von einem unausgesprochenen Schmerz, den sie beide weder verstanden noch zu überwinden vermochten.
    Und wo würde das aufhören?
    Ein lauter Ruf lenkte ihre Aufmerksamkeit zur Tür. Männer näherten sich. Rachel richtete sich auf, ihre Großmutter desgleichen. Sie waren einander ja so ähnlich …
    Auf dem Gang marschierte ein Trupp Bewaffneter vorbei. Bedrückt musterte sie den Zweiten in der Reihe. Es war Gray; die Hände auf den Rücken gefesselt, stapfte er an ihr vorbei. Er warf einen Blick in die Zelle. Seine Augen weiteten sich, und er geriet ins Stolpern.
    » Rachel … «
    Raoul versetzte Gray einen Stoß, blickte triumphierend in die Zelle und hielt einen Gegenstand an

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